
Voller Fokus auf die friedlichen Fans!
(Foto: IMAGO/Eibner)
Die Europameisterschaft im eigenen Land war und ist nicht nur eine tolle Zeit für alle Fußballfans, sie hat auch einige Dinge aufgezeigt, die es in der kommenden Bundesliga-Saison dringend zu verbessern gilt. Doch nicht bei allen Lehren können DFB und DFL alleine aktiv werden.
Auch wenn die Europameisterschaft in unserem Land noch bis zum nächsten Wochenende läuft, kann man jetzt schon drei zentrale Lehren aus diesem Turnier ziehen. Und auch wenn nicht alles sofort umgesetzt werden kann, sollte die Bundesliga ein großes Interesse daran haben, diese Themen in den nächsten Wochen und Monaten in den Vordergrund zu stellen. Denn schon bei der ersten Lehre wird klar: So kann es einfach nicht mehr weitergehen!
Als der größte nationale Sport-Fachverband der Welt muss der DFB in Zusammenarbeit mit der DFL im Interesse der Bundesliga (und des gesamten Fußballs) darauf dringen, dass die Handregel endlich und endgültig in einer Art modifiziert wird, dass sie eindeutig und für alle jederzeit nachvollziehbar und gerecht wird. Es ist schlicht eine Katastrophe, wie dieses Thema die Fußballwelt seit Jahren auf eine äußerst unangenehme und schädliche Art und Weise beschäftigt. Es muss endlich und unwiderruflich eine Lösung her, die Klarheit schafft.
Eine Lösung muss her
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Denn was die Funktionäre offensichtlich vollkommen aus den Augen verloren haben: Die komplette Debatte rund um das Handspiel des Spaniers Marc Cucurella im Viertelfinalspiel gegen Deutschland hat tiefgreifende Auswirkungen bis hinunter in den Kinder- und Jugendfußball. Wer sich nur einmal anschaut, welches Bild die diametral verlaufenen Aussagen und Diskussionen gerade auch bei den Heranwachsenden hinterlassen haben, wird verstehen, dass diese Wut und Ohnmacht nicht nur die Bundesliga - als Vorbild und Leitmedium - beschäftigen wird, sondern auch den Alltag in den unteren Ligen. Mit - und das kann man jetzt schon prognostizieren - häufig fatalen Auswirkungen auch für die Nachwuchs-Schiedsrichter.
Wie auch immer eine solche Lösung aussehen mag: Sie muss jetzt sofort auf breiter Basis unter Mitwirkung aller Akteure im Interesse des Fußballs weltweit angestoßen werden. Denn die Diskrepanz zwischen dem Handspiel Dänemarks gegen Deutschland und dem Handspiel Spaniens gegen die DFB-Elf wird über kurz oder lang wieder zu erbitterten Diskussionen - und am Ende auch fatalen Ungerechtigkeiten - führen, die das Potential haben, den Fußball auch im Nachwuchs- und Amateurbereich nachhaltig zu schädigen.
Her mit der "Mecker-Regel"
Wie man das Spiel auch heute noch verbessern kann und wie der Fußball lernen und als Vorbild auftreten kann, zeigt die Lehre Nummer 2. Die sogenannte "Mecker-Regel" hat sich vollumfänglich bei dieser Europameisterschaft bewährt. Man kann sich jetzt schon vorstellen, wie sie auch die Bundesliga noch attraktiver werden lässt. Denn mal im Ernst: Wen haben die ständig lamentierenden Profis nicht schon immer gestört?
Und auch in diesem Fall sollte die Bundesliga an den Nachwuchs und die Amateure denken. Wenn die allwöchentlichen Bilder von den wild diskutierenden Stars im TV und Internet nicht mehr allgegenwärtig sind, wird sich auch in all den unteren Ligen allmählich das ständige Meckern, Gestikulieren und Lamentieren einstellen. Eine großartige Vorstellung ist das. Bitte, liebe Bundesliga, sofort einführen (und nicht nur prüfen)!
Und beim Gedanken an die dritte Lehre sollte allen Menschen nach dieser Europameisterschaft das Herz aufgehen. Wie die Fans aus aller Herren Länder in der Regel friedlich und so herrlich emotional gemeinsam miteinander gefeiert haben, das wünschen wir uns auch in der kommenden Bundesliga-Saison. Denn bei all den Diskussionen rund um die Fans im Ligaalltag wird häufig ein Bild von den Anhängern gemalt, das nicht der Realität entspricht.
Fokus auf feiernde Fans
Ein ganz großer Teil der Fans ist nämlich an jedem Spieltag ebenso voller Vorfreude, positiver Gefühle und ansteckender Kreativität wie beispielsweise die Anhänger aus Schottland oder den Niederlanden. Sie wollen einfach gemeinsam mit Freunden und anderen Fans eine gute Zeit zusammen haben.
Doch genau diese Bilder, wie diese Anhänger Woche für Woche friedlich rund um die Spiele gemeinsam ein Bier trinken und zusammen feiern, finden viel zu selten Eingang in die Berichterstattung. Und das sind 99 % aller Begegnungen zwischen Fans. Es ist der Alltag! Leider läuft aber zumeist genau dieses eine Prozent in den Medien rauf und runter und vermittelt der Allgemeinheit ein völlig falsches und verzerrtes Bild vom Normalfall. Die Konsequenzen daraus (wie vermehrte Polizeieinsätze) sind nicht selten eher kontraproduktiv.
Vielleicht schaffen es ja die wunderschönen Erinnerungen an die vielen herrlichen Eindrücke von feiernden Fans das Bild des Fußballanhängers an sich in der Öffentlichkeit nachhaltig etwas positiver zu gestalten. Aber auch die DFL sollte im Interesse der Bundesliga in Zukunft viel häufiger den Fokus genau auf diese Fans legen, wie sie Woche für Woche nicht nur ihre Mannschaft unterstützen, sondern in der Regel auch friedlich und fröhlich gemeinsam mit den Anhängern anderer Vereine feiern.
Quelle: ntv.de