Tischtennis-Team verpasst Bronze Annett Kaufmann verzweifelt, Kolleginnen weinen hemmungslos
10.08.2024, 14:05 Uhr
Der olympische Höhenflug von Annett Kaufmann endete im Bronze-Spiel gegen Südkorea.
(Foto: REUTERS)
Ins Bronze-Match bei den Olympischen Spielen gehen die deutschen Tischtennis-Spielerinnen nur mit Außenseiterchancen. Diese erfüllen sich nicht. Auch, weil die zuvor phänomenale Annett Kaufmann diesmal schwächelt. Am Ende steht eine Blitz-Niederlage gegen Südkorea.
Die deutschen Tischtennis-Frauen träumen im kleinen Olympia-Finale von einer Medaille. Gegner ist Südkorea. Und der erweist sich am frühen Samstagmorgen als zu stark. Mit 0:3 geht das Team um die gerade einmal 18 Jahre alte Turnier-Entdeckung Annett Kaufmann geschlagen von der Platte. Die junge Deutsche, die bis zu diesem Zeitpunkt all ihre fünf Spiele gewonnen hatte, stieß an ihre Grenzen. Kaufmann erwischte beim 0:3 gegen Lee Eunhye einen fürchterlichen Start. Der zog ihr für den Rest des Spiels den Zahn. Sie fand nie ihren Rhythmus.
"Gerade ist es schwer", sagte die verzweifelte Kaufmann nach dem Spiel unter Tränen. "Aber wenn ich wieder zuhause bin und Pause vom Tischtennis habe, kann ich auch das Positive sehen. Die Enttäuschung ist aber groß." Bundestrainerin Tamara Boros zeigte sich "wirklich stolz auf die Mädels. Der vierte Platz ist auch gut für uns." Im ARD-Interview stand das gesamte Team und weinte bittere Tränen. Kaufmann war die einzige, die Worte fand.
In den vergangenen Tagen hatte die 18-Jährige mit Zauberschlägen und einem furchtlosen Spiel für große Begeisterung gesorgt. Ihre Teamkollegin Shan Xiaona staunte gar: "Sie ist ein Wunder, wirklich. Sie ist zum ersten Mal bei Olympia. Dass sie so gut spielen kann mit 18." Doch von dieser Form, die sie neben dem französischen Wunderkind Felix Lebrun zum Highlight in der Arena Paris Süd 4 gemacht hatte, war sie gegen Lee Eunhye meilenweit entfernt. Sie kam mit dem Aufschlag der Nummer 44 der Welt nicht klar und wirkte zunehmend ratlos. In einer Auszeit reagierte sie verzweifelt auf die Tipps ihrer Kolleginnen. Es wollte nichts gelingen.
Doppel verpasst die dicke Überraschung
Das galt auch im abschließenden Einzel. Die angeschlagene Shan Xiaona war gegen Jeon Jihee chancenlos. Auch sie fand nie zu ihrem Spiel und unterlag ebenfalls glatt und schnell mit 0:3 in den Sätzen. Jeon Jihee bescherte den südkoreanischen Tischtennis-Frauen mit ihrer blitzsauberen Leistung die erste Olympiamedaille seit 2008.
Shan Xiaona war zu Beginn, im Doppel an der Seite von Yuan Wan, noch gut unterwegs gewesen. Erst nach einem großen Kampf waren sie den Favoritinnen unterlegen, holten einen 0:2-Satzrückstand auf, wehrten dabei auch einen Matchball ab. Ganz bitter: Im entscheidenden Durchgang führten sie bereits mit 7:4, ehe sie leichte Punkte vergaben und die Südkoreanerinnen plötzlich wieder selbstbewusst und offensiv agierten.
Erstmals ohne Medaille seit 2004
Zuletzt hatte ein deutsches Frauen-Team bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro eine Medaille geholt. Damals gab es Silber. Für die Mannschaft war das Erreichen des kleinen Finals dennoch ein Erfolg. Denn sie trotzten bitteren Rückschlägen. Nina Mittelham, die in der Weltrangliste auf Rang 17 bestplatzierte deutsche Spielerin, hatte sich bei ihrem Zweitrunden-Aus im Einzel in Paris eine Bandscheibenverletzung zugezogen. Die andere Topspielerin und Verteidigungsspezialistin Ying Han konnte wegen eines Achillessehnenrisses erst gar nicht anreisen. Shan trat von einer Bandscheibenverletzung beeinträchtigt an.
Die äußerst stimmungsvollen Sommerspiele von Paris beendet der Deutsche Tischtennis-Bund ohne Edelmetall, das hatte es zuletzt 2004 in Athen gegeben. Zudem geht die große internationale Karriere von Timo Boll zu Ende. Sein Auftritt gegen den Schweden Anton Källberg im Viertelfinale des Teamwettbewerbs war sein letztes Spiel auf der großen Bühne.
Quelle: ntv.de, tno