Bronze-Party mit dem Bruder Die fulminante Show des Felix Lebrun lässt Paris beben
09.08.2024, 14:23 Uhr
Ein neuer Tischtennis-Gigant: Felix Lebrun.
(Foto: REUTERS)
Frankreich holt die nächste Bronze-Medaille im Tischtennis. Dieses Mal feiert das Team um Felix Lebrun, der zuvor schon im Einzel Edelmetall gewonnen hatte. In einem spektakulären Schlagabtausch mit Japan macht es das Wunderkind in gleich zwei Einzeln spannend.
Gigantische Party in der Arena Süd 4: Frankreichs Tischtennisspieler feiern die zweite Bronzemedaille bei den Olympischen Heimspielen. Nach dem dritten Platz im Einzel von Wunderkind Felix Lebrun landete auch die Mannschaft auf dem Bronze-Rang. Gold holte sich Dauersieger China mit einem 3:0 gegen Schweden.
Spannender war das Duell um Platz drei, es ging hin und her, ehe Lebrun das entscheidende Duell gegen Hiroto Shinozuka mit etwas Mühe mit 3:1 für sich entschied. Große Zweifel an diesem Sieg hatte es aber nicht gegeben. Zu gut spielt der 17-Jährige, der in der Weltrangliste aktuell auf Rang fünf liegt, seit Monaten und vor allem bei diesen Olympischen Spielen, um gegen die Nummer 42 unter Stress zu geraten.
Diese bittere Erkenntnis dürfte auch bei den Japanern gereift sein, als ihnen klar wurde, wie die Paarung für das fünfte Spiel in diesem Kampf um drei Siege lauten würde. Und als Felix Lebrun seinen vierten Matchball direkt verwandelt hatte, gab es in diesem Tempel, der seit Tagen die Kraft eins Fußballstadions entfacht, kein Halten mehr. Er sprang zuerst in die Arme seines Bruders Alexis, dann ging es zu Simon Gauzy. Die beiden hatten mit einer herausragenden Leistung im Doppel gegen Topspieler Tomokazu Harimoto und den überraschend für das Team nominierten Linkshänder Shinozuka den Grundstein für den Erfolg gelegt.
Gauzy eskalierte komplett
In noch frischer Erinnerung an die Fußball-EM legte der DJ "Freed from desire" auf, die Fans schrien ihre Ekstase raus und die Spieler feierten. Gauzy eskalierte komplett, rannte wie ein Derwisch um die Platte und brüllte seine Freude raus. Was für ein Moment. Die Spieler tanzten schließlich im Kollektiv und genossen diese großen Glücks-Momente. Schon auch kurios. Mit 17 Jahren hat Felix Lebrun jetzt noch ein Highlight in seiner Karriere erlebt, das emotional kaum zu toppen sein wird. Zweimal Bronze, zweimal eine Halle, die laut wie bei einem Formel-1-Rennen war - und das auch noch zu Hause, vor großen Stars wie Zinédine Zidane.
Aber der Weg zum zweiten Edelmetall wurde am Ende spannender als gedacht. Die ersten beiden Sätze gingen an Felix Lebrun. Im dritten Satz wurde er aber fahriger und der Japaner immer stärker. Vor allem in den langen Ballwechseln. Forderten die intensiven Wochen in Paris jetzt ihren Tribut von dem jungen Franzosen? Shinozuka wehrte sogar einen Satzball ab, hatte in der finalen Phase des dritten Satzes aber auch sagenhaftes Netz- und Kantenglück. Mehrfach sprangen die Bälle so ab, dass Lebrun geschlagen war. Auch der Start in Satz vier gelang ihm nicht. Shinozuka war da, erarbeitete sich knappe Führungen. Doch schlug der Franzose zurück. Wie schon gegen den Deutschen Dimitri Ovtachrov im Einzel. Er kennt keine Nerven. Oder nur sehr wenige.
Lebrun macht es spannend
Rechtzeitig fing er sich, fand den Fokus zurück und erarbeitete sich erneut Matchbälle. Er brauchte noch zwei weitere Chancen gegen den furchtlosen Japaner. Die Fans zitterten, die französische Ecke auch. Sie waren bereit zum Feiern und mussten immer wieder warten. Erst die vierte Möglichkeit saß. Eine krachende Vorhand konnte Shinozuka nicht mehr abwehren. Endlich Party. Wer über Gold jubeln kann, wird ab 15 Uhr entschieden. Dann duellieren sich Dauer-Olympiasieger China und Schweden um Gold. Die deutsche Mannschaft war beim letzten Tanz von Legende Timo Boll im Viertelfinale mit 0:3 an den Skandinaviern gescheitert.
Die Nervenstärke hatte Lebrun schon früher am Tag bewiesen. Im Top-Duell gegen das ehemalige japanische Wunderkind Harimoto hatte er im fünften Satz drei Matchbälle gegen sich. Mit einem aggressiven und furchtlosen Spiel konterte er alle Angriffe in diesem mitreißenden Hochgeschwindigkeitsduell, das kaum lange Ballwechsel hatte. Beide Spieler setzten immer voll auf Angriff. Plötzlich stand es also 10:10. Lebrun erspielte sich seinerseits den ersten Matchball. Mit einer gnadenlosen Vorhand gegen den Aufschlag des Japaners versetzte er sich und das Stadion in Ekstase. Lebrun hüpfte vor Freude. Er wusste, wie wichtig dieser Sieg gewesen war. Mit 2:0 führte Frankreich nun in diesem Teamwettbewerb.
Die folgenden beiden Duelle gingen an Japan. Alexis Lebrun stemmte sich zwar gegen die Niederlage, war aber gegen Tomagi klar unterlegen. Zwar liegen beide in der Weltrangliste eng beieinander - der Franzose auf 18, der Japaner auf 16 - doch an der Platte waren die Kraftverhältnisse klar. Die Asiaten verkürzten und hatten im nächsten Duell wieder klar die Oberhand. Auch das kam mit Ansage. Harimoto ist einfach der klar bessere Spieler als Gauzy, der sich nach Kräften wehrte, aber wohl den besten Tag seines Lebens gebraucht hätte, um zu gewinnen. Aber dann kam ja noch einmal Lebrun, Felix Lebrun, das Wunderkind. Er hielt dem Druck stand: Bronze, Esktase.
Quelle: ntv.de