Technik

DxO One mit Lightning-Stecker So wird das iPhone zur Spitzenkamera

Einfach anstecken und fertig: Die DxO One macht klasse Fotos.

Einfach anstecken und fertig: Die DxO One macht klasse Fotos.

(Foto: jwa)

Eine Ansteck-Kamera fürs iPhone soll Fotos auf dem Niveau einer Spiegelreflex machen. Das Konzept ist einzigartig, die Bedienung spielend einfach, die Fotos überzeugend - doch die DxO One ist teuer und nicht ohne Makel.

Smartphone-Kameras sind vor allem deshalb gut, weil sie handlich sind und man sie immer dabei hat. Das ist praktisch, doch die Qualität der Fotos wird nie an eine "richtige" Kamera heranreichen. Eine Alternative zwischen der Handy-Knipse und einer Spiegelreflex soll die DxO One sein: für alle, die Wert auf schöne Fotos legen, aber keine sperrige Ausrüstung mit sich herum schleppen wollen. Aber hält sie auch, was sie verspricht? Der Test zeigt: Die Ansteck-Kamera hat zwar das Zeug, Hobbyfotografenträume wahr zu machen, aber auch Schwächen, die das Vergnügen trüben.

Der ausklappbare Lightning-Stecker verbindet die Kamera mit dem iPhone.

Der ausklappbare Lightning-Stecker verbindet die Kamera mit dem iPhone.

(Foto: jwa)

Zuerst einmal hat sie aber Neuigkeitswert, denn eine vergleichbare Lösung gibt es bislang nicht. Die DxO One verbindet sich per Lightning-Stecker mit dem iPhone. Die hochwertige Technik steckt in der Kamera, das Handy-Display dient als Sucher, die passende App hilft beim Fotografieren und Filmen und steuert die Kamera.

Die typischen Schwächen von Smartphone-Kameras umgeht die kompakte Knipse: Der Sensor ist mit 1 Zoll deutlich größer als in den meisten Smartphones und das Objektiv ist mit Blende f/1.8 sehr lichtstark. Die App bietet weitreichende Einstellungsmöglichkeiten für manuelle Eingriffe, jedes Foto wird auf Wunsch automatisch im verlustfreien RAW-Format auf der Kamera abgelegt und gleichzeitig als platzsparendes JPEG auf dem iPhone gespeichert.

Die wichtigsten technischen Daten
  • Blende: f/1.8 - f/11
  • Verschlusszeiten: 1/8000 - 15s
  • Brennweite: 32 mm (Kleinbildäquivalent)
  • Sensor: 1 Zoll CMOS BSI
  • Zweistufiger Auslöser
  • OLED-Touchdisplay
  • Elektronischer Bildstabilisator (Video)
  • Video: 1080p (30fps), 720p (120fps)
  • Dateiformate: JPG, DNG, DXO, MOV
  • Naheinstellgrenze: 20 cm
  • 3x Digitalzoom
  • Akkulaufzeit: Ca. 200 Fotos
  • Gewicht: 108 g
  • Abmessungen: 67,5 x 48,85 x 26,25 mm

Auch bei der Bildqualität zeigt die DxO schnell ihre Überlegenheit zur iPhone-Kamera. Die große Anfangsblende ermöglicht ein schönes Spiel mit unscharfen Hintergründen und bietet viel Reserven bei Aufnahmen in Situationen mit wenig Licht. Das Rauschverhalten in dunklen Bildbereichen ist schon auf den JPEG-Aufnahmen, die die Kamera auf dem iPhone speichert, deutlich besser als bei Fotos aus dem iPhone.

Gratis-Software für Profis

Die hohe Auflösung von 20,2 Megapixeln macht sich in der feinen Detailzeichnung bemerkbar, zudem erlaubt sie digitalen Zoom. Auf einen optischen Zoom verzichtet die DxO One leider, doch der dreifache digitale Zoom produziert noch akzeptable Ergebnisse. Einsetzen sollte man ihn trotzdem nur in Notfällen.

Die Bildqualität kommt im Sichtvergleich tatsächlich an Fotos aus einer digitalen Spiegelreflexkamera heran - das ist bei der kompakten Größe der DxO One beachtlich. Pluspunkt sind die Bearbeitungsmöglichkeiten der Rohdaten, die in Adobes DNG-Format gespeichert werden. Neben den RAW-Fotos, die mit allen gängigen Bildbearbeitungsprogrammen bearbeitet werden können, nimmt die One auf Wunsch auch in "Super RAW" auf. Hier werden vier RAW-Fotos zu einem besonders rauscharmem Bild kombiniert. Bearbeiten kann man diese über 100 Megabyte großen Datenmonster nur in der Software "DxO OpticsPro", die Käufer der One für einen nicht näher genannten Zeitraum gratis erhalten. Im freien Verkauf kostet die Elite-Version des Programms rund 150 Euro.

Das Display des iPhone dient als Sucherbild.

Das Display des iPhone dient als Sucherbild.

(Foto: jwa)

Auch die Software "FilmPack Elite" im Wert von 120 Euro gibt es beim Kauf der iPhone-Ansteckkamera gratis - hiermit kann der Look von Analogfilmen einfach reproduziert und auf die Digitalfotos aus der Kamera angewandt werden. Für ambitionierte Fotografen ist die Software im Wert von zusammen rund 270 Euro sicherlich ein Anreiz, das Geld in die One zu investieren. Wer weniger auf Bildbearbeitung setzt und vor allem Wert auf schöne Fotos direkt aus der Kamera legt, könnte sich vom hohen Preis abschrecken lassen. In Deutschland ist sie noch nicht verfügbar, in den USA kostet sie im Online-Handel stolze 600 Dollar.

Ein hoher Preis, der hohe Erwartungen rechtfertigt. Leider offenbaren sich im Alltagseinsatz praktische Schwächen, die das Vergnügen schmälern. Für die Handhabung der Kamera braucht man meistens zwei Hände und die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig, nicht zuletzt, weil die Kamera den Schwerpunkt zu einer Seite hin verlagert. Der Stecker ist zwar drehbar - praktisch für Aufnahmen aus tiefer oder hoher Perspektive - aber nur um 45 Grad. Will man ein Selfie aufnehmen, muss man die Kamera ab- und verkehrt herum wieder anstecken. Schön ist: Sie schaltet sich automatisch in den Selfiemodus, zählt von drei herunter und bittet zu lächeln.

Nicht alles ist gelungen

Stillleben mit Kupferschale: Ein Foto mit der DxO One.

Stillleben mit Kupferschale: Ein Foto mit der DxO One.

(Foto: jwa)

Wer Videos aufnehmen will, ist auf das eingebaute Mikrofon der DxO One angewiesen. Ein Eingang für externe Mikrofone fehlt, die Klinkenbuchse des iPhone wird vom Kameragehäuse verdeckt. Für Schnappschüsse ist die One nicht geeignet: Bis der Stecker ausgeklappt, das iPhone entsperrt, die Kamera angesteckt und die App gestartet ist, vergehen rund 6 Sekunden.

Gut ist, dass man die One auch ohne iPhone verwenden kann, dann geht es schneller - hier fehlt allerdings das Sucherbild zur Kontrolle. Im Test neigte die Kamera zudem dazu, den Hintergrund scharf zu stellen, während das eigentliche Motiv im Vordergrund unscharf aufgenommen wurde. Eine Verbindung über WLAN zum Fernauslösen oder zum kabellosen Filmen,wie es andere Kameras anbieten, gibt es leider nicht.

Störend ist auch das Fehlen eines optischen Zooms, das sich zum Beispiel in Verbindung mit der Naheinstellgrenze von rund 20 Zentimeter bemerkbar macht - echte Makroaufnahmen sind so nicht möglich. Der Autofokus arbeitet recht träge und braucht gelegentlich mehrere Anläufe, bis er richtig sitzt. Per Fingertipp aufs Display kann man jeden Punkt im Bild scharf stellen, doch auch hier dauert es mitunter recht lange.

Wer viel knipst, muss zudem unterwegs immer an einen externen Akku denken. Im Dauereinsatz macht die Kamera nach rund 3 Stunden schlapp, der fest verbaute Akku wird über Micro-USB-Stecker geladen. Da das iPhone-Display als Sucherbild dient und ständig eingeschaltet ist, geht auch hier der Akku schneller zur Neige als sonst.

Wünschenswert für eine Neuauflage der DxO One wäre es, die genannten Kritikpunkte zu berücksichtigen. Denn die Idee bleibt trotz der genannten Mängel bestechend. Eine kleine, kompakte und gut verarbeitete Kamera, die schnell angesteckt ist, das iPhone beinah auf Spiegelreflex-Niveau hebt und einen entscheidenden Vorteil hat: Man kann sie immer dabei haben.

Quelle: ntv.de

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