Gespräch mit Ariane-Vorstand"Wir brauchen einen eigenen Zutritt zum All"
Von Andreas Laukat
Karl-Heinz Servos, COO der Ariane Group, ist überzeugt: Mit der Ariane 6 kann das Unternehmen auch gegen Konkurrenten wie SpaceX bestehen. Landende Raketenstufen gibt es zwar noch nicht. Man denke aber darüber nach, sagt der Raumfahrtmanager in "So techt Deutschland"
Die Ariane Group ist offiziell zwar erst sechs Jahre alt - aber keine kleine Garagenfirma. 9000 Mitarbeiter in 13 Standorten beschäftigt die gemeinsame Tochter von Airbus und des französischen Technologiekonzerns Safran. "Wir schicken seit 30 Jahren Raketen ins All", sagt Karl-Heinz Servos, COO des Raumfahrtunternehmens, im ntv-Podcast "So techt Deutschland". 1984 brachte man mit Ariane Space den ersten Satelliten in die Umlaufbahn.
Damals war die Raumfahrt nur für reiche Staaten erschwinglich. Doch durch den Markteintritt von Wettbewerbern wie Elon Musk mit SpaceX mussten die Kosten runter. "Wir mussten eine komplett neue Rakete bauen", erzählt Servos über die Konsequenzen. 40 Prozent günstiger soll sie sein - und Servos ist optimistisch, dass man das schafft.
Die Ariane Group musste sich auch in Sachen Flexibilität anpassen. Die Kunden hätten inzwischen andere Wünsche, erklärt der Raumfahrtmanager. "Die Ariane 6 ist eine hochflexible Rakete", mit der man "auf jeden Fall konkurrenzfähig" sei - auch gegen Wettbewerber wie Musk. Landende Raketenstufen wie bei SpaceX seien abhängig vom Businessmodell, betont Servos. Sollte es der Markt hergeben, werde auch die Ariane Group diese Technik anbieten.
"Wir brauchen einen eigenen Zutritt zum All"
Aber der Markt ist zunehmend umkämpft. Die Budgets in den USA für den Weltraum seien sechs bis siebenmal so groß, klagt der Manager. Diese Summen seien für die Ariane Group unerreichbar - auch der russische und der chinesische Markt seien zu. Die logische Konsequenz: "Wir brauchen einen eigenen Zutritt zum All. Ansonsten werden wir uns in eine Transportliste eintragen und warten müssen, bis wir mitgenommen werden", sagt Servos.
"Mit Sicherheit sollten europäische Satelliten mit europäischen Raketen ins All fliegen", fordert der Manager. In Deutschland sei es schon ein Prinzip, aber nicht in allen europäischen Ländern. Ärgerlich, denn allein hierzulande arbeiteten 300 Unternehmen für die Raumfahrt.
"Wenn sie für viel Geld eine Rakete entwickeln und dann fliegen sie die Satelliten mit dem Ausland ins All, um zehn Millionen zu sparen, setzen wir in die falsche Art der Zukunft", plädiert Servos für mehr Europa in der Raumfahrt.
Von der deutschen Idee, einen Weltraumbahnhof in der Nordsee zu bauen, ist der Ariana-Manager allerdings nicht überzeugt: "Ich persönlich sehe nur das Gefahrenpotenzial. Wir können nicht überall Raketen starten", ist sein Argument in "So techt Deutschland". Im Grundsatz mache das sicher Spaß. Für diese sogenannten "Mikrolauncher" müsse der Markt aber groß genug sein, sagt Servos. Aus Perspektive der Ariane Group sei das kein Geschäftsmodell.