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Billig und ungiftig Termitenbekämpfung mit Zucker

Termiten auf einer fleischfressenden Kannenpflanze in Borneo.

Termiten auf einer fleischfressenden Kannenpflanze in Borneo.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Ein ungefährliches Zuckermolekül kann die körpereigene Abwehr von Termiten schwächen und die Insekten damit besser den Attacken ihrer Feinde ausliefern. Damit zeichnet sich ein neuer, billiger und ungiftiger Weg zur Termitenbekämpfung ab. Das berichtet eine Gruppe um Mark Bulmera von der Northeastern University in Boston (US-Staat Massachusetts) in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Hilfe gegen tödlichen Pilz

Insekten haben ein einfaches, noch nicht besonders gut verstandenes Immunsystem, erklärt Bulmera. Zur Abwehr zählen Proteine, die etwa Pilze angreifen können. Zu denen gehört die parasitisch lebende Art Metarhizium anisopliae. Sie wächst im Inneren des Wirtes heran, durchzieht den Körper mit feinen Pilzfäden und lässt die Termite nach einigen Tagen zugrunde gehen. Danach wächst der Pilz aus dem Tier heraus und bildet neue Sporen, die weitere Tiere infizieren. Derzeit gibt es Bemühungen, den Pilz zur biologischen Schädlingsbekämpfung einzusetzen. Viele Termiten haben im Lauf der Evolution allerdings Abhilfe geschaffen – und setzen sich mit Proteinen zur Wehr, die die Hülle der Pilze angreifen.

Ein Blocker fürs Abwehrmolekül

Solche GNB-Proteine (gram-negative bacteria binding proteins) finden sich etwa in der Termitenart Nasutitermes corniger, die unter anderem in Panama lebt und jetzt näher erforscht wurde. Die GNBP-Abwehr schwächt die Hülle der Pilzsporen, die daraufhin platzen oder zusammenfallen. Wie viele andere Forscher möchten auch Bulmera und seine Kollegen diese enzymatische Abwehr der Termiten schwächen. Ihr Rezept dafür: ein Blocker für das Abwehrmolekül. Eine solche "Bremse" müsste genau jene Stelle des Enzyms blockieren, die die Zellwände der Pilze angreift. Diese Aufgabe erfüllt ein sehr einfaches Molekül namens D-Gluconolacton (GDL). Es stammt von der Glucose ab und ist in der EU als Zusatz für Lebensmittel (E 575) zugelassen. Es wird in der Umgebung biologisch abgebaut.

Die Ergebnisse im Laborexperiment deckten sich mit jenen im Tierversuch. Termiten, die 24 Stunden vor der Pilzinfektion GDL erhalten hatten, starben sehr schnell. Spätestens am Tag fünf waren alle Tiere tot. Termiten, deren Immunsystem nicht auf chemischem Weg lahmgelegt wurde, überlebten bis zum Tag neun. GDL erhöhte aber nicht nur die Empfindlichkeit für die Pilze, sondern auch für verschiedene Bakterien. Zudem weist Bulmera darauf hin, dass der natürliche Herstellungsweg von GDL bekannt ist und daher mit Hilfe der Gentechnik auf Pflanzen übertragen werden könnte, um deren Schutz vor den Fraßattacken der Insekten zu stärken.

Quelle: ntv.de, dpa

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