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Ohne Feuer und ohne Kleidung Wie Urmenschen Kälte überlebten

Steinwerkzeuge, die im Osten Englands aufgespürt werden, beweisen, dass Frühmenschen wesentlich früher als bisher angenommen von Afrika aus in kalte Regionen Europas zogen.

Werkzeuge, aus längst vergangenen Zeiten, halten immer wieder überraschende Informationen bereit.

Werkzeuge, aus längst vergangenen Zeiten, halten immer wieder überraschende Informationen bereit.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Frühmenschen sind nach einer Studie viel früher aus Afrika in kalte Regionen in Europa gezogen als angenommen. Im Osten Englands entdeckte Steinwerkzeuge belegten, dass sich unsere Vorfahren schon vor über 800.000 Jahren in Regionen mit Wintertemperaturen von unter null Grad niedergelassen hätten, berichteten Forscher im Wissenschaftsmagazin "Nature". Sie hätten dort in einem Klima überlebt, das dem im heutigen Südschweden entspricht - möglicherweise ohne wärmende Hilfsmittel wie Feuer oder Kleidung.

Paläontologen waren bisher davon ausgegangen, dass es im frühen Pleistozän vor 780.000 bis 1,8 Millionen Jahren eine natürliche "Temperaturgrenze" für die Ausbreitung der Menschheit gab. Sie setzten diese am 45. Breitengrad an, der in Europa durch Südfrankreich, Norditalien und Rumänien verläuft. Die bisher einzige bekannte Ausnahme einer Siedlung oberhalb dieser Grenze liegt bei Pakefield in Südengland. Es wurde aber vermutet, dass dort nur kurzzeitig in einer milden Klimaperiode Menschen lebten.

Umweltdaten auf Steinwerkzeugen

Der neue Fund bei Happisburgh in der Grafschaft Norfolk wirft die Regel zum 45. Breitengrad jetzt über den Haufen. Die Entdeckung der gefundenen Steinwerkzeuge sei "unglaublich wichtig", sagte Nick Ashton vom British Museum. "Sie sind nicht nur viel älter als andere Funde, sie sind auch mit einer einmaligen Reihe von Umweltdaten verbunden, die ein klares Bild der Vegetation und des Klimas ergeben."

Das Alter der Werkzeuge bestimmten die Forscher über verschiedene Lagen von Sedimenten an der Ausgrabungsstätte, die mit der Veränderung des Magnetfeldes der Erde verglichen wurden. Sie untersuchten zudem Spuren von damaligen Pflanzen und Tieren und bestimmten ihr Alter, indem sie vorliegende Daten zum Auftauchen und Aussterben dieser Arten heranzogen.

Überlebensstrategien bisher unklar

In der Gegend der Fundstelle war es den Forschern zufolge im Sommer im Schnitt zwischen 16 und 18 Grad warm, im Winter lag die Durchschnittstemperatur bei minus drei Grad. Wie genau die Frühmenschen unter diesen Bedingungen überleben konnten, ist noch unklar. Offen ist beispielsweise, ob sie im Winter weiter nach Süden zogen, sich ihre Körper an die kalte Umgebung anpassten oder sie schon über Kleider, Unterkünfte und Feuer verfügten. Dies soll nun durch weitere Ausgrabungen geklärt werden.

Quelle: ntv.de, AFP

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