"Eine solche Boshaftigkeit" Impfgegner kapern offenbar Konzerte
11.11.2021, 15:41 Uhr
Eine der Künstlerinnen bei den "Back on Tour"-Shows: Stefanie Heinzmann.
(Foto: picture alliance/KEYSTONE)
In der Schweiz wollen Künstler wie Stefanie Heinzmann oder Rapper Stress die Impfkampagne des Landes mit kostenlosen Konzerten unterstützen. Doch ihre Aktion wird zum Reinfall. Anscheinend sabotieren Impfgegner das Vorhaben gezielt - und feiern sich dafür.
Schweizer Künstler unterstützen eine Impfaktionswoche mit Gratiskonzerten, aber die Auftritte in Lausanne und Sitten werden zum Flop. Am Dienstag und Mittwochabend kamen dort zu den "Back on Tour"-Konzerten nur wenige Dutzend statt der zugelassenen und erwarteten 500 Besucherinnen und Besucher.
An mangelnder Attraktivität der beteiligten Künstler und Künstlerinnen dürfte dies nicht gelegen haben. Schließlich waren sämtliche Tickets für die exklusiven Shows mit Interpreten wie Stefanie Heinzmann, Rapper Stress, Kunz, Danitsa und Dabu Fantastic schnell vergriffen. Vielmehr wurden die Konzerte mutmaßlich gezielt sabotiert.
So hatten Impfgegner in einschlägigen Chatgruppen dazu aufgerufen, sich die Gratistickets zu bestellen, dann aber den Konzerten fernzubleiben. In den entsprechenden Chats wurde der offenkundige Erfolg der Aktion anschließend auch gefeiert.
"Das ist lächerlich"
"Diese Leute sprechen von Freiheitsentzug und nehmen anderen die Freiheit weg. Das ist lächerlich", ließ der als Andres Andrekson geborene Stress seiner Enttäuschung im Interview mit der Zeitung "Blick" freien Lauf.

Rapper Stress hat wenig Verständnis für die mutmaßliche Impfgegner-Aktion.
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Auch Stefanie Heinzmann reagierte verbittert auf die Ereignisse. Am Rande des Konzerts in Sitten sagte sie dem "Walliserboten": "Dass es eine solche Boshaftigkeit gibt, hätte ich nie gedacht." Nach ihrer Zusage für die Impfaktionswoche sei sie mit Vorwürfen konfrontiert worden, sie unterstütze eine "Zwangsimpfung" und die Spaltung der Gesellschaft. Beides liege ihr völlig fern. Ihr sei es vielmehr darum gegangen, die Menschen wieder zueinander und die Kultur zurückzubringen.
Sie respektiere, wenn Menschen sich nicht impfen lassen wollten, hoffe aber dennoch, dass möglichst viele es täten, sagte Heinzmann. Dabei sei auch sie der Impfung zunächst kritisch gegenübergestanden. "Doch nach einem Jahr Pandemie habe ich bemerkt, dass es nicht mehr nur um mich geht, sondern um uns alle", erklärte die 32-Jährige.
Weitere Konzerte in St. Gallen und Luzern
Heinzmann und die anderen Künstler waren von der Schweizer Regierung engagiert worden, um bei ihren "Back on Tour"-Auftritten auch für die Impfung zu werben. Während der Konzerte ist ein Impfbus vor Ort. In Sitten ließen sich an dem Abend jedoch lediglich zwölf Menschen impfen.
Die Presse-Chefin des öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Schweiz, Morgane Apothéloz, äußerte sich zurückhaltend zur Publikumsflaute bei den Konzerten: "Wir können sagen, dass viele Leute ihre Tickets gebucht haben und nicht gekommen sind. Darunter sind auch Ungeimpfte." Enttäuschend sei die Situation vor allem für die Künstler, die vor wenigen Menschen auftreten mussten. Weitere "Back on Tour"-Veranstaltungen waren am Freitag in St. Gallen und am Samstag in Luzern geplant.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa