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Inflation, Krieg, fehlende Chips Gebrauchtwagenpreise so hoch wie nie

Seit einem Jahr steigen die Gebrauchtwagenpreise Monat für Monat in einem noch nie dagewesenen Tempo. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die steigende Inflation beflügeln den Markt. Eine Antriebsform legt hier sogar überproportional zu.

Seit Anfang des Jahres sind die Gebrauchtwagenpreise in Europa auf ein Rekordhoch geklettert. Ein Grund dafür sind die Lieferengpässe bei den Herstellern von Neuwagen, die während der Corona-Pandemie auf die Knappheit an Halbleitern zurückzuführen war. Inzwischen kommen der Ukraine-Krieg und damit verbundenen fehlenden Kabelbäume für die Fahrzeuge genauso hinzu wie eine rasant steigende Inflationsrate in Deutschland und der Eurozone.

Die Gebrauchtwagenplattform mobile.de hat in ihrem "Autobarometer" ermittelt, dass die Preise innerhalb eines Jahres um knapp 27 Prozent gestiegen sind. Danach kostet ein Gebrauchter auf der Online-Plattform derzeit 31.801 Euro. Nach Angaben von mobile.de sind das 0,9 Prozent mehr als im Vormonat. Anfang Mai 2021 betrug der Durchschnittspreis für Gebrauchtwagen noch 25.000 Euro. Insofern stellt der aktuelle Durchschnittspreis nach Angaben der Plattform einen absoluten Höchstwert dar.

Premiumhersteller als Gebrauchte besonders teuer

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Vor allem Fahrzeuge der Premiumhersteller sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch teurer geworden.

(Foto: dpa)

Ein überdurchschnittlicher Preisanstieg wurde bei Fahrzeugen von Premiumherstellern wie BMW, Audi oder Mercedes festgestellt. Als Grund dafür werden nach wie vor das Fehlen von Halbleiterchips und anderer wichtiger Bauteile angeführt, die auch aus der Ukraine kommen. Letztlich führt also der daraus resultierende Mangel an Neuwagen zu einem Run auf den Gebrauchtwagenmarkt. Und hier bestimmt eben auch die Nachfrage den Preis.

Nach dem Gebrauchtwagen-Preis-Index von AutoScout24 (AGPI) verzeichnen die Modelle der Oberklasse einen Preissprung von 3,5 Prozent innerhalb eines Monats auf durchschnittlich 63.029 Euro. Auf der anderen Seite wurden Sportwagen im April deutlich günstiger angeboten. Hier sank der Durchschnittspreis um 2,8 Prozent auf 62.972 Euro. Anders stellte sich die Lage bei Jahreswagen dar. Hier stiegen die Preise um 1,9 Prozent auf durchschnittlich 38.286 Euro. Fahrzeuge mit einem Alter zwischen einem und drei Jahren legten sogar um 2,2 Prozent auf 36.788 Euro zu.

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Der Golf hat als Gebrauchter innerhalb eines Jahres um 35 Prozent an Wert zugelegt.

(Foto: dpa)

Aber auch eines der beliebtesten Alltagsautos hat richtig zugelegt. Nach AGPI-Analyse ist der Klassenprimus VW Golf als Gebrauchter deutlich teurer geworden. Im Durchschnitt wird ein VW Golf momentan für 18.542 Euro gehandelt. Wer sich im März entschieden hat, zahlte noch 447 Euro weniger. Ein Jahr zuvor war der Wolfsburger sogar um 35 Prozent günstiger, kostete also 12.052 Euro - ein Unterschied von 6490 Euro. Den größten Sprung hat nach der AGPI-Angaben innerhalb eines Monats der Audi A6 hingelegt. Der Ingolstädter verteuerte sich im Vergleich mit dem Durchschnittspreis aus dem Januar 2022 bis März 2022 um 3,4 Prozent auf durchschnittlich 32.449 Euro.

E-Autos legen überproportional zu

Allerdings gibt es für Gebrauchtwagenkunden einen Lichtblick. Zwar mag der Vertriebschef Deutschland bei Autoscout24, Stefan Schneck, noch nicht von einer Trendwende bei den Preisen sprechen, "dafür wäre es noch zu früh". Allerdings sähe man im April zumindest eine Stabilisierung beim Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt. Doch während die Nachholeffekte, die sich vor allem aus der Chip-Krise ergeben haben, langsam ein Ende finden, sieht Schneck unterdessen die aus dem Krieg in der Ukraine resultierenden hohen Benzinpreise als Preistreiber bei gebrauchten Hybrid- und Elektroautos.

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Angesichts der steigenden Benzinpreise werden auch Hybride und E-Autos als Gebrauchte immer teurer.

(Foto: dpa)

Die haben nämlich überproportional an Wert gewonnen. Mit einem Durchschnittspreis von 45.071 Euro kosten Stromer im April 2022 13,8 Prozent mehr als im Vormonat. Hybrid-Fahrzeuge verteuern sich im gleichen Zeitraum um 1,4 Prozent auf 41.998 Euro. Davon abgesehen entwickeln sich die Angebotspreise der Verbrenner einigermaßen stabil. Benziner verteuern sich lediglich um 0,7 Prozent auf durchschnittlich 24.655 Euro, Diesel um 0,2 Prozent auf 29.279 Euro. Am besten fährt bei der Anschaffung momentan, wer sich für ein Erdgasfahrzeug entscheidet. Hier liegt der Preis im Schnitt unverändert bei 17.616 Euro. Bei LPG-Fahrzeugen sinkt der Preis sogar um 0,8 Prozent auf 16.576 Euro.

Noch im Januar 2021 betrug die Standzeit eines Gebrauchtwagens, bevor er den Besitzer wechselte, 100,6 Tage. Unterdessen müssen die Händler lediglich 72,5 Tage warten, bis das Fahrzeug vom Hof verschwindet. Allein im letzten Monat gingen die Standtage für Gebrauchte um 4,3 Prozent zurück. Das sind durchschnittlich knapp drei Tage weniger, die ein Gebrauchter steht.

Quelle: ntv.de

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