Unsittlicher Angriff #MeToo-Prozess gegen Kevin Spacey startet
07.01.2019, 12:06 Uhr
Ein gutes Jahr zieht sich Kevin Spacey aus der Öffentlichkeit zurück. Jetzt muss er sich wegen sexueller Belästigung vor Gericht verantworten und dafür höchstpersönlich auf der Ferieninsel Nantucket erscheinen.
Im Juli 2016 soll Kevin Spacey einen 18-Jährigen auf der beliebten Urlaubsinsel Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts betrunken gemacht und anschließend unsittlich berührt haben. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet: unsittlicher Angriff und Körperverletzung. Nun wird dem Schauspieler dort der Prozess gemacht.
Nach Bekanntwerden des Vorfalls zog sich Spacey beinahe vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Auch wäre er lieber erst gar nicht persönlich vor dem Nantucket District Court erschienen. Einen entsprechenden Antrag seiner Anwälte lehnte Richter Thomas Barrett ohne Angabe von Gründen allerdings ab.
Vorwürfe in mehr als 30 Fällen
Seit Herbst 2017 gab es in mehr als 30 Fällen Vorwürfe von sexuellen Übergriffen und Belästigung gegen den Film- und Theater-Star, der im Laufe seiner Karriere zahlreiche Preise gewann. Unter anderem bekam er 1996 als bester Nebendarsteller für seine Rolle in "Die üblichen Verdächtigen" sowie 2000 als bester Hauptdarsteller in "American Beauty" einen Oscar. Von 2003 bis 2015 war Spacey künstlerischer Leiter des Old Vic Theaters in London.
Als erstes gab der Schauspieler Anthony Rapp an, in den 1980er-Jahren im Alter von 14 Jahren vom damals 26-jährigen Spacey belästigt worden zu sein. Der teilte mit, er könne sich an den Vorfall nicht erinnern. Falls er stattgefunden habe, sei er der unverzeihliche Fehler eines Betrunkenen gewesen, und er bitte um Entschuldigung.
Doch auch am Old Vic Theater soll sich Spacey mindestens 20 Männern unsittlich genähert haben, mehrfach ermittelte die britische Polizei gegen ihn. Der Streaming-Anbieter "Netflix" kündigte nach den Enthüllungen seinen langjährigen Vertrag mit dem 59-Jährigen, der in den neuen Folgen der Polit-Serie "House of Cards" nicht mehr auftaucht. Auch seine Agenten und die Filmstudios wandten sich von ihm ab. Spacey wurde zur persona non grata in Hollywood.
"Vermisst ihr mich?"
Zu Weihnachten meldete er sich plötzlich mit einem bizarren Youtube-Video zurück, in dem er noch einmal in seine "House of Cards"-Rolle als Frank Underwood schlüpfte. Der Clip trägt den Titel "Let me be Frank". Das kann ganz simpel mit "Lasst mich Frank sein" übersetzt werden, aber auch "Lasst mich ganz offen sein" bedeuten.
Darin deutet Spacey an, dass die Öffentlichkeit "die ganze Wahrheit" noch nicht kenne. Dass "die Dinge in der Politik wie im Leben" nicht immer so einfach seien wie dargestellt. Und er fügt an: "Ich werde mit Sicherheit nicht den Preis für etwas bezahlen, das ich nicht getan habe." Dann schließt er mit den Worten: "Vermisst ihr mich?"
Auch in Kalifornien wird noch gegen Spacey ermittelt sowie in sechs Fällen in Großbritannien. Allein im aktuell verhandelten Fall auf Nantucket könnten ihm wegen sexueller Gewaltanwendung und Körperverletzung bis zu fünf Jahre Haft drohen.
Quelle: ntv.de, nan