Florian Munteanu im Interview "Mein Box-Background ist auch ein Vorteil"
08.09.2021, 19:06 Uhr
Florian Munteanu bei der Premiere von "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" in London.
(Foto: picture alliance / empics)
2018 erobert der deutsch-rumänische Schauspieler Florian Munteanu im "Rocky"-Ableger "Creed II" an der Seite von Sylvester Stallone aus dem Stand heraus Hollywood. Seine Darbietung als russischer Boxer Viktor Drago wird weltweit gelobt. Im Interview mit ntv.de spricht er nun über seinen neuen Film im Marvel Cinematic Universe.
ntv.de: Seit dem 2. September läuft dein neuer Film "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" - der 25. Film innerhalb des Marvel Cinematic Universe - in den deutschen Kinos. Wie bist du zu der Rolle des Razor Fist - eine Art Hauptmann der Zehn-Ringe-Organisation - gekommen?
Florian Munteanu: Das Interessante an der Rolle war, dass sie auch die einzige nicht asiatische Rolle im ersten asiatischen Superheldenfilm von Marvel ist. Das hat die ganze Sache um Einiges interessanter gemacht. Aber es ist natürlich klar, wenn Marvel an deine Tür klopft, denkst du nicht zweimal drüber nach. Meine Agentur hat mir ein Vorsprechen klargemacht, Marvel hatte Interesse und danach lief alles ganz schnell. Die fanden gut, was ich gemacht habe und sagten dann: "Du bist der richtige Mann für Razor Fist". Und ich bin sehr stolz und dankbar für diese Gelegenheit.
Eine der besten Kampf-Action-Szenen in dem Film handelt in einem öffentlichen Linienbus. Hier kommt auch dein Schwertarm - Razor Fists Markenzeichen - zum ersten Mal zum Einsatz. Wie sind deine Erinnerungen an den Dreh dieser Szene?
Wir haben drei Wochen lang den Ablauf der Szene geprobt, um die ganze Choreografie einzustudieren. Dann haben wir locker nochmal vier Wochen gebraucht, um das Ganze abzudrehen. So ein Bus ist ja ein enger Raum, du hast nicht viel Platz, dich überhaupt zu bewegen, selbst wenn du nicht kämpfen würdest. Und dann waren da auch noch die ganzen Statisten, die Kameramänner und die Stangen und Stühle. Es war unheimlich schwierig, da saubere Linien in den Kampfstil hineinzubekommen. Deswegen war es fast unausweichlich, dass wir uns mehr als nur einmal verletzt haben. Ich glaube aber, das ist einfach ein Teil des Prozesses. Und ich denke, am Ende des Tages haben wir da schon was Krasses auf die Beine gestellt.
Du kommst ja vom Kampfsport, man hat dich in "Creed II" boxen gesehen. In "Shang-Chi" sind die Kämpfe aber viel filigraner und choreografierter. War das eine neue Erfahrung für dich oder doch eher - aufgrund deines Werdegangs - Tagesgeschäft?
Teils Tagesgeschäft, teils aber auch eine neue Erfahrung. Mein Box-Background hat mir dabei natürlich viel geholfen, einfach dadurch, dass ich schon Erfahrung mit dem Standkampf habe. In den Martial Arts-Kämpfen im Film und auch in den Mixed Martial Arts allgemein sind so viele Kampf-Stile vereint, dass das Boxen dabei zu einem sehr kleinen Teil wird. Dementsprechend war es klar, dass da auf jeden Fall etwas Neues auf mich zukommt, Sachen, die ich vielleicht noch nicht kann. Doch, obwohl ich darauf vorbereitet war, war es am Anfang nicht nur eine Umstellung für mich, es war auch schwer. Dieser ganze Boxstil, den ich habe, den habe ich mir ja nicht über ein, zwei Jahre angeeignet, sondern wir reden hier eher über 20 Jahre. Das ist quasi Gewohnheit und es ist nicht leicht, aus dieser Routine auszubrechen. Das war für mich eine große Herausforderung.
Als Schauspieler bringst du eine beeindruckende Physis mit. Du hast aber mit deiner Darstellung des Viktor Drago in "Creed II" bewiesen, dass du zwischen dem Kämpfen auch das emotionale Spiel beherrschst. Kannst du dir vorstellen, in Zukunft auch Rollen anzunehmen, in denen es in erster Linie um die reine Schauspielerei geht?
Man muss natürlich sagen, dass meine Körperlichkeit und mein Background aus dem Boxen auch ein Vorteil sind. Dennoch war es auch schon vor und nach "Creed II" das Ziel, diese ganze Sache mehr in eine schauspielerische Richtung zu leiten. Also: Um die Frage zu beantworten: ja, 100 Prozent. Meine Rolle in "Shang-Chi" hatte ursprünglich auch mehr in diese Richtung abgezielt. Wir haben uns dann aber mit der Produktion dahingehend geeinigt, dass es mehr um den Hauptcharakter gehen muss - es sollte die Ursprungs-Geschichte des Helden sein. Den Handlungsbogen, der um meinen Charakter Razor Fist erzählt wurde, wollten wir uns für die Zukunft aufbewahren. Was am Ende des Tages natürlich sehr schmerzhaft ist, wenn man für einen Part so viel gearbeitet hat! Und kein Schauspieler mag es, wenn Szenen von ihm geschnitten werden. Aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass bei allem, was mit Razor Fist im MCU hoffentlich noch passiert, das Hauptaugenmerk mehr auf seine Geschichte und seine Persönlichkeit gelegt wird.
Warst du mit den Comics von Marvel schon vertraut, bevor du zur Produktion von "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" gestoßen bist, oder war das alles Neuland für dich?
Ja, total (lacht). Ich habe früher immer die "X-Men"-Zeichentrickserien geschaut. Und Comic-Hefte kaufen, das war halt damals so ein Ding. Ich glaube, das gibt es heute gar nicht mehr so bei der Jugend.
Wie war die Zusammenarbeit mit Tony Leung, dem Darsteller des Mandarin in "Shang-Chi"? Der Mann ist in Asien ein Superstar. Es gibt kaum einen asiatischen Kultfilm, in dem er nicht mitspielt.
Brutal inspirierend, brutal motivierend! Ich war natürlich mit seiner Arbeit schon vertraut. Der Mann ist eine Legende. Aber es ist nochmal etwas ganz anderes, wenn man ihn persönlich erlebt, die Art und Weise, wie er spielt. Ich kann mich an eine Dinner-Szene erinnern, wo ich mit dem Darsteller des "Shang-Chi", Simu Liu, an einem Tisch saß. Tony Leung erzählt in seiner Rolle als Mandarin eine Geschichte und beim Zuhören vergaß ich vollkommen, dass die Kameras liefen. So sehr war ich von seinem Schauspiel fasziniert, weil er mit seiner Aura den ganzen Raum eingenommen hat.
Bis jetzt hast du immer die "Schurken" verkörpert. Wenn du einen von Marvel's "Avengern" hättest spielen können: Welcher Charakter hätte dich interessiert?
Ich habe andere Favoriten als die, die jetzt bei den Kino-"Avengern" dabei waren. Aber von denen würde ich sagen: Thor. Ich fand den Hammer immer super (schmunzelt). Alle weghämmern (lacht).
Mit Florian Munteanu sprach Ronny Rüsch
Quelle: ntv.de