Unterhaltung

"Weiterer Zahltag" für Opfer? Prinz Andrew will Missbrauchsklage loswerden

Prinz Andrew tritt wegen der Vorwürfe öffentlich nicht mehr in Erscheinung.

Prinz Andrew tritt wegen der Vorwürfe öffentlich nicht mehr in Erscheinung.

(Foto: dpa)

Lange versucht der britische Prinz Andrew, die Missbrauchsvorwürfe gegen ihn auszusitzen. Nun ändert er seine Strategie. Mit scharfen Worten lässt er seinen Anwalt das mutmaßliche Opfer in dem Fall angreifen. Sein Ziel: Die Klage soll abgewiesen werden.

Im Missbrauchsskandal um Prinz Andrew hat der Herzog von York die Abweisung der "unbegründeten" Klage des mutmaßlichen Missbrauchsopfers bei einem New Yorker Gericht beantragt. Der britische Royal erklärte in dem Schriftsatz, dass die Klägerin Virginia Giuffre von dem Fall profitieren wolle, wie aus den am Freitag vorgelegten Gerichtsdokumenten hervorging. Giuffre wirft Prinz Andrew vor, sie vor mehr als 20 Jahren als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben.

Die heute 38-Jährige gibt an, im Alter von 17 Jahren von dem US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein an Prinz Andrew "ausgeliehen" worden zu sein, und verlangt Schadenersatz. Das Gericht gab Prinz Andrew bis Ende Oktober Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Seine Anwälte beantragten nun die Abweisung der Klage. Alternativ forderten sie Giuffre auf, "eine genauere Erklärung ihrer Behauptungen abzugeben". Sie beschuldigten Giuffre, den Prinzen zu verklagen, "um einen weiteren Zahltag" aus ihren Anschuldigungen gegen Epstein zu machen.

"Die meisten Menschen können nur davon träumen, die Geldsummen zu erhalten, die Giuffre im Laufe der Jahre für sich gesichert hat", schrieb Anwalt Andrew Brettler. "Dies stellt ein zwingendes Motiv für Giuffre dar, weiterhin leichtfertige Klagen gegen Personen wie Prinz Andrew einzureichen, dessen besudelter Ruf nur der jüngste Kollateralschaden des Epstein-Skandals ist", fügte er hinzu. Prinz Andrews Anwälte betonten erneut, dass der Herzog von York "Giuffre niemals sexuell missbraucht oder angegriffen" hat.

Schwere Vorwürfe

Giuffre wirft Andrew vor, sie im Haus von Epsteins damaliger Freundin Ghislaine Maxwell in London missbraucht zu haben. Die damals 17-Jährige wurde laut ihrer Klageschrift von Epstein, Maxwell und Prinz Andrew "gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr mit Prinz Andrew gezwungen". Außer in London habe der Prinz sie auch in Epsteins Haus in New York und auf Epsteins Privatinsel in der Karibik missbraucht.

Laut Andrews Rechtsbeistand hat Giuffre "angeblich Millionen Dollar" aus einem Vergleich von 2017 erhalten, nachdem sie Maxwell verklagt hatte. Sie argumentierten auch, dass ein 2009 unterzeichneter Vergleich mit Epstein Guiffre daran hinderte, andere Menschen im Zusammenhang mit ihren Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zu verklagen. Eine Bitte um Stellungnahme des Anwalts von Giuffre dazu blieb zunächst unbeantwortet.

Andrew wies die Anschuldigungen stets zurück und erklärte, sich nicht an ein Treffen mit Giuffre erinnern zu können. Am kommenden Mittwoch ist in New York eine Gerichtsanhörung geplant. Kürzlich hatte Richter Lewis Kaplan angeordnet, dass alle Aussagen bis Mitte Juli 2022 abgeschlossen sein müssen. Der Sohn von Queen Elizabeth steht seit Jahren wegen seiner früheren Freundschaft zu Epstein in der Kritik und hat deshalb seine royalen Aufgaben beendet.

Maxwell-Prozess beginnt bald

Der ehemalige Hubschrauberpilot und Kriegsveteran, der geschieden ist und zwei Kinder hat, ist zuletzt kaum noch öffentlich aufgetreten. Im April nahm er in Windsor mit anderen ranghohen Mitgliedern der Königsfamilie an der Beerdigung seines Vaters Prinz Philip teil.

Der Multimillionär Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der bestens vernetzte und bereits wegen Sexualverbrechen verurteilte Investmentbanker wurde nach seiner neuerlichen Festnahme 2019 tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden. Nach offiziellen Angaben nahm er sich das Leben.

Epstein hatte Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten, darunter auch zu den früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump sowie zu Microsoft-Gründer Bill Gates. Epsteins ehemalige Freundin Maxwell plädierte bei einer gerichtlichen Anhörung in New York im April auf unschuldig. Ihr wird vorgeworfen, Minderjährige für Epstein rekrutiert zu haben. Der Gerichtsprozess ist für Ende November angesetzt.

Quelle: ntv.de, sba/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen