"Vater des Herrenwitzes" Thomas Gottschalk tritt die Flucht an
08.11.2023, 19:14 Uhr Artikel anhören
Der ewige Sunnyboy tritt ab: Thomas Gottschalk.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ein allerletztes Mal wird Thomas Gottschalk am 25. November "Wetten, dass..?" präsentieren. Dann sei für ihn für immer mit der Sendung Schluss, beteuert er. Zugleich lässt er sich über Kollegen und Kolleginnen wie Dieter Bohlen, Günther Jauch und Michelle Hunziker aus.
Thomas Gottschalk ergreift mit seinem Abschied bei "Wetten, dass..?" auch "ein bisschen die Flucht". Das sagt der Moderator in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". "Bevor ich nur noch Shitstorms erzeuge, weil ich Frauen ans Knie fasse, höre ich lieber auf", so der 73-Jährige. Er empfinde "eine gewisse Ängstlichkeit", gegen den Zeitgeist zu verstoßen, räumt Gottschalk ein.
"Ich gelte ja inzwischen als der Vater des Herrenwitzes, was ich nie sein wollte. Seit einer gewissen Zeit werde ich als alter, weißer Mann gesehen, der nichts begriffen hat. Ich will nicht auffällig werden auf meine alten Tage. Nach dem Motto: Er hat wieder dummes Zeug erzählt", plaudert Gottschalk offen und ehrlich aus. Die Sozialisierung jüngerer Menschen heute sei eine andere als zu seiner Zeit.
Bei "Wetten, dass..?" seinen Hut zu nehmen, sei seine Entscheidung gewesen, lässt Gottschalk in dem Gespräch durchblicken. Es sei "nicht so, dass das ZDF mir jetzt hinterherläuft und sagt, um Gottes willen, du kannst dich doch noch nicht verabschieden. Wenn das passiert wäre, hätte ich vielleicht gesagt: Also gut, dann mache ich noch eine Sendung."
Kein Dschungel, kein "Sommerhaus"
Für ihn sei es diesmal ein Abschied für immer von "Wetten, dass..?", ist sich Gottschalk sicher. Gleichwohl bedeute dies nicht seinen kompletten Rückzug von der Bildfläche: "Ich werde sicher Dinge machen, von denen Sie sagen: Warum macht er das? Ich werde aber nicht in den Dschungel gehen oder ins 'Sommerhaus der Stars' einziehen."
Mit Blick auf seine einstige Co-Moderatorin Michelle Hunziker, die in der finalen Ausgabe der ZDF-Show nicht an seiner Seite sein wird, sagt Gottschalk: "Michelle war für mich mal eine erfreulich spontane Kollegin, eine Figur, die ich jederzeit anspielen konnte, und dann flogen die Bälle zurück." Mittlerweile würden jedoch "feste Texte auf Karteikarten angefordert, nichts Spontanes mehr, eher eine Parallelmoderation". Das sei für ihn etwas, "was ich weder wollte noch brauche".
Angesprochen auf seinen Kollegen und Freund Günther Jauch, der einst in seinem Windschatten Karriere machte, erklärt Gottschalk: "Günther ist anders als ich. Er ist ein distanzierter Mensch, der diesen Spaß, den ich am Leben, am Fernsehen und an meinem Job habe, nicht so verinnerlicht hat. Die Comedy vom Günther kommt eher aus diesem Studienratsgestus. Ich bin viel mehr der Hanswurst, der Hansdampf in allen Gassen; ich bin so, wie die Leute sein wollen. Und der Günther ist so, wie die Leute sind."
Cher, aber kein Scholz
Auch zu Dieter Bohlen, mit dem er 2012 in der Jury von "Das Supertalent" saß, fallen Gottschalk ein paar Bemerkungen ein - die fallen jedoch weniger schmeichelhaft aus. "Ich habe nie einen Menschen getroffen, der mit solchen Scheuklappen durch seine Fernsehexistenz geht", lässt sich Gottschalk über den Kollegen aus. "Sobald Drehpause war, ist der ins Auto gesprungen und in eine Berliner Nobelkneipe zum Essen gefahren." Bohlen lasse "nicht zu, dass ein Gag von jemand anderem als von ihm selbst kommt".
Mit Blick auf seine Gäste räumt Gottschalk, der einst den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder bei "Wetten, dass..?" begrüßte, ein, dass er auch den amtierenden Kanzler Olaf Scholz gern auf seiner Couch gesehen hätte. "Aber das ZDF hat sofort abgewunken: Wir müssen Staatsferne signalisieren, das geht auf gar keinen Fall. Ich habe auch nie verstanden, dass Frau Merkel nicht zu 'Wetten, dass..?' gekommen ist. Weil ich dachte: Ich lege ihr da 20 Millionen Zuschauer vor die Füße, die soll gefälligst mal vorbeikommen", so der Entertainer.
Am 25. November werde er stattdessen unter anderem Sängerin Cher bei seiner Abschieds-Show begrüßen, verrät Gottschalk im "Zeit"-Interview. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Helene Fischer gemeinsam mit Shirin David in der Sendung auftreten wird.
Quelle: ntv.de, vpr/spot