
In "Moabit" ist Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries, hier in "Babylon Berlin") knapp 20 Jahre alt und tanzt gern die Nächte durch.
(Foto: X Filme Creative Pool)
Gerade noch macht die TV-Serie "Babylon Berlin" nach Volker Kutschers Roman "Der nasse Fisch" Furore, da legt er nach: "Moabit" bewegt sich im selben Milieu, man trifft auf Bekannte wie Charlotte Ritter. Und: Das Buch ist auch was fürs Auge - wunderschön illustriert von Kat Menschik.
Seit Kurzem ist "Babylon Berlin", die aufwändige Verfilmung des Volker-Kutscher-Romans "Der nasse Fisch", bei Sky zu sehen und macht ziemlich Furore. Heute läuft mit Folge 7 und 8 das Ende der ersten Staffel an. Passend zu Kutschers erfolgreicher Berliner Krimireihe ("Der nasse Fisch" ist der erste von sechs Romanen, die in der Zeit zwischen 1929 und 1934 spielen) ist nun "Moabit" erschienen. Die Erzählung geht weiter in die Vergangenheit zurück, in das Jahr 1927, und ist eine Vorgeschichte zur Serie, mit einigen doch sehr wichtigen Details.

"Moabit" ist bei Galiani erschienen, 88 Seiten, Leinen, gebunden, 18 Euro.
(Foto: Kiepenheuer & Witsch)
Kommissar Gereon Rath, Hauptperson der Krimireihe, kommt hier gar nicht vor - eine von drei wichtigen Figuren in "Moabit" ist aber Charlotte Ritter, Schreibkraft in der Mordkommission, die Rath dort kennenlernt (und die dann seine Freundin wird). In der spannenden Erzählung erfahren wir, wie sie zu der Arbeitsstelle kam. Die anderen beiden Personen im Fokus: Christian Ritter, Vater von Charlotte, Oberaufseher in der Justizvollzugsanstalt im Stadtteil Moabit, und Adolf Winkler, genannt "Der Schränker", Insasse ebendort.
Mordversuch am "Schränker"
"Der Schränker" ist ein echter Ganove, ein Tresorknacker und Chef des Ringvereins "Berolina". Das ist einer der Gangsterbanden, die Berlin unter sich aufgeteilt haben. Er hat fast drei Jahre lang gesessen und steht kurz vor der Entlassung - da wird er im Gang zwischen Besucherraum und seiner Zelle angegriffen. Kein Wärter in der Nähe. Den Angreifer kennt Winkler gar nicht, aber schnell wird klar: Der will ihn umbringen. Und schafft das auch fast - bis in buchstäblich letzter Sekunde zufällig Oberaufseher Ritter vorbeikommt und ihn rettet.
Der Schwerpunkt des ersten Teils des Buches liegt auf Winkler, der zweite Teil konzentriert sich auf Christian Ritter, den anständigen, korrekten und pflichtbewussten Gefängnis-Aufseher. Zum Schluss geht es schließlich um seine 19-jährige Tochter Charlotte - die sich erst Lotte, dann Charly nennen lässt, denn es passiert viel Einschneidendes, das ihr Leben für immer verändern wird und der Name Charly passt besser zu einer Erwachsenen, findet sie. Schreckliches, Dramatisches geschieht - das Buch hat auf jeden Fall kein Happy End. Aber durch die Ereignisse gelangt sie ins Polizeipräsidium, wo sie eine Arbeit findet und später - in "Der nasse Fisch" - Gereon Rath treffen wird.
Das Leben in den "Goldenen Zwanzigern" in Berlin war hart und "Moabit" lässt den Leser in dieses Leben eintauchen. Und nicht nur den Leser - das Buch ist im Stil der damaligen Zeit gestaltet und auch schon beim bloßen Ansehen ein Genuss. Es ist wunderschön illustriert von Kat Menschik, mit festem Papier und blauem Leineneinband. Am Anfang jedes Abschnitts wird die jeweilige Hauptperson mit einem ganzseitigen Porträtbild vorgestellt; im Text selbst folgen dann Illustrationen von Straßenszenen, Gebäuden und Gegenständen. Die sehen oft aus wie Werbeanzeigen, die sich auf Dinge beziehen, die im Text vorkommen (wie Pflaster, Kaffee oder Zigaretten oder auch Vergnügungsstätten). Für Fans der Gereon-Rath-Reihe und der "Babylon Berlin"-Serie sicher eine gelungene Ergänzung. 18 Euro für 88 Seiten sind nicht wenig, aber das wird durch die hochwertige Aufmachung gerechtfertigt.
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Quelle: ntv.de