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Scarlett Johansson im Interview "'Jurassic World' war ein intensives, außergewöhnliches Erlebnis"

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Sind alle drei "Jurassic"-Fans: Jonathan Bailey, Scarlett Johansson und Mahershala Ali (v.l.).

Sind alle drei "Jurassic"-Fans: Jonathan Bailey, Scarlett Johansson und Mahershala Ali (v.l.).

(Foto: IMAGO/Panama Pictures)

Kein Zeichen von Dinosaurier-Müdigkeit in den Kinos: "Jurassic World: Die Wiedergeburt" ist weltweit erfolgreich gestartet. Der Reboot mit Scarlett Johansson, "Green Book"-Star Mahershala Ali und "Bridgerton"-Darsteller Jonathan Bailey spielte weltweit 318,3 Millionen US-Dollar ein. Damit pulverisierte das Abenteuer die im Vorfeld prognostizierten 250 Millionen Dollar deutlich. Von den vorangegangenen drei Teilen der "Jurassic World"-Reihe war nur der erste von 2015 erfolgreicher - er setzte vor zehn Jahren an seinem ersten Wochenende global über 500 Millionen Dollar um. Für den jetzigen Erfolg des Actionfilms von Regisseur Gareth Edwards haben die drei Co-Stars bei den Dreharbeiten unter extremen Bedingungen in Thailand auch eine Menge einstecken müssen, wie sie im Interview mit ntv.de verraten.

ntv.de: Wie oft war es am Set in Thailand nass, warm und ungemütlich?

Jonathan Bailey: Ich war den Großteil des Films ziemlich durchnässt.

Scarlett Johansson: Definitiv!

Mahershala Ali: Nass und heiß! Auch, wenn die Szene das gar nicht vorgeschrieben hat, waren wir völlig durchgeschwitzt.

Johansson: Selbst in der kontrollierten Umgebung eines Studios waren wir manchmal völlig verdreckt. Es war so, als hätte man gesagt: "Ihr wart in Thailand dreckig und nass - also müssen wir euch jetzt wieder dreckig machen, damit es passt."

Bailey: Dann kam der Gartenschlauch ...

Johansson: … und alle dachten leidend: "Oh nein …" (lacht)

Wer von euch dreien würde am ehesten in einem Jurassic-Szenario überleben und warum?

Johansson: Ich nicht, ich komme aus Manhattan. (lacht) Ich komme mit keiner Art der Natur klar und schon gar nicht mit Käfern. Du auch nicht, Mahershala, oder?

Ali: Nee, gar nicht. Aber Johnny!

Bailey: Wahrscheinlich ich, ja. Ich liebe die Natur! Aber ich würde vermutlich versehentlich irgendwas Giftiges essen, wenn ich Hunger habe. (lacht)

Wie tief seid ihr in Thailand in den Dschungel eingedrungen und war das nicht auch gefährlich?

Bailey: Ich denke, wenn der Tag mit einer Sicherheitseinweisung beginnt, weiß man sofort: Okay, wir befinden uns an einem gefährlichen Ort. (lacht) Es wurde ganz klar gesagt, welche giftigen Schlangen oder Beeren es dort gibt - und was man auf keinen Fall anfassen darf. Die Umgebung war wunderschön, aber eben auch voller Risiken.

Ali: Skorpione zum Beispiel, …

Johansson: … sogar Schneckeneier!

Bailey: Aber das ist auch der beste Weg, das Eis mit dem Team zu brechen - alle gleich am ersten Tag in Neoprenanzüge stecken! Die ganze Crew war genauso engagiert und komplett durchnässt wie wir. In der ersten Woche sind wir durch Mangroven gewatet, und ich dachte nur: Das ist so "Jurassic", wie es nur sein kann. Und genau das spürt man auch im Film. Gareth setzt stark auf echte Locations - und ich finde, wenn Film und Geschichte wirklich in der realen Welt verankert sind, hilft das ungemein, sich als Zuschauer völlig in dieses Staunen über die Dinosaurier hineinziehen zu lassen.

Vor welchen Tieren habt ihr die größte Angst?

Ali: Ratten! Ich mag keine Ratten.

Bailey: Schlangen! Ich kann es nicht ausstehen, wie sie sich bewegen.

Johansson: Ich mag keine Kakerlaken. Ich hasse sie wirklich, wirklich, wirklich sehr. Und Mahershalas Bungalow war voll mit ihnen!

Ali: War er nicht! (lacht)

Johansson: Wohl! Du hast sie tagelang in deinem Bett gefunden und meinen Albtraum gelebt! (lacht)

Ali: Das benötigt Kontext. (lacht) Wir haben eine Woche lang auf einer Insel gedreht …

Trotz der Kakerlaken im Bett hatte Mahershala Ali Spaß an den Dreharbeiten.

Trotz der Kakerlaken im Bett hatte Mahershala Ali Spaß an den Dreharbeiten.

(Foto: IMAGO/Landmark Media)

Johansson: … und sein Bungalow war genau neben meinem …

Ali: . und ich lag im Bett, hatte das Licht schon ausgemacht …

Johansson: (kreischt angewidert)

Ali: … und musste es aus irgendeinem Grund wieder anmachen - und als ich die Bettdecke weggeschoben habe, krabbelte eine Kakerlake übers Bett. Das ist mir zwei oder drei Nächte am Stück passiert. Aber wir waren mitten in der Natur, also weiß ich nicht, was man dagegen hätte machen können.

Johansson: Ich habe Mahershala jeden Morgen gefragt, ob er wieder eine Kakerlake bei sich im Bett gefunden hat, und er hat mich dann immer gefragt: "Möchtest du das wirklich wissen?" (alle lachen)

Bailey: Das erinnert mich an ein Zitat meiner Rolle: "Wir sind an einem Ort, an den wir nicht gehören!"

Johansson: Ich musste jeden Abend jemanden mein Zimmer checken lassen, bevor ich ins Bett gekrochen bin. Und ich hab in Socken, Hosen, Oberteil und Jacke geschlafen.

Was bedeutet euch der Original-"Jurassic Park"-Film von 1993?

Johansson: Ich habe den Film zum ersten Mal mit zehn Jahren im Kino gesehen und er hat mich komplett umgehauen. Ich hatte davor schon Filme gesehen, aber keinen, der so einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Es gibt nur wenige Momente in meinem Leben, an die ich mich so klar erinnere - und dieser gehört definitiv dazu. So etwas hatte ich vorher noch nie erlebt: dieses kollektive Staunen im Kinosaal, als ob wir alle gemeinsam etwas völlig Neues entdecken. Ein ähnliches Gefühl hatte ich später noch mal bei "Titanic". Aber "Jurassic Park" war der erste Film, der so eine starke emotionale Wirkung auf mich hatte - und meine Liebe zum "Jurassic"-Universum hat dort ihren Ursprung. Seitdem träume ich davon, einmal selbst Teil des Franchise zu sein. Jedes Mal, wenn ein neuer Film angekündigt wurde, habe ich versucht herauszufinden, wie ich den Produzenten Frank Marshall "belästigen" könnte, nur um irgendwie mitzumachen.

Wie hat es dann letztendlich geklappt?

Johansson: Als wir "Black Widow" (2021) in den Pinewood Studios in London gedreht haben, wurde dort gerade auch der bis dato letzte "Jurassic"-Film vorbereitet. Regisseur Colin Trevorrow war vor Ort und ich habe es irgendwie geschafft, ihn in ein Gespräch zu verwickeln - einfach, um mehr über seine Erfahrungen beim Dreh zu erfahren, über seine Vision und was er für den neuen Teil plante. Ich war da wirklich einfach ein Fangirl, das jedes kleine Detail aufsaugen wollte. Und dass ich jetzt Teil dieses Universums sein darf, fühlt sich wirklich wie ein wahr gewordener Traum an.

Was ist denn das Faszinierende daran, die Dinosaurier oder die Action?

Johansson: Ich glaube, es ist das Gesamtpaket - dieser Nervenkitzel, den das Ganze mit sich bringt. Die Vorstellung, in so extremen Bedingungen zu spielen, finde ich total spannend. Es ist ein bisschen wie mein Wunsch, mal in einem Horrorfilm mitzuspielen - getrieben von dieser morbiden Neugier, wie sich das anfühlen würde. Bei "Jurassic" ist es ähnlich: dieses intensive, außergewöhnliche Erlebnis, das einen einfach nicht mehr loslässt.

Was war euer persönlicher Lieblings-Dino-Moment?

Hinter diesem Titanosaurus verbirgt sich "ein Typ namens Colin".

Hinter diesem Titanosaurus verbirgt sich "ein Typ namens Colin".

(Foto: IMAGO/Landmark Media)

Bailey: Mein Lieblingsmoment war, als meine Figur, Dr. Henry James, dem Titanosaurus begegnet. Auch wenn es in Wirklichkeit ein Typ namens Colin war, der da in einem großen blauen Schlauchanzug durch das hohe Gras gerannt ist und versucht hat, den Atem anzuhalten, um mich nicht abzulenken. (lacht) An dem Tag haben wir komplett improvisiert und Musik gehört. Gareth führte mich durch eine Sequenz, die gar nicht im Drehbuch stand, und flüsterte mir Anweisungen ins Ohr. Als wir die Szene beendet hatten, war es ein wirklich emotionaler Moment. Denn auch wenn wir alle Fans dieses Franchise und des gesamten "Jurassic"-Universums sind, sind wir in erster Linie Filmschaffende und Schauspieler - und diese Szene war für uns eine künstlerisch prägende Erfahrung. Wenn man in so einer realen Umgebung steht, die Musik hört und alles ganz ohne Spezialeffekte geschieht, wird einem bewusst, wie stark die Vorstellungskraft ist. Dieser Moment wurde einfach spontan zum Leben erweckt - und ich glaube, er wird für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben.

Ist es besonders schwer, mit etwas filmen zu müssen, das eigentlich gar nicht da ist und man sich vorstellen muss?

Johansson: Da draußen gibt es natürlich eine große Faszination dafür, wie es ist, mit Dingen zu arbeiten, die eigentlich gar nicht da sind. Aber ehrlich gesagt: Ich drehe gerade einen Film, in dem das Haus, in dem wir filmen, so winzig ist, dass man dort eine riesige emotionale Szene mit seinem Schauspielpartner spielt, während gleichzeitig zwölf Crewmitglieder herum sind und ein Dolly-Track (eine Schiene für Kameras, Anm.d.Red.), über das man steigen muss. Noch dazu zwei Tonleute, die versuchen, das Ganze mit überkreuzten Mikrofonangeln aufzunehmen, jemand mit einem Reflektor direkt neben dir - und trotzdem muss man völlig in der Szene aufgehen.

Wir befinden uns also ständig in Situationen, in denen wir unsere Vorstellungskraft einsetzen müssen - wir müssen ausblenden, dass direkt hinter der Kamera ein Dutzend Leute stehen, die gerade Erdnussbutter-Sandwiches essen, während wir eine emotionale Szene drehen. Insofern ist das gar nicht so anders als das Spiel mit einem Dinosaurier, der nur in deiner Vorstellung existiert. Natürlich ist es in mancher Hinsicht anders, klar. Aber letztlich gehört es alles zum selben Handwerk. Es geht darum, sich ganz auf den Moment einzulassen, unabhängig davon, ob das Gegenüber real ist oder digital erst später eingefügt wird.

Viele Schauspieler sehen sich nicht gern selbst auf der Leinwand. Schaut ihr euch eure eigenen Filme an?

Johansson: Ich habe kein Problem damit. Manchmal schaut man sich seinen Film an und ist einfach froh, dass bestimmte Szenen es in den fertigen Film geschafft haben - Szenen, bei denen man eigentlich dachte, sie würden rausgeschnitten. Mahershala und ich haben eine wirklich schöne Szene auf dem Boot, in der wir über die ganz persönlichen Beweggründe unserer Figuren sprechen. Und ich dachte mir: "Na ja, das ist eine tolle Szene, aber wird Universal die wirklich drin lassen?" In einem so riesigen Film fragt man sich schnell, ob das Publikum überhaupt die Geduld für so ruhige, intime Momente hat. Dann freut man sich umso mehr.

Bailey: Bei einem Film wie diesem weiß man einfach: Wenn man ihn sich anschaut, dann sieht man auch die Arbeit von Hunderten Menschen - 80 Prozent davon passiert hinter den Kulissen, durch die Crew, im Schnitt, im Ton, in der visuellen Gestaltung. Es wäre fast schade, sich das nicht anzuschauen. Ohne diese ganze filmische Magie ist es manchmal wirklich schwer, sich selbst zu sehen. Aber wenn das alles zusammenkommt, dann überwiegt das Staunen über das, was da geschaffen wurde.

Auch privat gut befreundet: Bailey und Johansson.

Auch privat gut befreundet: Bailey und Johansson.

(Foto: IMAGO/Capital Pictures)

Ali: Ein Teil davon ist: überprüfen, wie das, was man erlebt hat, richtig eingefangen wurde. Denn das Echte, das Reale entsteht ja durch die Erfahrung selbst - durch das gemeinsame Durchleben schwieriger Szenen. Manchmal ist es spielerisch und macht Spaß, aber für mich ist Schauspiel oft auch harte Arbeit. Also geht es mir weniger um den Gedanken, ob ich mich selbst sehen kann, sondern eher um den inneren Kompass. Um die Entscheidungen, die ich getroffen habe: Haben sie funktioniert? Hat das, was sich am Drehtag richtig angefühlt hat, was ich gesagt habe, am Ende wirklich funktioniert? Glaube ich mir selbst? Glaube ich den Beziehungen, der Chemie? Ist das alles stimmig, bedeutungsvoll, berührend? Schauspiel ist für mich auch immer ein wenig Dokumentation - ein Zurücklassen der Erfahrung. Und als Künstler will man einfach sehen: Wie gut wurde das eingefangen?

Habt ihr bei den Dreharbeiten etwas über eure Co-Stars gelernt, was euch überrascht hat?

Johansson: Wie toll die beiden sind und wie leicht es ist, mit ihnen zu reden.

Bailey: Was man nie unterschätzen darf, ist das außergewöhnliche Können, das sowohl Mahershala als auch Scarlett mitbringen - jeder auf seine ganz eigene Weise. Es war etwas Besonderes, mit ihnen Szenen zu teilen, die in Filmen dieser Größenordnung selten sind. Wir haben voneinander gelernt, uns gegenseitig inspiriert - da war einfach eine unglaubliche Energie im Raum. Und bei Scarlett ist es wirklich so: Sie ist nicht nur eine großartige Schauspielerin, sondern auch eine echte Führungspersönlichkeit und Freundin. Ihre Intelligenz und ihr Engagement sorgen dafür, dass alle fokussiert bleiben und ihr Bestes geben. Das geht ganz klar von ihr aus. Für mich war das mein erster richtiger Blockbuster - und was ich mitnehme, ist vor allem: Das Niveau der Arbeit war von Anfang bis Ende erstklassig. Niemand hat sich hängen lassen, jeder war mit vollem Herzen dabei.

Mit Scarlett Johansson, Mahershala Ali und Jonathan Bailey sprach Linn Penkert. Das Gespräch fand im Rahmen eines Gruppeninterviews statt.

Quelle: ntv.de

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