Hörbücher

Hörbücher für Sommertage Dora, Mathilde und die Freundinnen

Die Uckermark, Algerien oder Irgendwo - die Frauengeschichten locken die Hörende in alle Welt.

Die Uckermark, Algerien oder Irgendwo - die Frauengeschichten locken die Hörende in alle Welt.

(Foto: imago stock&people)

Da ist Mathilde, die auf der Suche nach Heimat ist und sich mit Rassismus rumschlagen muss. Da sind zwei Freundinnen, die sich zusammentun, damit die eine nicht allein sterben muss. Und da ist Dora, die im Nirgendwo auf einen Nazi und auf Menschlichkeit trifft. Mit diesen Geschichten auf den Ohren vergehen auch lange Sommertage.

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Mathilde und Amine sind ein ungleiches Paar – sie ist blond, er dunkelhaarig und vor allem dunkelhäutig. Ein Marokkaner eben, den es im Zweiten Weltkrieg als Offizier der französischen Armee in ein Dorf im Elsass verschlägt. In der Überlebenssituation des Krieges stört sich niemand an der Verbindung, und auch nicht daran, dass Amine einen Kopf kleiner als Mathilde ist.

Doch das ändert sich schnell, als das Paar heiratet und sich in Amines Heimat niederlässt. Weder die französische Kolonialmacht noch die marokkanische Gesellschaft akzeptiert die Verbindung, der tief verwurzelte Rassismus macht das Leben im "Land der anderen" schwierig. Mathilde verachtet die Einheimischen und letztlich auch ihren Mann, auch die Tochter Aïcha ist bemüht, ihre Herkunft zu verdecken, während Amine wiederum seinen traditionellen Geschlechter- und Machtvorstellungen nicht entfliehen kann. Als ältester Sohn ist er traditionell das Familienoberhaupt und stört sich an der Unbekümmertheit seiner Frau, was ihn in Frankreich noch angezogen hatte. Dann bricht auch noch der marokkanische Unabhängigkeitskampf aus und die Frage der Zugehörigkeit wird überlaut.


Leïla Slimani beginnt ihre geplante Familientrilogie mit einer Geschichte angelehnt an das Leben ihrer Großeltern. Sie selbst wurde als mittlere von drei Töchtern einer marokkanisch-französischen Familie 1981 in Rabat geboren und ging mit 17 Jahren nach Frankreich. Wiebke Puls liest Slimanis geschliffene Sätze gleichermaßen einfühlsam und mit einer Spannung, die die Konflikte der Figuren nacherlebbar machen. (sba)

Das Sterben der Freundin

Die beiden Frauen in Sigrid Nunez' Roman "Was fehlt Dir" bleiben namenlos, selbst als sie gemeinsam das Tal des Sterbens durchschreiten. Die gar nicht so enge Freundin mit dem tödlichen Krebs im Körper bittet die Erzählerin ihr zu helfen, dem Tod zuvorzukommen. Dafür hat sie Vorkehrungen getroffen und ein schönes Haus ausgesucht, in dem sie nur eben nicht allein sterben will. So wird aus einem lediglich geplanten letzten Besuch eine Mission, denn die einzige Tochter der Sterbenden hat sich schon vor Jahren von der Mutter abgewendet.

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"Was fehlt Dir" ist einerseits ein Roman. Aber das Buch ist durch seine zahlreichen literarischen Anspielungen und die Tiefe der philosophischen Erörterung auf jeden Fall auch mehr als nur imaginierte Geschichte. Dem Versagen der Menschheit setzt sie eine mitfühlende Frauenfreundschaft entgegen, die dem Sterben fürsorgliche Heiterkeit entgegensetzt.

Das Sterben erweist sich als überraschend demütigende Erfahrung, an Frieden und Ordnung, wie es sich die Freundin ersehnt hat, ist nicht zu denken. "Es war das Leben, das war es. Das Leben, das weiterging – trotz allem. Das chaotische Leben, das unfaire Leben, das Leben, das gelebt werden musste. Mit dem ich leben musste. Denn, wenn ich es nicht tat, wer würde es dann tun?" Vera Teltz gibt Nunez' Sätzen einen lakonischen Ton, der jedoch nie ins Lamoryante abgleitet.

Die Sprache verfälscht die Erfahrung des Todes. Also erzählt Nunez von anderen Frauen, während sich der Kontakt der Frauen immer mehr auf Gesten und Blicke reduziert. Am Ende versöhnt sich die Sterbende sogar mit dem Unversöhntsein und die Überlebende bleibt mit den Erinnerungen zurück, während ihr Leben und ihr Scheitern weitergeht. (sba)

Dora und der Dorf-Nazi

Dora kann die Beziehung zu ihrem Freund nicht mehr aushalten. Die Pandemie, die Enge in der Stadt machen ihr zu schaffen. Sie zieht auf’s Dorf, in ein altes Haus in der Prignitz, das sie gekauft hat, ohne jemanden etwas davon zu sagen. Ihre Hündin, die sie "Jochen der Rochen" nennt, ist immer dabei. In Bracken trifft sie auf Leere und Neuanfang, auf unbekannte Strukturen und auf ihren Nachbarn, der sich selbst als "Ich bin hier der Dorf-Nazi" vorstellt.

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Dieser scheint zunächst alle Vorurteile Doras zu bedienen, dennoch rauchen sie regelmäßig und ziemlich einsilbig gemeinsam an der Grundstücksmauer. Trotz aller Vorbehalte entwickelt sich im Laufe der Zeit aus der Nachbarschaft etwas, was Dora nicht so Recht in Worte fassen kann. Dora hadert zunächst damit. Doch durch Krankheit und Tod des Dorf-Nazis kann sie schließlich doch diese Beziehung als Freundschaft für sich definieren.

Mit "Über Menschen" liefert Juli Zeh nicht nur den Nachfolgeroman zu "Unter Leuten", sondern auch einen Pandemie-Roman, in dem sich die Protagonistin Dora mit ihren eigenen Dämonen und denen in Dörfern Brandenburgs auseinandersetzen muss. Die Pandemie wirkt dabei wie eine Art Katalysator, der alles beschleunigt antreibt und aufzeigt. Das Dorf wird zu etwas, wo ein Miteinander in der größten Krise doch noch gelingt. Anna Schudt, die das Buch liest, setzt alle Zwischentöne, Zweifel und die gedankliche Schlagfertigkeit Doras hervorragend um. (jaz)

Quelle: ntv.de, sba/jaz

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