Volle Metal-Kraft voraus! Metallica schießen aus allen Rohren
14.04.2023, 14:10 Uhr Artikel anhören
Eine Institution meldet sich zurück: Metallica.
(Foto: Tim Saccenti / Universal Music)
Harte Riffs, wuchtige Drums und ein Frontmann in Bestform: Bereits auf dem letzten Studioalbum beeindruckten Metallica mit zurückgewonnener Energie und Spielfreude. Mit ihrem neuen Studiowerk "72 Seasons" legen die Kalifornier noch eine Schippe drauf.
Ältere Semester werden sich noch daran erinnern. Wer vor dreißig oder vierzig Jahren auf das Erscheinen eines neuen Albums seiner Lieblingsband wartete, der freute sich immer wie ein Kind, wenn es irgendwann hieß: Band XY gedenkt in etwa drei Monaten das Studio zu entern, um dann aller Voraussicht nach im nächsten Jahr ein neues Album präsentieren zu können. Die Vorfreude war nicht nur ein berauschendes Gefühl, sondern auch ein treuer und langatmiger Begleiter.
Der ritualisierte Spannungsaufbau ist mittlerweile einer Schnelllebigkeit gewichen, die mitunter auch dazu führt, dass selbst eine von Millionen Fans auf der ganzen Welt begleitete Band wie Metallica in der Lage ist, quasi aus dem Nichts heraus ein neues Studioalbum auf die Reise zu schicken. "72 Seasons", so der Titel des neuen Longplayers, entfachte erstmals im vergangenen November ein weltweites Feuer der Neugierde. Seit der Veröffentlichung der knackigen Lead-Single "Lux Æterna" kamen bis Ende März noch drei weitere Singles hinzu ("Screaming Suicide", "If Darkness Had A Son", "72 Seasons").
Frisch, hart, gut
Nun sind auch die restlichen acht Songs verfügbar. Gemeinsam kommt man auf eine satte Spielzeit von 77 Minuten und zehn Sekunden. Da soll nochmal einer behaupten: Je älter das Pferd, desto kleiner der Ertrag! Papperlapapp! Die Mannen um Sänger James Hetfield hauen sich auch im hohen Alter (Hetfield feiert im August seinen 60. Geburtstag) noch voll rein. Was neben der langen Spielzeit und dem damit verbundenen Grundenthusiasmus fast noch mehr beeindruckt, ist die spielerische Frische mit der die Genre-Ikonen auf ihrem elften Studioalbum zu Werke gehen.

(Foto: picture alliance / Amy Harris/Invision/AP)
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Soundtechnisch an eine Mixtur aus "Load"-Zeiten und der Phase des Mainstream-Durchbruchs ("Black Album") angelehnt, schießen Metallica aus allen Rohren und lassen dabei sogar eingefleischte Thrash-Fans begeistert mit den Händen klatschen. Mag sein, dass die letzten beiden auch für die Massen relevanten Songs ("Fuel", "The Unforgiven II") schon fast dreißig Jahre alt sind und sich wohl auch diesmal keiner der neuen Songs einen Platz auf der bandinternen All-Time-Favourites-Liste sichern kann. Aber das stört nur am Rande. Die von James Hetfields ganz persönlicher rückblickender Wut ("Der Albumtitel bezieht sich auf die ersten 18 Jahreszeiten unseres Lebens: die Zeit, in der wir von unseren Eltern und unserer Umwelt geprägt wurden" - O-Ton James Hetfield) angetriebenen Songs ziehen den Hörer auch ohne nachhaltige Hooks und stadiontaugliche Singalong-Passagen problemlos in ihren Bann.
Der Fan staunt und freut sich
Die beiden wuchtigen Rocker "Sleepwalk My Life Away" und "You Must Burn!" lassen das Herz eines jeden "Enter Sandman"-Fans höherschlagen. "Room Of Mirror" hat richtig Speed. "Too Far Gone" weckt Erinnerungen an Zeiten, in denen die "Four Horsemen" noch auf allen metallischen Weiden galoppierten. Mit dem vertrackten Beginn des stampfenden "Shadows Follow" gibt es auch noch einen kleinen Wink in Richtung "… And Justice For All".
Schlussendlich überwiegt das Staunen und natürlich die Freude über eine multimillionenschwere Branchen-Institution, die bereits mit ihrem letzten Album "Hardwired … To Self-Destruct" gezeigt hat, dass sie immer noch Lust auf Höchstleistungen hat und von einer künstlerischen Sättigung noch weit entfernt ist. Mit "72 Seasons" legen Metallica sogar noch eine Schippe drauf. Pommesgabeln hoch!
Quelle: ntv.de