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Der "Tatort" im Schnellcheck Ein Bonbon von Hitler

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Hagen von Strelow (Ludwig Simon) und Kommissar Rother (Ulrich Tukur, v.l.) wollen einen Mord aufklären - mit sehr unterschiedlichen Methoden.

Hagen von Strelow (Ludwig Simon) und Kommissar Rother (Ulrich Tukur, v.l.) wollen einen Mord aufklären - mit sehr unterschiedlichen Methoden.

(Foto: HR/Bettina Mueller)

Murot im Zweiten Weltkrieg: Sein Alter Ego, Kommissar Rother, soll den Mord an einem britischen Piloten aufklären. Der Fall steht im Zusammenhang mit der Gegenwart. "Murot und das 1000-jährige Reich" verfängt sich im Kampf zwischen Anspruch und Format.

Was passiert?

Frühjahr 1944: Sonderermittler Friedrich Rother (Ulrich Tukur) und sein nassforscher Adjutant von Strehlow (Ludwig Simon) müssen in einem kleinen Dorf den Mord an einem britischen Piloten aufklären. Mit ihm ist auch eine Handvoll Wehrmachtssoldaten zu Tode gekommen, allesamt mit Kugeln im Leib. Doch wer hat zuerst abgedrückt, wer hat wen erschossen und gibt es womöglich ein Motiv jenseits der verfeindeten Lager? Rother und Strehlow mieten sich im örtlichen Gasthof ein und nehmen sich der Dorfbewohner und -bewohnerinnen an, der eine im Gespräch, der andere mit Drohungen und Gewalt.

Schließlich tauchen brisante Dokumente auf, die den Kriegsverlauf entscheidend beeinflussen könnten. Rother setzt alles daran, dass die Schriftstücke nicht den Nazis in die Hände fallen, auch der Schutz der jüdischen Wirtin liegt ihm am Herzen. Von Strehlow, der heiße Hund, sieht das überhaupt nicht gern. Die Lage spitzt sich langsam zu.

Worum geht es wirklich?

Schmied Lobus (André Meyer), Gerda Lobus (Melanie Straub) und Kommissar Rother (Ulrich Tukur).

Schmied Lobus (André Meyer), Gerda Lobus (Melanie Straub) und Kommissar Rother (Ulrich Tukur).

(Foto: HR/Bettina Mueller)

Das Geheimnis gibt "Murot und das 1000-jährige Reich" leider viel zu früh preis, nämlich direkt am Anfang der Episode. Während Rother in der Vergangenheit ermittelt, ist Murot in der Gegenwart im Einsatz. Zusammen mit seiner Assistentin Wächter (Barbara Philipp) wartet er am Frankfurter Flughafen auf einen ganz bestimmten Passagier einer Maschine aus Südamerika: Hagen von Strehlow, der acht Jahrzehnte nach seinen Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs büßen soll.

Wegzapp-Moment?

Nicht vorhanden, wobei: Wenn der Titel der "Tatort"-Folge eingeblendet wird, in klassischer Frakturschrift und Wochenschau-Optik, dann riecht das schon etwas übel nach Nazi-Folklore. Authentisch, klar, aber ist das wirklich so passend?

Wow-Faktor?
Siehe Wegzapp-Moment: Das Nachstellen, das Nachbauen der Szenerie zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, die Uniformen, die Gewehre, die eiskalte Gewalt, mit der von Strehlow etwa den kläffenden Hund niederstreckt, die angstvollen Blicke der Bewohner, all das gibt einen Eindruck von der Grausamkeit jener Zeit - aber ist das beim "Tatort" am Sonntag wirklich so passend platziert? Tukur-Fans werden jetzt wahrscheinlich sagen, wo, wenn nicht beim metaphysischen Murot - und haben damit zumindest einen Punkt. Ach ja, das titelgebende Bonbon: Die kurze Episode von Rother zusammen mit der großartigen Viola Hinz in der Rolle der kleinen Waltraud ist in der Tat köstlich. Und singen tut der Rother auch noch, ein Lied über Hitlers … aber das sollten man sich am besten selbst anschauen und vor allem: anhören.

Wie war’s?

6 von 10 Punkten - Setting und Cast sind stimmig, die Botschaft von den Verbrechen, die nicht verjähren, eine richtige und wichtige, als Krimi, als "Tatort" einfach nicht spannend genug.

Quelle: ntv.de, Von Ingo Scheel

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