Neue UN-Nachhaltigkeitsziele Merkel sieht Wirtschaft in der Pflicht
27.09.2015, 05:22 Uhr
Ein pfiffiges Logo, aber wie ernst ist es den Staaten mit der Nachhaltigkeit? Angela Merkel weist auf kommende Bewährungsproben hin.
(Foto: picture alliance / dpa)
Beim UN-Gipfel in New York geht es offiziell nicht um die aktuellen Krisen, sondern um die mittel- und langfristige Entwicklung der Menschen in ihrer Umwelt. Entsprechend ambitioniert sind die Ziele. Aber für Leonardo DiCaprio erreichbar, wenn man denn nur will.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach der Verabschiedung der UN-Nachhaltigkeitsagenda auf die Verantwortung der Wirtschaft für die weitere Entwicklung von Staaten und Umwelt hingewiesen. "Alle staatliche Unterstützung kann nicht reichen", sagte Bundeskanzlerin Merkel bei einer Veranstaltung am Rande des Gipfels. "Sondern staatliche Unterstützung sollte so eingesetzt werden, dass sie ein Anreiz ist dafür, dass auch Wirtschaft sich einbringt in die Erfüllung der Sustainable Development Goals."
Auch Chinas Präsident Xi Jinping füllte in einer Rede beim UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York Entwicklungsziele mit Leben. China werde zwei Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) für einen neuen Entwicklungsfonds und zusätzliche Investitionen in den ärmsten Ländern bereitstellen, sagte er.
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt hatten am Freitag die globale entwicklungspolitische Agenda für die kommenden 15 Jahre angenommen. Die 17 Ziele umfassen unter anderem die Beseitigung von extremer Armut und Hunger bis zum Jahr 2030, die Förderung von Gesundheitsversorgung und Bildung sowie den Kampf gegen den Klimawandel. Der Katalog führt die zur Jahrtausendwende beschlossenen Millenniumsziele fort, die den Zeitraum bis 2015 abdeckten.
Gates und Zuckerberg betonen Bedeutung des Internets
Xi betonte in seiner Rede, China stelle "Gerechtigkeit vor Interessen" und schließe sich anderen Ländern in der gemeinsamen Anstrengung zur Umsetzung der Post-2015-Agenda an. Neben dem neuen Fonds werde sein Land die Investitionen in den am wenigsten entwickelten Ländern um mindestens zwölf Milliarden Dollar bis 2030 erhöhen. Die USA und andere Staaten werfen China vor, seiner Verantwortung als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht gerecht zu werden. Allerdings sind große Teile Chinas selbst noch schwach entwickelt.
Die Gründer von Microsoft und Facebook, Bill Gates und Mark Zuckerberg, hoben derweil die Bedeutung des Internets für die Zukunftsperspektiven der Entwicklungsländer hervor. In einer mit anderen Internetunternehmern unterzeichneten Erklärung stellten sie sich hinter das in der Nachhaltigkeitsagenda formulierte Ziel, dass bis zum Jahr 2020 alle Erdbewohner online sein sollten. "Wenn Menschen Zugang zu den Instrumenten und dem Wissen des Internets haben, haben sie Zugang zu Möglichkeiten, die für uns alle das Leben besser machen."
Merkel erklärte, die Nachhaltigkeitsagenda bedeute "Hoffnungen für Abermillionen, ja für Milliarden Menschen". Eine erste wirkliche Bewährungsprobe, wie ernst es die Welt meine, sei nun die Klimakonferenz im Dezember in Paris. Bei der Bekämpfung der Armut sei mit den Millenniumszielen die Hälfte des Weges bereits beschritten. "Das Glas ist halb voll", sagte sie.
Stars fordern Willen zur Veränderung
Als eine Lehre aus der Ebola-Krise in Afrika hat die Bundeskanzlerin internationale Aktionspläne für den Umgang beim Ausbruch solcher Epidemien gefordert. Die Vereinten Nationen müssten eine logistische Kette entwickeln, um ausbrechende Krankheiten medizinisch schnell und umfassend in den Griff zu bekommen, sagte Merkel. "Damit wir nicht wieder eine Folge von panischen Reaktionen bekommen und bei der nächsten Krankheit wieder in den aufgeregten Zustand verfallen und alles wieder neu machen." Gemeinsam mit Ghana und Norwegen richtete Deutschland am Rande des UN-Gipfels eine Veranstaltung zur besseren Koordinierung der Gesundheitssysteme aus, um der Ausbreitung von Epidemien weltweit besser begegnen zu können.
In ihrem Kampf gegen Hunger und Armut haben die Vereinten Nationen prominente Unterstützung. Stars wie Beyoncé, Leonardo DiCaprio, Pearl Jam und Coldplay traten am Abend im New Yorker Central Park zugunsten der UN-Entwicklungshilfe auf. Mit dabei waren auch Bill Gates, Königin Rania von Jordanien, First Lady Michelle Obama und Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai. "Es gibt einen Klimawandel, auf allen Kontinenten und allen Meeren", sagte DiCaprio. "Die Wahrheit ist, dass es Lösungen gibt. Alles, was wir brauchen, ist der Wille von allen." Der Welt laufe aber die Zeit davon.
Königin Rania erinnerte vor allem an das Leiden in ihrem Nachbarland: "Sorgt dafür, dass die Jugend in Syrien keine verlorene Generation ist. Sie hungern nach Bildung, nach einer Kindheit, einem zu Hause." Die 18-jährige Malala sagte: "Lasst uns der Wandel sein. Und lasst uns dafür sorgen, dass jedes Kind sein Grundrecht bekommt: Bildung."
Quelle: ntv.de, dka/dpa/AFP