"Es muss sich etwas ändern" Trump-Vertraute empfehlen Führungswechsel in Kiew
02.03.2025, 18:35 Uhr Artikel anhören
Waltz und Johnson (r.) sehen die Schuld am Eklat im Weißen Haus allein bei Selenskyj.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Trump und sein Vize Vance demütigen Ukraines Staatschef Selenskyj bei einem Treffen im Oval Office. Während der Eklat in Europa für Entsetzen sorgt, fordern nun führende Republikaner Konsequenzen in der Ukraine. Dem angegriffenen Land bieten sie zwei Möglichkeiten zur Auswahl an.
Nach Ansicht des Sicherheitsberaters von US-Präsident Donald Trump, Mike Waltz, ist eine Friedensvereinbarung zwischen Russland und der Ukraine eventuell nur möglich, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zurücktritt. "Wir brauchen einen Anführer, der mit uns und schließlich mit den Russen verhandeln und diesen Krieg beenden kann", sagte Waltz dem Sender CNN. "Und wenn sich herausstellt, dass Präsident Selenskyjs persönliche oder politische Motive von der Beendigung der Kämpfe in diesem Land abweichen, dann denke ich, haben wir ein echtes Problem."
Auch der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, hat nach dem öffentlichen Zerwürfnis im Weißen Haus mit einem Führungswechsel in der Ukraine geliebäugelt. "Es muss sich etwas ändern. Entweder muss er zur Besinnung kommen und dankbar an den Verhandlungstisch zurückkehren, oder jemand anderes muss das Land dazu führen", sagte Johnson dem Sender NBC mit Blick auf Selenskyj. "Das müssen die Ukrainer selbst herausfinden", erklärte der Republikaner.
Unter Präsident Donald Trump machten die Vereinigten Staaten "Frieden durch Stärke" geltend, sagte er. Johnson sagte gleichzeitig, die Prioritäten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lägen "an falscher Stelle" und bekräftigte die Position, der Ukrainer habe sich im Oval Office "undankbar" verhalten.
Im Weißen Haus war es am Freitag vor laufenden Kameras zum Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Stellvertreter J.D. Vance mit Selenskyj gekommen. Die Amerikaner warfen ihrem Gast vor, undankbar für die US-Unterstützung im Abwehrkampf der Ukraine zu sein und einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Es war eine historisch beispiellose öffentliche Demütigung eines ausländischen Staatschefs im Weißen Haus durch den amerikanischen Präsidenten.
Zweifel an künftigen Geschäften mit Selenskyj
Die Idee eines Rücktritts von Selenskyj war in den USA nach dem Treffen im Oval Office aufgekommen. Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte vor dem Weißen Haus zu Journalisten, Selenskyj "muss entweder zurücktreten oder jemanden vorbeischicken, mit dem wir Geschäfte machen können, oder er muss sich ändern".
Graham nannte das Treffen ein komplettes Desaster und sagte, er sei nie stolzer auf Trump gewesen. Er stellte nach dem Abbruch des Treffens im Weißen Haus infrage, ob die USA weiterhin mit Selenskyj zusammenarbeiten könnten. "Was ich im Oval Office gesehen habe, war respektlos und ich weiß nicht, ob wir jemals wieder Geschäfte mit Selenskyj machen können", sagte Graham. Der ukrainische Präsident habe es "fast unmöglich gemacht, dem amerikanischen Volk zu verkaufen, dass er eine gute Investition ist".
Johnson weist zudem Vorwürfe einer zu russlandfreundlichen Haltung von US-Präsident Trump und seiner Regierung zurück. "Es ist ziemlich absurd, wenn irgendjemand in den Medien oder bei den Demokraten behauptet, Präsident Trump, das Weiße Haus oder die Republikaner im Kongress stünden auf (Kremlchef Wladimir) Putins Seite", sagte Johnson beim US-Sender NBC. "Wir wissen, dass er ein gefährlicher Gegner ist und den (Ukraine-)Krieg provoziert hat."
Nach dem beispiellosen Schlagabtausch im Oval Office hatten zahlreiche europäische Staats- und Regierungschefs ihre Bestürzung geäußert und erklärt, sie stünden an der Seite Selenskyjs, unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz und der französische Präsident Emmanuel Macron. Selenskyj und das ukrainische Außenministerium bedankten sich in zahlreichen Beiträgen auf X für die Unterstützungs-Bekundungen der Verbündeten.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/AP/dpa