Nach langem Behörden-Hickhack Zerstörter russischer Panzer zielt auf Botschaft in Berlin
24.02.2023, 08:52 UhrIn Berlin wird in einer Kunstinstallation ein in der Ukraine zerstörter russischer T-72-Panzer vor die Botschaft des Landes gestellt. Der Bezirk Mitte erteilt der Aktion erst keine Genehmigung, der Initiator nennt die Gründe "bizarr" - und zieht erfolgreich vor Gericht.
Nun steht er doch da: nach monatelangem Hickhack haben es der Unternehmer, Museumsdirektor und Journalist Enno Lenze und Autor und Verleger Wieland Giebel geschafft, einen zerstörten russischen Panzer vor der Botschaft des Landes in Berlin zu platzieren. Rechtzeitig zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine steht das Kriegsgerät seit dem frühen Freitagmorgen zwischen den beiden Fahrbahnen der Straße "Unter den Linden". Genau dort, wo vor rot-weißen Absperrgittern bereits seit Monaten den Opfern der russischen Invasion mit verschiedenen Installationen gedacht und die russische Invasion verurteilt wird.
Zerstört worden sein soll der T-72-Panzer in der Schlacht um Kiew durch eine Panzerabwehrmine bei Butscha. Kurz nach Beginn der Invasion am 24. Februar drangen russische Truppen zunächst zur Hauptstadt des Landes vor, konnten letzten Endes aber zurückgeschlagen werden. Der Vorort Butscha wurde wegen zahlreicher russischer Kriegsverbrechen international bekannt.
Langer Kampf um die Kunstinstallation
In einem Beitrag auf seiner Homepage "Berlin Story News" erzählt Enno Lenze von einem monatelangen Behörden-Hickhack. Es soll zahlreiche Einwände gegen die Ausstellung des Panzers gegeben haben. Diese seien laut Lenze mit der Zeit "immer bizarrer" geworden. So soll es unter anderem geheißen haben, die Kunst könne "die Interessen der Bundesrepublik Deutschlands tangieren", oder "es ist davon auszugehen, dass auch die Kraftfahrzeugfahrer durch das Panzerwrack und durch die zu erwartenden Menschenansammlungen vor dem Panzerwrack vom Straßenverkehr abgelenkt werden, sodass mit einer akuten Unfallgefahr zu rechnen ist."
Nachdem der Berliner Bezirk Mitte eine Genehmigung zunächst abgelehnt hatte, setzten die Initiatoren vom Museum Berlin Story Bunker ihr Projekt per Gericht durch. "Wir stellen den Russen ihren Schrott vor die Botschaft", heißt es auf Twitter von Wieland Giebel.
Auf seinem Weg zur russischen Botschaft fuhr der T-72 auf einem Hänger auch direkt am Bundestagsgebäude vorbei. Ursprünglich sollte der Panzer per Kran vor die Botschaft gehievt werden. Doch weil dieser dort wegen darunter verlaufenden Tunneln nicht aufgebaut werden konnte, bleibt der T-72 auf dem Hänger. Bis Montag soll er noch in der Hauptstadt stehen.
Berlin ist dabei nicht die einzige Stadt, in der zerstörtes russisches Kriegsgerät gezeigt wird. Litauen beispielsweise stellt auf eigene Initiative einen Panzer in der Hauptstadt Vilnius aus. Das teilte Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas kürzlich mit. In Kiew wurden bereits kurz nach Beginn des Krieges verschiedene "Trophäen" ausgestellt.
Quelle: ntv.de, rog