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Nachweis durch Greenpeace Mikroplastik in 502 von 664 Kosmetika

Greenpeace fordert von der Bundesregierung ein Verbot von Kunststoffen in Kosmetika.

Greenpeace fordert von der Bundesregierung ein Verbot von Kunststoffen in Kosmetika.

(Foto: imago/Westend61)

Für Greenpeace ist der Versuch der Industrie, auf freiwilliger Basis Kunststoff aus Kosmetika zu verbannen, gescheitert. Laut der Umweltorganisation wird sich weiterhin regelmäßig Plastik ins Gesicht geschmiert, etwa in Form von Make-up, Puder oder Lippenstift.

Die bisher freiwilligen Maßnahmen von Herstellern zum Verzicht auf Plastik in Kosmetika reichen aus Sicht von Greenpeace nicht aus. So ermittelte die Organisation in 502 von 664 Produkten 11 bekannter Kosmetikmarken Kunststoffe, wie sie im Report "Zum Abschminken - Plastik in Kosmetik" berichtet.

Sie habe zunächst die auf den Websites der Unternehmen veröffentlichten Inhaltsstoffe-Listen auf 530 Polymere hin überprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass in 76 Prozent der Produkte Kunststoffe enthalten seien. In etwa einem Viertel der Produkte handele es sich um Mikroplastik, im Rest um Plastik in flüssiger, halbfester oder löslicher Form. In einem zweiten Schritt seien dann elf ausgewählte Produkte im Labor genauer analysiert worden.

"Die Ergebnisse zeigen, dass Plastik-Inhaltsstoffe ausgerechnet in den Produkten, die mit sensiblen Körperteilen wie Augen und Lippen in Kontakt kommen, häufig enthalten sind und so von Verbrauche eingeatmet oder verschluckt werden können", heißt es in dem Bericht. Die höchsten Konzentrationen an Kunststoffen enthielten Augen-Make-up, Lipgloss und Lippenstifte.

Keine Gesundheitsgefahr?

Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel IKW verweist dagegen im Internet auf mehrere behördliche Untersuchungen, nach denen eine Gesundheitsgefahr durch Mikroplastik nicht belegt sei.

Greenpeace überprüfte Produkte von Catrice, Essence, L'Oreal, Deborah, Kiko, Lancôme, Lush, Maybelline, Nyx, Sephora und Wycon anhand ihrer Inhaltsstofflisten auf die Verwendung von 530 Kunststoffarten. In der Laboruntersuchung wurde auch festes Plastik in den Produkten nachgewiesen. Die fünf Marken mit dem höchsten Anteil an Produkten, die Plastik enthalten, sind:

  • Maybelline (85 Prozent)
  • Deborah (84 Prozent)
  • Sephora (83 Prozent)
  • Wycon (78 Prozent)
  • Lancôme (77 Prozent)

Die ungeschminkte Wahrheit

Für Greenpeace ist der Versuch der Bundesregierung gescheitert, zusammen mit der Industrie auf freiwilliger Basis Plastik aus Kosmetika zu verbannen. "Sieben Jahre Dialog sind vorbei und die ungeschminkte Wahrheit ist jedoch, dass wir uns weiterhin regelmäßig Plastik ins Gesicht schmieren. Sei es in Form von Make-up, Puder oder Lippenstift", sagte die Greenpeace-Expertin für Konsum und Chemie, Viola Wohlgemuth.

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Greenpeace forderte von der Bundesregierung ein Verbot von Kunststoffen in Kosmetika. "Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD muss ein klares Verbot von Plastik jeder Konsistenz in Kosmetik vorantreiben - auf deutscher und EU-Ebene", sagte Wohlgemuth. Dort werde derzeit nur ein Verbot von festem Mikroplastik in Kosmetikprodukten verhandelt.

Plastik und Mikroplastik muss auf Verpackungen angezeigt sein. Daher können Verbraucher auf bestimmte Abkürzungen achten, um zu erkennen, ob Mikroplastik fester Bestandteil des Produkts ist:

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Dimethiconol
  • Methicone
  • Polyamide (PA, Nylon)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmetacrylate (PMMA)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethyleneglycol (PEG)
  • Polyethyleneterephtalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polypropyleneglycol (PPG)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)
  • Siloxane

Quelle: ntv.de, awi/dpa

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