Horror am Arbeitsplatz Mobbing verläuft in Phasen
14.04.2016, 11:51 Uhr
(Foto: imago stock&people)
Mobbing am Arbeitsplatz ist die Hölle und kann krank machen. Am Anfang steht meist ein ungelöster Konflikt mit Schuldzuweisungen. Dann folgt der Psychoterror. Spätestens jetzt ist der Chef gefragt.
Grundsätzlich gibt es in jedem Betrieb Meinungsverschiedenheiten. Doch Mobbing in einem Unternehmen ist meist kein Zufall. Ein schlechtes Arbeitsklima und eine schlechte Gesprächskultur sind zwei Risikofaktoren dafür. Denn wo nicht über Konflikte gesprochen wird, fällt es besonders leicht, Einzelne anzugreifen. Und auch wenn der Chef bei Konflikten wegsieht, ist dies der ideale Nährboden für Mobbing.
Dabei hat Mobbing Methode. Das Ziel ist es, eine Person auszugrenzen und bewusst zu demütigen. Mit einem konstruktiven Umgang mit Konflikten hat das nichts zu tun. So halten Mobber Informationen zurück und manipulieren Arbeitsergebnisse, sie geben sinnlose Anweisungen, setzen Gerüchte in die Welt und schrecken auch vor Gewalt und sexuellen Übergriffen nicht zurück. Eine einheitliche Definition, was Mobbing ist, gibt es nicht; der Begriff taucht in keinem Gesetz auf.
Dabei entwickelt sich Mobbing oft nach ein und demselben Muster - und durchläuft dabei laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund mehrere Phasen.
Konflikte und einzelne Vorfälle
Am Anfang des Mobbings steht ein ungelöster oder nicht bearbeiteter Konflikt. Daraus ergeben sich zunächst erste Abneigungen, Schuldzuweisungen und vereinzelte persönliche Angriffe.
Beginn des Psychoterrors
Dann weiten sich die Differenzen aus. Der ungelöste Konflikt gerät in den Hintergrund, die betroffene Person wird immer häufiger zur Zielscheibe von systematischer Schikane. Das Selbstwertgefühl der gemobbten Person nimmt ab, sie wird zunehmend isoliert und ausgegrenzt. Das passiert nach etwa sechs Monaten.
Arbeitsrechtliche Sanktionen
Im nächsten Schritt eskaliert die Entwicklung. Durch die ständigen Demütigungen ist die gemobbte Person so verunsichert, dass die Arbeit darunter leidet. Der oder die Betroffene gilt zunehmend als "problematisch", es werden arbeitsrechtliche Maßnahmen wie Abmahnung, Versetzung oder Kündigung angedroht. Diese Phase kann bis zu zwei Jahren anhalten. Oft verkennt nicht nur die Unternehmensführung die Situation, sondern auch der behandelnde Arzt; es kommt zu Fehldiagnosen.
Ausschluss aus dem Unternehmen
Viele Mobbingfälle enden mit dem Verlust des Arbeitsplatzes, manchmal sogar mit dem Ausscheiden aus der Arbeitswelt. Entweder kündigen die Betroffenen selbst oder es wird ihnen gekündigt beziehungsweise sie stimmen einem Auflösungsvertrag zu. Oft sind psychosomatische Krankheiten oder langfristige Krankschreibungen die Folge, manchmal auch eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit. Diese Stufe dauert etwa zwei bis sechs Jahre.
Je mehr sich der Arbeitgeber seiner Verantwortung und rechtlichen Verpflichtung, für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen, bewusst ist, desto besser und schneller lässt sich Mobbing stoppen. Aber: Er kann nur dann Konsequenzen ziehen, wenn er über die Vorfälle informiert ist. Betroffene sollten deshalb nicht darauf warten, dass sich die Situation von alleine klärt, sondern sich so schnell wie möglich Unterstützung holen – bei Frauenvertretungen, Betriebs- und Personalräten oder direkt bei ihrer Gewerkschaft. Sie helfen dabei, den Konflikt zu analysieren und das weitere Vorgehen zu planen.
Quelle: ntv.de, awi