Ratgeber

Streit wegen Corona-Stress So vermeidet man Eskalationen

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Das Coronavirus bedroht nicht nur die Gesundheit, sondern auch den Hausfrieden.

(Foto: imago images / Panthermedia)

Coronavirus-Angst, ein knappes Warenangebot, eingeschränkte Bürgerrechte: Viele Menschen sind zurzeit hoch angespannt und gestresst. Das entlädt sich immer häufiger in eigentlich unnötigen Streitereien. Mit ein paar einfachen Regeln können diese vermieden oder geschlichtet werden.

Schulen, Läden, Freizeitangebote und viele andere öffentliche Einrichtungen sind zurzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen. So hocken Familien plötzlich von früh bis abends aufeinander. Aber nicht nur im kleinen Kreis kann es zu vermehrten Streitereien kommen, sondern auch zwischen völlig fremden Menschen. Leere Regale im Supermarkt, Personen, die sich nicht an die vorgeschriebenen Abstandsregelungen halten und viele andere Kleinigkeiten führen immer häufiger zu Konflikten. In manchen Fällen eskalieren die Streitereien so dermaßen, dass die Polizei einschreiten muss oder einer der Beteiligten im Krankenhaus landet.

Schuld an dem höheren Stresslevel vieler Menschen sind unter anderem Existenzängste und die Angst um die eigene Gesundheit oder die der anderen. Damit unnötige Streitereien und deren Eskalationen vermieden werden, helfen diese Tipps.

Streit vermeiden ist kein Kunstwerk

In den Schlagzeilen liest man derzeit, dass es wegen den Ausgangssperren vermehrt zu häuslicher Gewalt kommt. Das ist wohl die extremste Form eines außer Kontrolle geratenen Konflikts unter Paaren. Damit der Hausfrieden möglichst beibehalten und man selbst gelassener in dieser Ausnahmesituation wird, empfiehlt die Psychotherapeutin Julia Scharnhorst mehr Rücksichtnahme auf sich und andere: "Man muss sich eingestehen, dass es eine Sondersituation ist und bei allen die Nerven mal blank liegen werden. Man sollte Nachsicht und Geduld mit sich und anderen haben, also nicht gleich genervt reagieren, wenn der andere gestresst ist", sagt sie Interview mit ntv.de.

Paare und Familien sollten sich unbedingt einen neuen Plan erstellen, wie das Zusammenleben in Quarantäne-Zeiten nun aussehen soll. Wenn die Kinder ein lautes Spiel spielen wollen, aber gleichzeitig das wichtige Telefonat mit dem Chef bei der Mutter ankommt, ist das ungünstig. Deswegen sollte man Scharnhost zufolge das Zusammenleben neu organisieren. Zu welchen Zeiten ist das Lautsein erlaubt und in welchen ist Ruhezeit angesagt? Solche und ähnliche Fragen sollten unbedingt in Form von Regeln beantwortet werden, die für alle Familienmitglieder verbindlich sind.

Weiterhin ist es Scharnhorst zufolge wichtig, den Wohnraum optimal zu nutzen und gegebenenfalls sogar ein paar räumliche Umgestaltungen vorzunehmen: "Gerade in kleineren Wohnungen sollte das Schlafzimmer nicht nur als Schlafzimmer genutzt werden, sondern auch als Arbeitsraum oder Ruhezone", erklärt sie. So können sich die einzelnen Familienmitglieder immer einmal wieder zurückziehen. Das mindert ebenso den Stress.

Was tun, wenn es kracht?

Ist es einmal zu einem Streit gekommen, dann sollte man ihn zunächst unterbrechen: "Wenn man in einem emotionalen Zustand ist und sich hineingesteigert hat, löst man keine Probleme. In so einem Kampfmodus bringt das Diskutieren nichts außer Verletzungen", sagt Scharnhorst. Sie rät daher, sich - soweit es möglich ist - erst einmal aus dem Weg zu gehen, eine Nacht drüber zu schlafen und am nächsten Tag noch einmal in Ruhe über das Problem zu sprechen. Vielleicht ist das dreckige Geschirr auch gar nicht das eigentliche Problem, sondern es stimmt etwas in der Beziehung nicht. Das muss geklärt werden. "Dann geht es darum, das Problem zu lösen und nicht nur den Frust abzulassen, denn damit ist niemandem gedient. Wenn man merkt, dass man im Stress ist, sollte man sich Möglichkeiten überlegen, wie man den Stress loswird, ohne die eigene Partnerschaft oder Familie zu ruinieren", erklärt die Psychotherapeutin.

Wird man in der Öffentlichkeit etwa wegen der letzten Packung Klopapier oder dem nicht eingehaltenen Abstand an der Supermarktkasse von einem Streitlustigen angegriffen, rät Scharnhorst zu Ruhe: "Lächeln und sich seinen Teil denken. Warum sollte man sich mit fremden Leuten streiten? Den werden Sie nicht wieder treffen. Warum sich also streiten? Bringt nichts", sagt sie.

Das Positive sehen

Gefühlt jeden Tag kommt eine neue Hiobsbotschaft. Menschen machen sich Sorgen um ihre Gesundheit, Existenz und die Zukunft. Ein hilfreicher Tipp gegen die Corona-Ängste und den damit verbundenen Stress ist es erst einmal, das Lesen und Schauen von Nachrichten ein wenig einzuschränken.

Maximal zweimal täglich sollte man sich der Psychologin zufolge über die aktuellen Entwicklungen bezüglich des Coronavirus verfolgen. Weiterhin ist es wichtig, sich klarzumachen, dass dieser Ausnahmezustand auch irgendwann einmal wieder vorbei sein wird: "Das hilft, inneren Abstand zu den Dingen zu gewinnen und sich nicht zu sehr vereinnahmen zu lassen oder zu ängstigen", so Scharnhorst.

Ebenso sollte man nicht ausschließlich nur das Negative an der aktuellen Situation sehen. So ist beispielsweise die Luft vielerorts frischer, der Arbeitsweg fällt bei jenen, die im Homeoffice arbeiten, weg und Familien haben viel mehr Zeit, beieinander zu sein. In jeder Krise steckt auch eine Chance und die sollte genutzt werden. Wem das positive Denken noch schwerfällt, der sollte sich jeden Abend drei Dinge vor Augen führen, die gut an dem vergangenen Tag waren und diese am besten verschriftlichen. Wer das regelmäßig tut, wird schon bald mit einer optimistischeren Weltsicht belohnt.

Quelle: ntv.de, imi

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