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Zweifel vor Frankreich-Rundfahrt Tour versucht, dem Abbruch zu entkommen

Ob Vorjahressieger Egan Bernal seinen Titel verteidigen kann, liegt nicht allein an seiner sportlichen Leistung.

Ob Vorjahressieger Egan Bernal seinen Titel verteidigen kann, liegt nicht allein an seiner sportlichen Leistung.

(Foto: imago images / Panoramic International)

Traditionell endet die Tour de France in Paris - und die französische Hauptstadt ist Corona-Risikogebiet. Genauso wie Nizza, wo die Radfahrt am Wochenende startet. Was kommt auf die Teams zu? Und welche Auswirkungen haben die Beschränkungen für Fans? Das sind nur zwei der Fragen, die vor dem Auftakt am Samstag (ab 14.30 Uhr) offen sind.

Wie bewerten deutsche Behörden die Corona-Gefahr in Frankreich?

Das Robert-Koch-Institut stuft die Regionen Ile-de-France (dazu gehört Tour-Zielstadt Paris) und Provence-Alpes-Cote d'Azur (dazu gehört Nizza) als "Risikogebiete" ein, also Gebiete, "in denen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 besteht". In diese Kategorie fällt der Hauptteil der Welt außerhalb der EU.

Wie ordnet Frankreich selbst die Lage ein?

Die Franzosen hatten bereits Mitte August Paris und Marseille - knapp 200 Kilometer von Nizza entfernt - zu Gebieten erhöhten Risikos ernannt und die Seuchenschutz-Maßnahmen verschärft. "Die Lage verschlechtert sich von Woche zu Woche", sagte Jerome Salomon, Chef der nationalen Gesundheitsbehörde, angesichts von bis zu 5000 Neuinfektionen pro Tag. Familienfeiern, Partys und andere Menschenansammlungen würden für Infektionscluster sorgen.

Was bedeuten die deutschen Entscheidungen für die Tour?

Deutsche Fans, die eine Reise zum Tourstart oder zum Finale in Paris geplant haben, unterliegen den Regelungen für die Einreise aus einem Risikogebiet. Nach derzeitigem Stand ist ein Test und die Selbstisolation bis zum Vorliegen eines Ergebnisses verpflichtend. Diese Regelung ist aber wacklig: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erwägt, vom verpflichtenden Test zu einer verpflichtenden Quarantäne von 14 Tagen zurückzukehren, die frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test abgebrochen werden darf. Für die Frankreich-Rundfahrt selbst bzw. die teilnehmenden Teams und Fahrer ändert sich vorerst nichts, für sie sind die nationalen Entscheidungen der französischen Behörden maßgeblich.

Ist die Tour-Austragung nun gesichert?

Das ist die entscheidende Frage - die niemand seriös beantworten kann. Tour-Organisator ASO hat über Monate ein komplexes Sicherheitssystem erarbeitet, das die Große Schleife bis zum Finale in Paris am 20. September begleiten soll. Doch sollte sich die fragile Lage weiter signifikant verschlechtern, ist der erste Abbruch einer Tour de France in 117 Jahren durchaus möglich.

Was ist von den Teams gefordert?

Die 22 teilnehmenden Mannschaften stehen unter massivem Druck. Veranstalter ASO fährt eine knallharte Linie: Bei zwei oder mehr Coronafällen in einem Team binnen sieben Tagen, egal ob Profi oder Masseur, wird die betroffene Mannschaft aus dem Rennen genommen - es könnte noch am letzten Tag den Mann in Gelb erwischen. Wie bedroht die Teams sind, erlebte die Bora-Mannschaft am Dienstag: Vor dem Eintagesrennen Bretagne Classic wurde ein Bora-Fahrer positiv getestet, das Team daraufhin zurückgezogen, die Fahrer mussten in Isolation.

Findet die Tour trotz allem vor Zuschauern statt?

Generell ja - die Idee einer "Geistertour" war auch mangels Durchsetzbarkeit auf knapp 3500 Streckenkilometern schnell vom Tisch. Dennoch rollt die Frankreich-Rundfahrt, die gewöhnlich von mehr als zehn Millionen Menschen besucht wird, unter starken Beschränkungen. Auch aufgrund der Zuschauer-Deckelung in Frankreich bei Großereignissen (5000 Personen) ist der Zugang zu Start- und Zielbereich stark limitiert, an den neuralgischen Bergpässe gibt es Zufahrtskontrollen, Wohnmobile und PKW sind dort nicht erlaubt. Tour-Chef Christian Prudhomme forderte alle Besucher an der Strecke zum Tragen einer Maske auf - Profis beschwerten sich aber bei der Generalprobe Dauphine, dass viele dem nicht folgten.

Was wird für die Sicherheit der Fahrer getan?

Alle Mitglieder der Teams werden vor dem Rennen und währenddessen regelmäßig getestet, ansonsten soll das System zweier Blasen greifen: In der "Peloton-Bubble" soll das Fahrerfeld während der Etappen unter sich bleiben und - auch von Sicherheitskräften - vor Zuschauern geschützt werden. Der ansonsten Zuschauern gestattete Zugang zum Bereich der Teambusse ist Fans ebenso untersagt wie Autogramme oder Selfies. Die "Team-Bubble" greift bei der Unterbringung, die Mannschaften verfügen in ihren Hotels über eigene Flure und Speiseräume. Auch der Kontakt zu Medienvertretern wird minimiert.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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