Formel1

"Sehe riesige Risiken darin" Mazepin fürchtet sich vor Kriegs-Statement

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Kurz vor dem Saisonstart der Formel 1 verliert Nikita Mazepin sein Cockpit bei Haas. Auch wegen der Nähe seines Vaters Dmitri zu Wladimir Putin. Eine klare Distanz zum russischen Angriffskrieg schafft er nicht. Auch einen Monat später tut er sich sehr schwer mit einem klaren Statement.

Was macht eigentlich Nikita Mazepin? Nach seinem Rauswurf beim US-Rennstall Haas kurz vor dem Saisonstart der Formel 1 und seiner wütenden Abrechnung mit dem Team, mit Teamchef Günther Steiner und seinem Ex-Teamkollegen Mick Schumacher war es ruhig geworden um den Russen. Nun hat er sich in einem Interview mit der britischen BBC wieder zu Wort gemeldet und kommt beim Thema Krieg in der Ukraine abermals ins Schlingern und zieht sich abermals in die Opferrolle zurück.

Mazepin erhebt in dem Gespräch schwere Vorwürfe gegen den Motorsport-Weltverband FIA. Der 23-Jährige wittert von Seiten der FIA und anderen Top-Organisationen des Sports eine Agenda gegen Russland. Den Ausschluss russischer Sportler in zahlreichen Verbänden - wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine - wertet der ehemalige Formel-1-Fahrer als Diskriminierung. "Wenn man die ganze Situation betrachtet, wie generell gegen Athleten vorgegangen wird, das ist Cancel Culture gegen mein Land." Er selbst hat nach wie vor kein Verständnis dafür, dass er auf der internationalen Sanktionsliste steht.

Die Europäische Union hatte den Piloten und seinen Vater Dmitri am 9. März auf ihre erweiterte Liste von Oligarchen und Personen gesetzt, deren Vermögenswerte in der EU eingefroren werden und die nicht mehr einreisen dürfen. Vier Tage zuvor hatte der Rennstall Haas den Vertrag mit Mazepin beendet. Außerdem trennte sich das Team vom russischen Titelsponsor Uralkali. Beim Bergbauunternehmen ist Mazepins Vater Miteigentümer, ihm werden enge Verbindungen zu Putin nachgesagt – laut EU gehörte er zum Kreis der Oligarchen, die Putin am 24. Februar, dem Tag des Kriegsbeginns, zu einer Besprechung geladen hatte.

"Auf mehreren Ebenen schmerzhaft für mich"

Haas fehlte eine klare Distanz von seinem Fahrer zu Putin und dessen Krieg. "Jene, die nicht in diesem Teil der Welt leben oder hier geboren wurden", würden nur einen Teil des Konflikts sehen. Menschen aus Russland und der Ukraine würden ihn auf viel mehr Ebenen verstehen", sagte er und sprach dem Westen dabei die Deutungshoheit ab. "Was den gegenwärtigen Konflikt betrifft, habe ich meine Ansichten und meinen Standpunkt in meiner Erklärung dargelegt", ergänzte er damals. Tatsächlich hat er es nicht getan.

Und tut es bis jetzt nicht. Auf eine Frage nach den Gräueltaten in der Ukraine, unter anderem hatte das Massaker von Butscha die Welt gerade erschüttert, sagte der 23-Jährige an Journalist Stephen Sackur gerichtet: "Stephen, ich lebe in derselben Welt wie du, wenn auch drei, vier Flugstunden entfernt. Aber es ist auf mehreren Ebenen sehr schmerzhaft für mich, das alles mitanzusehen."

"Kann es sowieso niemandem recht machen"

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Konkreter möchte er nicht werden, offenbar auch weil unkalkulierbare Konsequenzen fürchtet: "Meine Gefühle als Mensch, als eine Person, die in einer friedlichen Welt leben will, haben sich offensichtlich verändert", erklärte Mazepin. "Aber ich will ehrlich sein, ich sehe riesige Risiken darin, auch nur irgendetwas zu sagen. Weil: Ich kann es sowieso niemandem recht machen. Deshalb werde ich öffentlich schweigen."

Bei seiner ersten öffentlichen Abrechnung am 9. März hatte er bekannt: "Ich habe meinen Traum verloren, für den ich 18 Jahre meines Lebens gekämpft habe. Ich denke nicht, dass das fair ist." Besonders enttäuscht war er von Teamchef Steiner. Mazepin warf ihm Unaufrichtigkeit vor. Auf Steiners Wort habe man sich stets "zu 110 Prozent verlassen können", sagte Mazepin. Von seiner Kündigung habe er dann aber ohne Vorwarnung mit Veröffentlichung der Entscheidung erfahren. Kontakt zu Steiner habe seitdem nicht mehr bestanden. Auch nicht zu Schumacher. "In Situationen wie diesen zeigt sich dein wahres Ich", sagte Mazepin, der zum Deutschen in der gemeinsamen Saison 2021 ein gespaltenes Verhältnis gepflegt hatte.

Quelle: ntv.de, tno

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