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Formel 1 ohne deutsche Fahrer? Mick Schumacher und ein gigantischer Berg Probleme

Wohin zieht es Mick Schumacher?

Wohin zieht es Mick Schumacher?

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Sechs Rennen vor dem Ende der Saison steht Mick Schumacher ohne Vertrag für das kommende Jahr da. Obwohl es theoretisch eine Handvoll freier Cockpits gibt, muss der Deutsche weiter um seine Zukunft in der Formel 1 bangen.

Eine Formel 1 ohne deutschen (Stamm-)Fahrer? Kaum vorstellbar. Vor 32 Jahren war das zuletzt der Fall, könnte nach dem Ausscheiden von Sebastian Vettel und der Hängepartie um Mick Schumacher aber 2023 tatsächlich wieder Realität werden. Noch ist es aber nicht soweit, dafür gibt es mittlerweile in immer engerem Abstand Spekulationen um die Zukunft des Sohnes von Rekordweltmeister Michael Schumacher.

Verlängert der 23-Jährige seinen Vertrag bei Haas? Wechselt der Deutsche in ein anderes Team? Oder findet er am Ende tatsächlich gar keinen Platz? Schumachers Problem: Zwar gibt es bei Williams, Alpine, AlphaTauri, Alfa Romeo und entsprechend auch bei Haas offene Stellen, doch die Konkurrenz ist immens und wird immer größer. Am letzten Rennwochenende fuhr Nyck de Vries mit einer unerwartet starken Leistung im Williams-Boliden des erkrankt fehlenden Alex Albon in Monza in Schumachers Parade. Mit zwei unverhofften WM-Zählern im Gepäck empfahl sich der Formel-E-Champion des Jahres 2021 nachhaltig für den Platz beim britischen Rennstall, für den auch der Deutsche gehandelt wird.

Schumacher überzeugt zu selten

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"Jedes Mal, wenn du die Gelegenheit bekommst, ein Formel-1-Auto zu steuern, ist das wie eine Bewerbung und ein Vorstellungsgespräch", erklärte de Vries, der in diesem Jahr in den Trainings schon für Mercedes, Aston Martin und Williams als Freitagsfahrer aktiv war, nach dem Grand Prix von Italien und legte damit den Finger in Schumachers Wunde.

Denn in besagten "Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen" sah der 23-Jährige in der aktuellen Saison nicht selten unglücklich aus. Insbesondere im ersten Drittel des Jahres sorgten Fahrfehler und Patzer gleich mehrfach für den Verlust möglicher Punkte. In Saudi-Arabien nahm er nicht am Rennen teil, weil er das Auto im Qualifying schrottete, auch in Monaco zerlegte Schumacher seinen VF-22, nur zwei von gleich mehreren Vorfällen.

Zwar folgten auch überzeugende Leistungen, wie in Silverstone oder in Österreich, wo Schumacher seine bisherigen zwölf WM-Punkte sammelte, die ihn auf Platz 15 der Fahrerwertung spülten, doch das könnte zu wenig sein.

Haas hat alle Zeit der Welt

"Du kannst nicht ein, zwei gute Rennen zeigen und dann glauben, dass du ein etablierter Formel-1-Fahrer bist. Wir brauchen das ganze Jahr Punkte", zählte Haas-Teamchef Günther Steiner den berühmten Schumacher-Sohn in den vergangenen Tagen nicht das erste Mal an. Der Südtiroler macht seit Wochen keinen Hehl daraus, dass seinem deutschen Fahrer noch die Konstanz fehlt und er sich alle Optionen für 2023 offen hält. Gesetzt ist bei Haas derzeit nur Kevin Magnussen.

In Monaco trat Schumacher als Bruchpilot auf.

In Monaco trat Schumacher als Bruchpilot auf.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Ähnlich düster sieht es mit dem Rückhalt von Ferrari aus. Laut verschiedenen Medienberichten muss Schumacher die Driver Academy der Scuderia am Jahresende verlassen. "Wie wir bereits zu Beginn der Saison gesagt haben, ist es für Mick sehr wichtig, sich in dieser Saison zu verbessern", hielt sich Mattia Binotto - auf die Spekulationen angesprochen - bedeckt.

"In ein paar Rennen werden wir uns mit ihm zusammensetzen und eine Bilanz ziehen. Wir werden das gemeinsam mit Haas machen und so entscheiden, was das Beste für seine Zukunft ist", so Binotto weiter. Worte, die nicht von einem deutlichen Rückhalt zeugen. Der Traum von einem Platz in jenem roten Rennwagen, in dem sein Vater fünf seiner sieben Titel holte, ist in weite Ferne gerückt. Zudem ist völlig unklar, wie sich eine Trennung auf die Chancen auf einen Verbleib bei Haas auswirken würden, für die Ferrari den Antrieb liefert.

Kampf um Alpine-Cockpit

Neben Haas und Williams sind theoretisch noch Alpine, Alfa Romeo und AlphaTauri als mögliche Ziele für Schumacher denkbar. Vor allem bei letztgenanntem Schwester-Rennstall von Red Bull könnte noch einiges passieren. Yuki Tsunoda steht vor dem Aus, aber auch Routinier Pierre Gasly könnte sich umorientieren, liebäugelt angeblich mit einem Wechsel zu Alpine, wo nach dem Abgang von Fernando Alonso ein Platz frei ist.

Auch hier ist Schumacher angeblich im Rennen, dürfte aber im Vergleich zum erfahreneren Gasly das Nachsehen haben. Wie Racing News 365 berichtet, soll es vor dem Großen Preis von Singapur in Ungarn Tests mit vier möglichen Alpine-Piloten für die nächste Saison geben. Dabei soll es sich um De Vries, Schumacher und Jack Doohan und Colton Herta handeln. Aber auch Gasly ist nicht aus dem Rennen.

Allerdings könnte ein Wechsel des Franzosen Schumacher mit Blick auf das AlphaTauri-Cockpit in die Karten spielen. Teamchef Franz Tost zeigte sich zuletzt auffallend oft als Bewunderer des Deutschen, teilte mit, dass der 23-Jährige "unterschätzt" werde. "Mick ist viel besser als viele glauben. Er hat nicht umsonst die Formel-3- und die Formel-2-Meisterschaft gewonnen", so Tost gegenüber RTL.

"Das schafft man ja nicht, wenn man nicht einen guten Speed mitbringt, wenn man nicht das nötige Verständnis und den nötigen Einsatz und die nötige Disziplin hat". Laut dem 66-Jährigen hat Schumacher auch 2022 "sehr viel dazugelernt". Ob das reicht? Im Normalfall setzt man bei AlphaTauri eher auf die hauseigenen Junioren-Fahrer, so dass beispielsweise Liam Lawson eine Chance bekommen könnte.

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Schumacher jedenfalls befindet sich bis auf Weiteres mittendrin in einer zermürbenden Hängepartie um seine Zukunft. Viele Grands Prix bleiben dem Deutschen nicht mehr, damit sein Name auch im kommenden Jahr im Fahrerfeld der Königsklasse auftaucht.

Spätestens nach den nächsten drei Rennen dürften die letzten Personalfragen geklärt werden. Bis dahin muss Schumacher in Singapur (2.10.), Japan (09.10.) und in den USA (23.10.) zeigen, dass in ihm ein ernsthafter Anwärter auf ein Formel-1-Cockpit steckt. In Monza zeigte der Deutsche im Duell mit Nicholas Latifi im überlegenen Williams bereits, dass er sich nicht kampflos ergeben wird. Damit an ihm jedoch kein Weg vorbeiführt, müssen dringend weitere WM-Punkte her, und zwar so schnell wie möglich.

Quelle: ntv.de

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