Formel1

Lehren aus Grand Prix von Monza Super-Rookie mischt die Formel 1 auf

Nick de Vris hat gut lachen.

Nick de Vris hat gut lachen.

(Foto: IMAGO/Motorsport Images)

Die große Show bleibt diesmal aus, beim Grand Prix der Formel 1 in Monza geht die Sicherheit vor. Das verärgert vor allem die heimischen Ferrari-Fans, denn so kann Charles Leclerc nicht mehr versuchen, Max Verstappen zu attackieren. Weiter hinten sitzt einer völlig unverhofft im Cockpit - und kann sich feiern lassen.

Regeln und Sicherheit immer noch wichtiger als Show

Ein Formel-1-Rennen hinter dem Safety-Car zu beenden, widerspricht der Natur eines Sports, der auf Action, auf Geschwindigkeit und auf Rad-an-Rad-Duelle ausgerichtet ist. An einem Ort wie Monza, auf einem Kurs, der als Hochgeschwindigkeitstempel weltbekannt ist, wirkt es nahezu widersinnig. "Man hätte das Rennen schneller freigeben können für die Show", meinte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Leidtragender war sein Star Charles Leclerc, der nicht mehr die finale Überholchance bekam gegen Max Verstappen. Der Wagen von Daniel Ricciardo stand am Streckenrand, weil ein Gang eingelegt war, mit Anschieben war nichts. Und das Abschleppen dauerte aufgrund der örtlichen Begebenheiten zu lang, so schnell kam der Bergungskran nicht dahin. Der Weltverband betonte noch mal: Sicherheit hat oberste Priorität. Dass es das Rennende beeinflusste, war schlecht für die Show, aber irgendwie ist die Formel 1 bei aller Show ein Sport nach Regeln.

Verstappen hat keine Schwäche

Er hatte diese Phasen in seiner Karriere, in denen der ungebremste Ehrgeiz auch mal brachial mit ihm durchging. In Monza vor einem Jahr zum Beispiel. Verstappen crashte in den Mercedes des damaligen Titelverteidigers Lewis Hamilton und blieb mit dem Red Bull auf dem Silberpfeil liegen. Hamilton hatte großes Glück, auch, dass es den Cockpitschutz Halo seit einigen Jahren gibt, obwohl so viele anfangs dagegen waren. Der ungestüme Max Verstappen wird in diesem Jahr mit jedem Rennen mehr Vergangenheit. Der Niederländer ist in diesem Jahr einfach nicht zu stoppen - und limitiert seine Größe auch selbst nicht mehr. Sein Red Bull ist stark, Verstappen aber ist noch stärker. Das hat der 24-Jährige auch in Monza einmal mehr bewiesen, er hat einfach keine Schwächen. Das ist natürlich gut für Verstappen, aber schlecht für die Formel 1. Nach dem spannenden Kampf um die WM im Vorjahr herrscht diesmal Langeweile, schon im nächsten Rennen könnte er den Titel erfolgreich verteidigen. Das erinnert an die lähmende Überlegenheit eines Michael Schumacher, Sebastian Vettel oder Lewis Hamilton in ihren besten Zeiten.

Ein Neuling im Glück

Am Freitag saß der Niederländer im Training zunächst als Testfahrer im Aston Martin, am Samstag musste er dann plötzlich in einen Williams steigen - weil Stammpilot Alex Albon der Blinddarm entfernt werden musste. Aber auch ohne Vorbereitung hängte de Vries im Qualifying seinen Teamkollegen Nicholas Latifi locker ab, im Rennen holte der Rookie dann sensationell Platz neun und damit zwei Punkte. Kein Wunder, dass die Fans den 27-Jährigen zum Fahrer des Tages wählten. Auch die Kollegen zollten ihm anschließend Anerkennung, jeder wollte ihn umarmen oder mindestens auf die Schulter klopfen. "Unglaublich", stellte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky fest. "Steigt da in die Kiste ein im 3. Freien Training, qualifiziert sich vorm Teamkollegen und fährt mal locker, lässig in die Punkte. Und das ohne Training - also schon richtig gut."

Dabei war es gar nicht so einfach, neu war für de Vries eigentlich alles: "Der Ingenieur hat zu ihm gesagt: 'Mach die und die Einstellung.' Da hat er gefragt: 'Wie geht das?'", erzählte Williams-Teamchef Jost Capito und schwärmte: "Es war toll, er hat wirklich alles richtig gemacht. Er hat das fantastisch gemacht." Der Gefeierte sagte: "Ich habe schlecht geschlafen, mir ist so viel durch den Kopf gegangen", so de Vries beim ORF. "Aber gleich nach dem Start ist es mir gut gegangen. Ich bin so glücklich, dass ich die Chance ergriffen habe."

Was soll Schumacher denn noch machen?

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17 Trainingsrunden konnte er nur drehen. Entweder musste er seinen Wagen hergeben oder eben dieser muckte. Er startete von Platz 17. Und er kam als Zwölfter ins Ziel. Am Ende lief es dann entgegen seiner eigenen Erwartungen doch gar nicht so schlecht, vor dem Hintergrund seiner Strafe für die Startaufstellung und den technischen Problemen an seinem Wagen im Training sogar ziemlich gut. Nur mit den Punkten wurde es für Schumacher wieder nichts, die braucht er aber für einen neuen Vertrag für die kommende Saison. Einen "fantastischen Job", bescheinigte Teamchef Günther Steiner seinem 23 Jahre alten deutschen Piloten. Er stichelte aber auch weiterhin: "Ihm fehlt die Konstanz." Von Mattia Binotto, Teamchef von Ferrari, dessen Nachwuchsakademie Mick Schumacher (noch) angehört, hieß es aber nach dem Rennen: "Es ist schwer, seine Leistung zu beurteilen am Wochenende. Wir haben noch ein paar Rennen, dann setzen wir uns zusammen, ziehen Bilanz und finden hoffentlich die beste Entscheidung für seine Zukunft." Immerhin: Williams scheint eine weitere Option zu sein. Jedenfalls flirtete Teamchef Jost Capito in Monza öffentlich mit dem 23-Jährigen.

Vettel fährt Richtung traurigen Abschied

2008 hatte der Heppenheimer in Monza im eigentlich unterlegenen Toro-Rosso-Ferrari von der Pole Position aus völlig überraschend seinen ersten Sieg geholt - als damals jüngster Fahrer der Geschichte. Nun, zum Abschied vom "Temple of Speed", erlebte der 35-Jährige eine große Enttäuschung. Nach wenigen Kilometern streikte sein Aston Martin, und das Rennen war für ihn gelaufen. "Es ist noch immer ein besonderer Ort für mich", sagte Vettel, der nach der Saison seine Karriere beendet: "Aber den heutigen Tag werde ich nicht in Erinnerung behalten." Vettels Abschiedstournee aus der Formel 1 mit 35 Jahren wird zum Randgeschehen, der viermalige Weltmeister quält sich in den Fahrerruhestand.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 12. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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