Auf Wunsch beider Teams EM-Spiel läuft nach Eriksen-Schock wieder
12.06.2021, 20:17 Uhr
Christian Eriksen musste auf dem Platz reanimiert werden. Nach dem dramatischen Zwischenfall wollen beide Teams das Spiel zu Ende bringen.
(Foto: imago images/Newspix24)
Beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland muss der dänische Star Christian Eriksen auf dem Platz reanimiert werden. Nachdem die Nachricht kommt, dass der Mittelfeldspieler stabilisiert und wach ist, wird entschieden: Die Begegnung wird fortgesetzt. Der Wunsch dazu kommt von den Mannschaften.
Der im EM-Vorrundenspiel zwischen Dänemark und Finnland kollabierte Fußball-Star Christian Eriksen ist bei Bewusstsein. Der 29-Jährige sei "wach und ist zu weiteren Untersuchungen im Reichskrankenhaus", schrieb der dänische Verband DBU bei Twitter. Im Parken Stadion brandete Applaus auf, als die Nachricht bekannt wurde. Die Zuschauer riefen immer wieder laut den Namen des Dänen-Stars. Die zunächst unterbrochene Partie läuft inzwischen wieder. Die Entscheidung sei auf Wunsch beider Teams getroffen worden, hieß es.
"Wir haben Kontakt mit ihm gehabt, und die Spieler haben auch mit Christian gesprochen. Das ist die erfreuliche Nachricht. Es geht ihm zum Glück gut, und die Spieler spielen die Begegnung für Christian", sagte der Fußball-Direktor des dänischen Verbandes DBU, Peter Møller, dem Rundfunksender DR.
Eriksens Agent Martin Schoote sagte im niederländischen Radio, er habe kurz mit dem Vater des Inter-Mailand-Profis gesprochen, der ihm gesagt habe, dass Eriksen atmen und sprechen könne. "Das sind die Nachrichten, die ich im Moment habe, und über die wir froh sind."
Laut Piero Volpi, dem Medizinchef von Inter Mailand, für die Eriksen seit Januar 2020 spielt, habe der 29-Jährige keine Vorerkrankungen. Er sei zudem nicht an Covid-19 erkrankt gewesen und habe jede medizinische Untersuchung seit seinem Wechsel zum italienischen Meister ohne Probleme bestanden.
UEFA dankt für "vorbildliche Haltung"
Eriksen war kurz vor der Halbzeitpause auf dem Rasen zusammengebrochen und regungslos liegen geblieben. Sofort herbeigerufene Helfer hatten lebensrettende Maßnahmen eingeleitet. "Nach dem medizinischen Notfall des dänischen Spielers Christian Eriksen hat eine Krisensitzung mit beiden Mannschaften und der Spielleitung stattgefunden", teilte die Europäische Fußball-Union UEFA mit. "Die UEFA wünscht Christian Eriksen schnelle und vollkommene Genesung." Der Verband bedankte sich zudem bei beiden Mannschaften für deren "vorbildliche Haltung". Beide Mannschaften wollen weiterspielten, sagte der Stadionsprecher um kurz nach 20 Uhr durch.
Im Stadion war zuvor zu sehen gewesen, wie Sanitäter eine Herzmuskelmassage durchführten. Erst Minuten später wurde Eriksen auf einer Rettungstrage, unter Sichtschutz und begleitet von seinen Mitspielern aus dem Innenraum des Parken Stadions gefahren. Die Dänemark-Profis waren den Tränen nahe, auch Eriksens Freundin war auf den Rasen geeilt.
Die Zuschauer, Trainer, Spieler - viele schlugen die Hände vor das Gesicht. Im Stadion wurde es zeitweise still, nachdem es zuvor beim ersten Auftritt der dänischen Mannschaft in Kopenhagen sehr stimmungsvoll zugegangen war. "Bitte bleiben Sie auf ihren Sitzen, bis es weitere Informationen gibt", hatte der Stadionsprecher zunächst durchgesagt.
Mertesacker findet es "eher gefährlich"
Die Aktion passierte in der 43. Minute ohne gegnerische Einwirkung. Nach gut zehn Minuten verließen die finnischen Spieler den Rasen. "Das ist eine Situation, die ist Wahnsinn ohne Worte. Wir hoffen einfach nur das Beste", sagte Ex-Nationalspieler Christoph Kramer im ZDF. "Ich bin wie in Schockstarre, mir fehlen die Worte und mir fehlen die Worte eigentlich nie. Das sind Szenen, die habe ich noch nie erlebt."
ZDF-Experte Per Mertesacker äußerte Zweifel an der Fortsetzung der Partie. "Ich finde eher gefährlich. Ich bin sehr überrascht, dass hier die Mannschaften zurückkommen nach so einem Schockmoment, wo die Spieler daneben standen." Er habe eine solche Situation noch nicht erlebt und finde es schwierig, aus der Ferne darüber zu sprechen. Es bestehe bei den Spieler die Gefahr, dass "man überdreht". Man habe das Gefühl der Erleichterung und "man will es unbedingt". "Vielleicht sollte man eine Nacht drüber schlafen und den Körper sich von diesem Schockmoment erholen lassen. Das wäre glaube ich sinnvoller gewesen."
Das ZDF und Magenta TV unterbrachen im Anschluss zeitweise ihre Übertragung aus Kopenhagen. Die finnische Regierungschefin Sanna Marin, die kurz zuvor noch ein Foto von sich im Finnen-Trikot gepostet hatte, schrieb auf Twitter: "Unsere Gedanken sind jetzt bei Christian Eriksen." Dazu stellte sie ein Herz und eine Dänemark-Flagge.
Quelle: ntv.de, ter/dpa