"Was guckst du so, Dummkopf?" Die hässliche Fratze der Argentinier und Niederländer

Nach dem Sieg im Elfmeterschießen dachten die Argentinier nicht nur ans Jubeln.

Nach dem Sieg im Elfmeterschießen dachten die Argentinier nicht nur ans Jubeln.

(Foto: REUTERS)

Eine Flut an Gelben Karten und ein Spiel, das kurzzeitig zu eskalieren droht: Das WM-Viertelfinale zwischen den Niederlanden und Argentinien produziert die hässliche Seite des Fußballs. Das Team von Lionel Messi zeigt sich nicht besonders sportlich, Oranje provoziert wie 2014 beim Elfmeterschießen.

Selbst nach dem Schlusspfiff des giftigen Karten-Rekordspiels bei der Fußball-WM ging der Zoff weiter. Im Mittelpunkt: Lionel Messi, Kapitän des WM-Halbfinalisten Argentinien und Wout Weghorst, ehemaliger Bundesliga-Profi, der beim aufgeladenen Viertelfinalduell mit einem Doppelpack die Niederländer in die Verlängerung gerettet hatte. Im Elfmeterschießen hatten sich dann die Argentinier durchgesetzt.

In einem Interview des argentinischen Senders TyCSports blickte Messi nicht in Richtung des Reporters, der ihm eine Frage zu stellen versuchte, sondern mit ernst-böser Miene zu Weghorst, wie der Sender berichtete. "Was guckst du so, Dummkopf? Was guckst du so, Dummkopf", giftete Messi.

Sichtlich irritiert versuchte der Reporter, den aufgebrachten Argentinier zu beruhigen, fasste ihn leicht an die Schulter und meinte: "Ruhig, ruhig." Wie Messi danach erklärte, habe die 19 angefangen zu provozieren, als er auf den Platz gekommen sei. Bei Oranje trägt der ehemalige Bundesliga-Stürmer Weghorst die Nummer 19. Trainer Louis van Gaal hatte ihn in der 78. Minute eingewechselt.

"Du kannst nicht sagen, was du denkst"

Seine Hereinnahme brachte neues Feuer ins Spiel. Weghorst hatte in der 83. Minute erst den 1:2-Anschlusstreffer erzielt. In der elften Minute der Nachspielzeit traf er dann per spektakulärem Freistoß-Trick zum 2:2 - und rettete seine Niederländer in die Verlängerung. Doch auch er nahm fleißig an den Provokationen teil. Nach seinem ersten Treffer, wenige Sekunden nach Wiederanpfiff, rempelte er Messi zu Boden. Für die Aktion kam Weghorst ohne Gelbe Karte davon. Es wäre seine zweite gewesen, da er schon verwarnt eingewechselt wurde.

Ohnehin hatte Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz alle Hände voll zu tun, am Ende standen auf dem offiziellen FIFA-Spielbericht 17 Gelbe und eine Gelb-Rote Karte - Rekord für ein WM-Spiel. "Ich möchte nicht über Schiedsrichter sprechen, weil du bestraft werden kannst. Du kannst nicht sagen, was du denkst", sagte Messi. Aus seiner Sicht sei der Schiedsrichter dem Spiel nicht gewachsen gewesen, sagte Argentiniens Superstar, der sich vor der Halbzeitpause noch länger auf dem Platz mit Lahoz unterhalten hatte.

Dass zum Spielende noch beide Mannschaften vollzählig waren, grenzte an Glück. Der Niederländer Denzel Dumfries erhielt seine Gelb-Rote Karte erst nach dem Elfmeterschießen. Dabei drohte die Lage schon vor Ende der regulären Spielzeit zu eskalieren. In der 88. Minute grätschte der Argentinier Leandro Paredes seinen Gegenspieler erst verwarnungswürdig um und drosch anschließend den Ball in Richtung der niederländischen Ersatzbank. Im Anschluss kam es zur Rudelbildung.

Hässliche Provokationen der Niederländer

Tatsächlich sorgte diese erste von vielen Rudelbildungen aber dafür, dass die Emotionen auf dem Rasen so richtig hochkochten. Und sich die Holländer nicht minder hässlich benahmen. Die gesamte niederländische Bank raste auf Paredes und die anderen Argentinier zu und schubste wild um sich. Virgil van Dijk checkte Paredes sogar übel mit der Schulter um und hat Glück, dass er nicht Rot sieht (ebenso wie der Argentinier für den Schuss auf die Bank).

Was viele TV-Zuschauer nicht mitbekommen, waren die anschließenden Provokationen der Holländer. Als der Schlusspfiff nach der regulären Spielzeit erfolgte, rasteten mehrere Männer in Orange immer noch komplett aus, wollten den Argentiniern an den Kragen und mussten von eigenen Mitspielern zurückgehalten werden.

Dann beim Elfmeterschießen fuhr Oranje mit einer traurigen und beschämenden Tradition fort, die schon bei der WM 2014 für viel Kritik gesorgt hatte. Fast jeder argentinische Schütze wurde von den Niederländern vor seinem Schuss provoziert oder angepöbelt. Sogar schon beim Gang zum Punkt wurden die Kicker der Albiceleste teilweise von Kickern in Orange auf dem halben Weg verfolgt und mit Worten bedacht. Der zurücklaufende Schütze der Holländer übernahm die Aufgabe auf dem Rest des Weges. Auch Keeper Andries Noppert schnappte sich hier und da den Ball vom Schützen und provozierte.

Dumfries rastet aus

Auf argentinischer Seite war es aber nicht nur Superstar Messi, der sich auf Provokationen gegenüber Oranje einließ. Zuvor waren es vor allem seine Teamkollegen, die sich nicht als die besten Gewinner entpuppten. Die Aufnahme des Reuters-Fotografen Paul Childs zeigte, wie einige Argentinier nach dem entscheidenden Elfmeter von Lautaro Martinez im Mittelkreis in Richtung der trauernden Niederländer gestikulierten. Einige jubelten in ihre Richtung. So hielt sich Innenverteidiger Nicolas Otamendi seine Hände an die Ohren und wandte sich den Niederländern zu. Eine Geste, die sich wie ein "Was sagt ihr jetzt?" lesen lässt.

Diese Aktion und die schmerzhafte Pleite sorgte wiederum für unschöne Szenen auf niederländischer Seite. Wieder gab es Rudelbildungen und vor allem Denzel Dumfries wollte den Argentiniern wohl ernsthaft wehtun. Es flogen Fäuste in die Luft, wieder mussten Mitspieler zurückhalten und schlichten.

Der argentinische Torwart Emiliano Martínez äußerte sich nach dem Spiel in einem Interview mit einem englischen Reporter auch kritisch über den Schiedsrichter - und glitt teilweise in Verschwörungstheorien ab. "Es war ein schwieriges Spiel, wir haben es sehr gut kontrolliert", sagte er. Der Schiedsrichter habe "alles für sie gegeben". Die Nachspielzeit von zehn Minuten habe keine Begründung gehabt, so der Torwart von Aston Villa. "Er wollte nur, dass sie ein Tor schießen. Hoffentlich haben wir diesen Schiedsrichter nicht mehr, er ist nutzlos." Der 30-Jährige sprach auch über Bondscoach Louis van Gaal. Der habe vor dem Spiel gesagt, dass das Elfmeterschießen für die Niederländer ein Vorteil sei und sie gewinnen könnten. Martínez erwiderte: "Ich denke, er sollte die Klappe halten."

Quelle: ntv.de, dbe/ses/dpa

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