
Um diesen Titel geht's: den Weltpokal der Frauen.
(Foto: AP)
Das DFB-Team muss sich bis zu seinem Auftakt bei der Fußball-WM der Frauen noch ein paar Tage gedulden. Offiziell geht es jetzt aber los: Die Gastgeberinnen aus Neuseeland und Australien bestreiten ihre ersten Spiele. Es wird ein Turnier der Superlative, das mit einer Schweigeminute beginnt.
In den kommenden vier Wochen blickt die Fußballwelt auf den australischen und neuseeländischen Winter, denn der Ball rollt: Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen ist eröffnet. Die erste Partie dieser neunten WM bestreiten Neuseeland und Norwegen in Auckland, bevor es mit Australien gegen Irland in Sydney weitergeht. Die DFB-Auswahl wird in Gruppe H ihren Auftakt am Montag (10.30 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker) gegen Marokko spielen. "Wir wollen den Titel holen", sagte Kapitänin Alexandra Popp vor Turnierbeginn. Es wäre der dritte nach 2003 und 2007.
Schon jetzt ist klar, dass es ein Turnier der Superlative werden wird. So wird die Auftaktpartie im Australia Stadium von Sydney das größte Eröffnungsspiel sein, das es bei einer WM je gegeben hat: Mehr als 80.000 Zuschauerinnen und Zuschauer werden dabei sein. Ursprünglich hätte die erste Partie in Australien im Sydney Football Stadium stattfinden sollen, doch die Nachfrage nach Tickets war so groß, dass sie ins größte Stadion dieser WM verlegt wurde. Schon vor Wochen meldete der Veranstalter: ausverkauft.
Gemeinsam mit der ersten Partie in Neuseeland werden so weit mehr als 100.000 Fans am ersten Tag erwartet. Die Vorfreude in Australien ist groß, die Ticketverkäufe laufen gut, die "Matildas", so der Name der australischen Auswahl, gehen als Mitfavoritinnen ins Turnier. Vor allem Kapitänin Samantha Kerr ist ein internationaler Superstar, beim FC Chelsea in England soll sie mehr als eine Million Euro jährlich verdienen.
Etwas anders sieht es dagegen in Neuseeland aus, wo Fußball lediglich eine Randsportart ist. Das Team des Co-Gastgebers steht auf Platz 26 der FIFA-Weltrangliste, das erstmalige Überstehen einer WM-Vorrunde dürfte das große Ziel des sechsfachen Ozeanienmeisters sein. Auch der Ticketverkauf lief vorab schleppend, weswegen der Fußball-Weltverband angekündigt hatte, etwa 20.000 Eintrittskarten für Spiele in Neuseeland verschenken zu wollen.
DFB-Kapitänin Popp über "extreme Entwicklung" erfreut
Die Weltmeisterschaft findet trotz der unterschiedlichen Aufmerksamkeit gleichberechtigt in beiden Ländern, die vom Tasmansee getrennt werden, statt. Erst im Spiel um Platz drei und im Finale kommen die dann verbliebenen Teams in Sydney zusammen. Anders als zuletzt bei der Männer-WM in Katar wird dieses Turnier eines der weiten Wege und vielen Flüge: Die Austragungsorte Perth im Westen Australiens und Auckland trennen mehr als sechs Flugstunden. Auch das DFB-Team, das seine Vorrunde allein im Osten Australiens in Melbourne, Sydney und Brisbane bestreitet, wird die weiten Wege mit dem Flugzeug zurücklegen.
Für einen Superlativ sorgt die FIFA auch selbst: Erstmals nehmen 32 Teams an einer WM teil, 2019 in Frankreich waren es noch 24 Nationen. Die FIFA hat die Anzahl der teilnehmenden Teams kräftig aufgestockt, ein Zeichen für den Aufschwung, den der Fußball der Frauen in den vergangenen Jahren genommen hat. Gleich acht Nationen profitieren davon: Haiti, Irland, Marokko, Panama, die Philippinen, Portugal, Vietnam und Sambia konnten sich zum ersten Mal für eine WM-Endrunde qualifizieren. Gegen die Afrikanerinnen setzte es für das DFB-Team im letzten Testspiel vor der WM eine 2:3-Niederlage in Fürth - eine Bestätigung, dass es auch bei den Frauen keine Kleinen mehr gibt? Für Popp war dies jedenfalls "ein gutes Zeichen in Richtung WM, dass der Frauenfußball auch in den anderen Nationen wirklich eine extreme Entwicklung genommen hat".
Deutschland geht als Mitfavorit ins Turnier
Die DFB-Frauen gehen trotz des Dämpfers und auch der mauen Spiele zuvor zuversichtlich ins Turnier. Die Weltranglisten-Zweiten gehören als Vize-Europameisterinnen zu den Favoritinnen, der Druck ist nach dem Sommermärchen vom vergangenen Jahr aber auch immens gestiegen.
Sie sind bereits seit mehr als einer Woche in Australien, haben sich akklimatisiert - in Australien ist aktuell Winter, die Temperaturen sinken abends auf etwa 4 Grad Celsius -, und Sydney erkundet, Wale beobachtet, haben sich am Strand entspannt. Und natürlich trainiert, die Fehler aus dem Spiel gegen Sambia sollen sich nicht wiederholen. Das heißt laut Innenverteidigerin Kathrin Hendrich vor allem: Schon weiter vorn muss die Defensivarbeit beginnen, die letzte Kette darf nicht so schnell übertölpelt werden, das betonte sie vor Ort noch einmal eindringlich.
Die deutsche Delegation hatte sich vorab Wyong, einen kleinen Ort etwa 90 Kilometer nördlich von Sydney, als Basecamp ausgesucht. In der Hotelanlage des Mercure Kooindah Waters Central Coast wird das Team auch gemeinsam die Eröffnungspartien anschauen. Hendrich setzt auf Nachos zum Spiel, das sie einerseits als normale Fans als auch mit dem Blick für mögliche Turnier-Gegnerinnen anschauen werden. In der Gruppenphase treffen sie nach Marokko auch auf Kolumbien (30. Juli, 11.30 Uhr/ARD) sowie auf Südkorea (3. August, 12 Uhr/ZDF, alle im ntv.de-Liveticker). Schon im Achtelfinale könnte ein schweres Duell mit Frankreich oder Brasilien warten.
Attentat nur Stunden vor der Eröffnung
Für einen Schock wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier in Auckland sorgte eine Bluttat in der größten Stadt Neuseelands. Ein Bewaffneter hatte auf einer Baustelle im Stadtzentrum um sich geschossen, drei Menschen, darunter der Attentäter, kamen ums Leben, fünf weitere wurden verletzt. Einen Einfluss auf die WM soll der Vorfall aber nicht haben. "Das Turnier wird wie geplant stattfinden. Es besteht kein Risiko für die nationale Sicherheit", sagte Neuseelands Premierminister Chris Hipkins. Bei beiden Eröffnungsspielen wird es vorab Gedenkminuten in den Stadien geben.
In Auckland sind insgesamt sechs Gruppenspiele geplant, daher gastieren gleich mehrere Teams in der Nähe, darunter die Titelverteidigerinnen aus den USA. Das norwegische Team ist vor seinem Eröffnungsspiel von "einer großen Anzahl von Rettungsfahrzeugen" sowie einem Hubschrauber geweckt worden, wie die Kapitänin Maren Mjelde sagte. Auch im deutschen Team wurde über das Attentat gesprochen: "Natürlich sind solche Nachrichten immer erst mal ein Schock und wir haben auch darüber gesprochen, aber wir fühlen uns auf jeden Fall sicher mit unserem Sicherheitsbeauftragten", sagte Innenverteidigerin Kathrin Hendrich bei der Pressekonferenz. DFB-Pressesprecherin Sonja Alger ergänzte, dass ohnehin sowohl vom DFB als auch von der FIFA Sicherheitspersonal vor Ort im Hotel ist.
Quelle: ntv.de