"Wir sind nicht klein" Sammer und Kroos trotzen deutschem Fußballpessimismus
02.12.2022, 21:05 Uhr
Kommt auf 51 Länderspiele: Matthias Sammer.
(Foto: IMAGO/kolbert-press)
Der deutsche Fußball am Boden? Ex-Nationalspieler Matthias Sammer sieht das nicht so. Der BVB-Berater setzt auf Feinjustierung statt Untergangsstimmung. Weltmeister Toni Kroos sieht das ebenso.
Der ehemalige Nationalspieler und frühere DFB-Funktionär Matthias Sammer glaubt auch nach dem erneuten WM-Vorrundenaus in Katar weiterhin an die Qualität der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. "Wir haben super Spieler. Wir sind nicht klein. Wir sind Deutschland, wir sind groß", sagte der 55 Jahre alte Sammer in einer Gesprächsrunde bei MagentaTV: "Wir haben jetzt mehrfach versagt, aber aufgrund von Themen, die ganz leicht steuerbar sind."
Laut des externen Beraters des Bundesligisten Borussia Dortmund müsse nun unter verschiedenen Aspekten auf den deutschen Fußball in seiner Gesamtheit geblickt werden. "Wir müssen darüber reden, haben wir eigentlich noch eine Identität in unserem Fußball? Ausbildung wird sicher ein Thema werden. Das würde ich in den Mittelpunkt stellen", sagte Sammer und ergänzte: "Ich bin ganz ehrlich gar nicht der Meinung, total depressiv in irgendwelche Themen zu schauen."
Sammer hält nichts von schnellen personellen Konsequenzen für Bundestrainer Hansi Flick oder andere Funktionsträger beim Deutschen Fußball-Bund. "Wir sollten zu diesem Zeitpunkt auf inhaltlicher Ebene sprechen. Gleich über Köpfe zu reden, das gefällt mir nicht", sagte Sammer. Die DFB-Auswahl war am Donnerstagabend trotz eines 4:2 gegen Costa Rica in der WM-Vorrunde gescheitert und reiste bereits von der Endrunde in dem Golfemirat ab.
Kroos sieht Aufgaben in Teambuilding
Ex-Weltmeister Toni Kroos stimmte Sammer zu. An fähigen Profis mangele es jedenfalls nicht. "Wir haben doch die Spieler mit Qualität. Es darf uns nicht passieren, dass wir zweimal in der Gruppe ausscheiden. Wir können zweimal im Finale gegen Brasilien verlieren, aber in diesen zwei Gruppen darfst du nicht ausscheiden", sagte Kroos.
Beim Vorrunden-Aus 2018 in Russland war der Mittelfeldspieler noch selbst dabei, in Katar schaute er nach seinem Rücktritt nur noch vor dem Fernseher zu. "Das ist nicht eine Frage der Qualität, sondern eine Frage der Eingespieltheit, der Widerstandsfähigkeit und von Automatismen", analysierte Kroos.
Der 32-Jährige regte mit Blick auf die Heim-EM 2024 ein Umdenken in der sportlichen Ausrichtung des DFB-Teams an. "Es ist absolut eine Hauptaufgabe Richtung nächstes Turnier, und das muss wirklich ab dem nächsten Länderspiel sein, dass wir irgendwann mal wirklich sagen, wir haben eine klare Elf, oder wenigstens 13 oder 14 Spieler", sagte der Profi von Real Madrid. Ein fester Stamm an Profis solle künftig "so viele Länderspiele wie möglich" machen, sagte der ehemalige Nationalspieler: "Dann spielen sie schlecht, aber dann spielen sie wieder. Wir sollten eine Formation finden, unabhängig von Namen."
Man müsse sich davon lösen, "es drei, vier Spielern recht zu machen, damit sie glücklich sind", sagte Kroos und nannte als Beispiel das englische Nationalteam. Bei den Three Lions spiele "der wahrscheinlich beste individuelle Spieler Phil Foden nicht, weil er laut dem Trainer dort nicht reinpasst. Und ich finde, wir müssen auch dahinkommen, eine klare Elf mit Automatismen offensiv wie defensiv zu finden."
Quelle: ntv.de, mba/dpa