DFB-Medienchef erklärt Verzicht Wegen "One Love"-Binde "massiv von der FIFA bedroht"

Joshua Kimmich trug die "One Love"-Binde Ende September in der Nations League gegen Ungarn.

Joshua Kimmich trug die "One Love"-Binde Ende September in der Nations League gegen Ungarn.

(Foto: IMAGO/Revierfoto)

Der Deutsche Fußball-Bund kassiert massive Kritik, weil die Nationalmannschaft sich der FIFA fügt und auf die "One Love"-Binde verzichtet. Nun begründet der Mediendirektor die Entscheidung. Der Weltverband habe die beteiligten Teams "extrem erpresst".

DFB-Mediendirektor Steffen Simon hat den Verzicht auf die "One Love"-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM auch damit erklärt, dass man "massiv von der FIFA bedroht" worden sei. Am Abend vor dem Montagsspiel der englischen Mannschaft, deren Kapitän Harry Kane die "One Love"-Binde ebenfalls tragen wollte, habe der Turnierdirektor das englische Team besucht, vor einem "mehrfachen Regelbruch" gewarnt und mit "massiven sportlichen Sanktionen gedroht".

Diese seien aber nie konkretisiert worden, erklärte Simon in einem Interview des Deutschlandfunks, in dem er der FIFA "extreme Erpressung" vorwarf. Der Fußball-Weltverband hatte das Verbot der "One Love"-Binde offiziell mit den von allen Teilnehmern anerkannten WM-Regularien begründet. Es war Artikel 13.8.1 der Ausrüstungsregeln genannt worden: "Für FIFA-Finalwettbewerbe muss der Kapitän jeder Mannschaft eine von der FIFA gestellte Armbinde tragen." Die FIFA unterstütze Kampagnen wie "One Love", aber dies müsse im Rahmen der allen bekannten Regeln erfolgen.

Man wisse nicht, ob der Kapitän für das Tragen der Binde die Gelbe Karte erhalten hätte, auch ein Punktabzug sei "theoretisch" möglich gewesen, sagte Simon. "Das gehört in das Spiel der FIFA: dass sie die Verbände immer im Vagen lassen." Wirtschaftliche Sanktionen hätte man in Kauf genommen, nicht aber sportliche Konsequenzen für die Spieler.

DFB-Präsident spricht von "beispiellosem Vorgang"

Simon verteidigte vor diesem Hintergrund die Entscheidung des DFB, die "One Love"-Binde nicht einzusetzen: "Wir sind nicht eingeknickt vor der FIFA. Wir haben zwar die Binde verloren, aber nicht unsere Werte". Nun müsse man sich andere Formen ausdenken, diese kundzutun. Er räumte aber ein: "Wir haben das Symbol verloren - und das schmerzt sehr."

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DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte am Dienstag gesagt: "Wir erleben einen beispiellosen Vorgang in der WM-Geschichte." Auch von den anderen betroffenen Verbänden, die die "One Love"-Binde tragen wollten, kam entsetzte Kritik am Vorgehen der FIFA.

Die Entscheidung der sieben beteiligten Verbände, nach der Drohung auf die Binde zu verzichten, traf ebenfalls auf massiven Gegenwind. Kritiker werteten das Zurückziehen als Einknicken und Kuschen. Einige verglichen die Aufgabe des DFB gegen die FIFA mit den mutigen Iran-Protestlern und den Nationalspielern, die während der Hymne vor dem Anpfiff schwiegen - und nannten den deutschen Verband feige. Andere forderten den DFB auf, sich vom Turnier zurückzuziehen.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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