Fußball

Traditions-Riesen fluten 3. Liga Die zermürbende Angst vor der Tretmühle

Mit Preußen Münster kehrt ein Kultklub in die 3. Liga zurück.

Mit Preußen Münster kehrt ein Kultklub in die 3. Liga zurück.

(Foto: imago images/Noah Wedel)

Es ist eine große Ansammlung der klangvollen Namen und der riesigen Ambitionen: Wenn in der 3. Liga die neue Saison angepfiffen wird, dann tummelt sich dort reichlich Tradition. Prominente Absteiger wollen direkt wieder hoch, prominenten Aufsteigern wird eine starke Rolle zugetraut.

Von der "stärksten dritten Liga aller Zeiten" war noch nicht viel zu lesen. Während der 2. Bundesliga beinahe jährlich - und in dieser Saison mit Schalke, Hertha und dem HSV - Superlative hinterhergerufen werden, kämpft die 3. Liga auch in ihrer 16. Spielzeit um mehr Aufmerksamkeit und öffentliche Präsenz. Wenn hinter dem Aushängeschild Bundesliga auch die 2. Liga Spiele wie zuletzt das 5:3 des HSV gegen Schalke bietet, droht die 3. Liga zunehmend zu verblassen. Und das, obwohl so viel Geld fließt wie nie, obwohl zahlreiche Traditionsvereine die Liga schmücken und obwohl der Zuschauerschnitt in der vergangenen Saison höher war als je zuvor.

Einer dieser Traditionsvereine ist Arminia Bielefeld. Dessen Fabian Klos hat von der schier unaufhörlichen Abwärtsspirale des Klubs endgültig die Nase voll. "Ich habe in letzter Zeit genug Spiele verloren. Darauf habe ich keinen Bock mehr", sagte die Ikone der Ostwestfalen. Nur 448 Tage nach dem letzten Auftritt in der Bundesliga muss der Kapitän mit seinem Herzensverein in der 3. Liga ran. Nach zwei Abstiegen in Folge geht es zum Auftakt direkt zum ersten Kracher bei Dynamo Dresden.

Bereits zweimal schoss Klos seine Arminia als Torschützenkönig in die 2. Bundesliga - Déjà-vu erwünscht. Doch die Erwartungen sind nach XXL-Umbruch anders als in den Aufstiegsjahren 2013 und 2015 gedämpft. "Die Liga hat sich unglaublich gut entwickelt. Das Interesse ist größer, es sind Traditionsvereine hinzugekommen", sagte Klos: "Die Hälfte der Liga will aufsteigen, man kann sich auf Spannung und hochqualitative Spiele freuen."

"Ich traue allen zu, oben mitzuspielen"

Topfavoriten sind schwer auszumachen. Die Absteiger Sandhausen mit Zugang Rouwen Hennings, Regensburg und eben Bielefeld dürften ebenso ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden wie Dresden, der 1. FC Saarbrücken, 1860 München oder Waldhof Mannheim. "Die Qualität ist sehr hoch", sagte Aues Trainer Pawel Dotschew. Das liegt auch an den prominenten Aufsteigern, die bis auf den VfB Lübeck alle Bundesliga-Vergangenheit haben. "Ich traue allen zu, oben mitzuspielen, die Spitzenmannschaften zu ärgern und nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben", erklärte Dotchev mit Blick auf Preußen Münster, den SSV Ulm und die SpVgg Unterhaching.

Die Spielklasse bleibe "aus sich heraus spannend. Es ist eine enorme Konstanz nötig, um aufzusteigen", sagte Tom Eilers als Vorsitzender des Ausschusses 3. Liga. Erstmals wird es in der kommenden Saison einen Vierten Offiziellen geben, auf einen Videoassistenten wird weiter verzichtet. Die Montags-Duelle fallen mit dem neuen TV-Vertrag weg, dafür gibt es drei Partien am Sonntag. MagentaSport überträgt sämtliche Spiele, dazu gibt es 68 Begegnungen live in den dritten Programmen der ARD. Insgesamt wird eine Rekordsumme von 34,34 Millionen Euro an die 20 Drittligisten ausgeschüttet, der Rekord von im Schnitt 8199 Zuschauern aus der vergangenen Saison soll sogleich wieder geknackt werden.

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Die Rekordzahlen, die stetige Spannung und die Ausgeglichenheit ändern aber nichts daran: Die 3. Liga ist - besonders für ambitionierte Traditionsklubs - eine Art Tretmühle, die man schnellstmöglich wieder verlassen will. Besonders einschneidend trifft es Absteiger aus der 2. Liga, die ohne Zweitliga-Gelder und mit zahlreichen Abgängen konfrontiert werden. Geschäftsführer Volker Piegsa vom SV Sandhausen fand dazu deutliche Worte. "Wir sind ein neuer Drittligist und von unserem Standpunkt aus ist es ein dramatischer Rückgang. Das, was wir kriegen, kompensiert in keiner Weise das, was wir verlieren, oder gibt uns die Möglichkeiten, das zu tun, was wir in der 2. Bundesliga tun konnten", sagte Piegsa.

Da helfen auch die um fast 50 Prozent gestiegenen Einnahmen aus dem neuen TV-Vertrag der 3. Liga wenig. Bundesliga und 2. Bundesliga trennen finanziell Welten - das ist zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga nicht anders. Los geht es am Freitag (19 Uhr) mit dem Eröffnungsspiel des Halleschen FC gegen Rot-Weiss Essen.

Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa

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