"Absoluter Wahnsinn" Absteiger Boateng findet neuen Job in Österreich
31.05.2024, 14:46 Uhr
Boateng bei US Salernitana.
(Foto: IMAGO/Goal Sports Images)
"Zahlreiche Angebote" habe er vorliegen gehabt, sagt Jérôme Boateng - und sich für die österreichische Bundesliga und den Linzer ASK entschieden. Der Klubchef zeigt sich begeistert vom neuen Innenverteidiger, in den sozialen Medien ist die Reaktion auf den Transfer deutlich weniger euphorisch.
Der frühere Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng setzt seine Karriere in Österreich fort. Wie der Linzer ASK bekannt gab, unterschrieb der 35-Jährige einen Zweijahresvertrag bis Sommer 2026 bei dem Erstligisten. Nach mehrmonatiger Vereinssuche war der Innenverteidiger zuletzt mit US Salernitana aus der italienischen Serie A abgestiegen, im vergangenen Herbst war eine erwogene Rückkehr Boatengs zu seinem Ex-Klub Bayern München nicht zustande gekommen.
"Ich blicke der Zeit beim LASK mit großer Vorfreude entgegen. Die Verantwortlichen haben sich enorm um mich bemüht und mir in den gemeinsamen Gesprächen von Beginn an vermittelt, mich auf dem eingeschlagenen Weg unbedingt dabei haben zu wollen", sagte Boateng, der mit Salernitana als Tabellenletzter abgestiegen war und dabei seit Februar sieben Spiele bestritten hatte.
"Ich hatte zahlreiche Angebote vorliegen, habe mich aber bewusst für den LASK entschieden, weil mich der sportliche Weg, die Idee und die Visionen des Vereins vollauf überzeugt haben", erklärte Boateng. Dies habe "einen deutlich höheren Stellenwert als der finanzielle Faktor" für ihn. In den sozialen Medien reagierten Nutzerinnen und Nutzer unter dem entsprechenden Posting zum Neuzugang vor allem mit kritischen Beiträgen.
Boateng steht vor einem neuen Strafprozess in Bayern, weil ihm vorgeworfen wird, im Sommer 2018 seine damalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder im Urlaub angegriffen zu haben. Ein Urteil gegen Boateng war zuletzt aufgehoben worden. Der FC Bayern hatte auch wegen der scharfen Kritik im Vorjahr von einer Verpflichtung abgesehen. Sportdirektor Christoph Freund hatte die Vorwürfe und den Prozess zunächst als "private Geschichte" Boatengs bezeichnet.
Boateng soll "zahlreiche, hoch dotierte Angebote" ausgeschlagen haben
Unter anderem eine Sprecherin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hatte mit deutlichen Worten darauf reagiert: "Die Aussage des Bayern-Sportchefs ('Privatgeschichte') war ein fatales Signal - an alle Fans, an die Öffentlichkeit, an Betroffene und nicht zuletzt an Täter." Dass die Bayern Boateng am Ende nicht verpflichteten, sei "nicht nur eine sportliche Entscheidung" gewesen, wie Trainer Thomas Tuchel bestätigte: "Wir haben die Situation analysiert, die Gesamtsituation bei Jérôme, die nicht nur sportlich ist, leider."
Linz-CEO Siegmund Gruber zeigte sich nun dagegen euphorisch: "Es ist ein absoluter Wahnsinn und unfassbar, dass wir mit Jérôme Boateng einen international derart begehrten Ausnahmespieler und Vorzeigeathleten zum LASK holen konnten", und: "Er hatte zahlreiche, hochdotierte Angebote vorliegen. Dass wir uns hier durchsetzen konnten und er sich für einen Wechsel nach Oberösterreich entschieden hat, war nur möglich, weil er unsere Vision vollumfänglich mitträgt und den sportlichen Weg über seine wirtschaftlichen Interessen gestellt hat." Boateng sei dem Verein "finanziell massiv entgegengekommen".
Boateng hatte bis Sommer 2023 beim französischen Erstligisten Olympique Lyon unter Vertrag gestanden und war bis zu seinem Engagement im Februar in Italien ohne Verein geblieben.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa