Fußball

Sieger heißt Gianni Infantino Australien räumt Weg für nächste Skandal-WM frei

Kronprinz Mohammed bin Salman (m.) und FIFA-Boss Gianni Infatino können wieder jubeln, wie hier bei der WM 2022.

Kronprinz Mohammed bin Salman (m.) und FIFA-Boss Gianni Infatino können wieder jubeln, wie hier bei der WM 2022.

(Foto: picture alliance / firo Sportphoto /PSI)

Noch ist die Fußball-WM 2034 nicht offiziell an Saudi-Arabien vergeben. Doch nach dem Rückzug von Australien, dem letzten offensichtlichen Konkurrenten, ist der Weg frei für das Königreich. Die offenbar von langer Hand geplante Vergabe ist ein großer Sieg für den umstrittenen FIFA-Boss Infantino.

Australien wird sich nicht für die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2034 bewerben und macht damit den Weg für Saudi-Arabien frei. "Wir haben die Möglichkeit geprüft, uns um die Ausrichtung der FIFA Fußball-WM zu bewerben, und sind nach Abwägung aller Faktoren zu dem Schluss gekommen, dies für den Wettbewerb 2034 nicht zu tun", teilte der australische Fußball-Verband FA mit.

An diesem Dienstag läuft die Frist für eine Interessenbekundung beim Weltverband FIFA ab. Saudi-Arabien, das sich unter anderem Fußball-Weltstars wie Cristiano Ronaldo schon in die eigene Liga holte und in vielen anderen Sportarten international als Ausrichter einen Ruf verschaffen will, hat seine Absicht bereits klargemacht und gilt als klarer Favorit.

Bin Salman zieht die Fäden.

Bin Salman zieht die Fäden.

(Foto: IMAGO/Hindustan Times)

Anfang Oktober hatte bereits die Asiatische Fußballkonföderation (AFC) eine saudische Bewerbung unterstützt. Nachdem dann über eine gemeinsame Bewerbung von Australien, Indonesien und Neuseeland oder von Australien, Indonesien, Malaysia und Singapur spekuliert worden war, bekundete Indonesien aber ebenfalls die Unterstützung für Saudi-Arabien. Dadurch sanken die ohnehin geringen Chancen der Australier gen Null. In der Erklärung des australischen Verbandes wurde Saudi-Arabien aber weder erwähnt noch die Bewerbung des Golfstaates unterstützt.

Infantino soll in Riad Dauergast sein

Die FIFA hatte zuletzt eine Grundsatzentscheidung für die Ausrichtung der WM 2030 zu Beginn in Uruguay, Argentinien und Paraguay sowie dann in Marokko, Spanien und Portugal getroffen, die vom FIFA-Kongress noch abgesegnet werden muss. Deshalb können sich für das 2034er-Turnier nur Nationen aus Asien und Ozeanien bewerben. Saudi-Arabien hatte seine Absichten fast unmittelbar im Anschluss mitgeteilt. Besonders in Deutschland war die Entscheidung, die dem allmächtigen FIFA-Boss Gianni Infantino zugeschrieben wird, stark kritisiert worden. Saudi-Arabien steht wie der vergangene WM-Ausrichter Katar wegen der Menschenrechtslage und Sportswashing in der Kritik.

Infantino und Saudi-Arabien stehen seit Jahren in einem intensiven Austausch. Das Königreich war bei den vergangenen Projekten der FIFA immer wieder in prominenter Rolle zu sehen. Sowohl bei einer globalen Nations League und bei der Ausweitung der Klub-WM waren sie als Investor im Gespräch. Der FIFA-Präsident, der einen Wohnsitz im Nachbaremirat Katar hat, war in den vergangenen Monaten und Jahren häufiger in Riad zu Besuch, sowohl in offizieller als auch inoffizieller Funktion. Der Sportsökonom Simon Chadwick äußerte im Sommer im Gespräch mit ntv.de die Vermutung, dass auch eine Verlegung des FIFA-Sitzes aus der Schweiz ins Königreich nicht ausgeschlossen werden könne.

Australien stemmt sich nun nicht gegen diese Übermacht. Sie wollen stattdessen versuchen, sich die Austragungsrechte für die Klub-WM 2029 und die Frauen-Asienmeisterschaft 2026 zu sichern. Für letztere hat sich Saudi-Arabien ebenfalls beworben. "Wir glauben, dass wir in einer starken Position sind, um den ältesten internationalen Frauenwettbewerb der Welt, den AFC Women's Asian Cup 2026, auszurichten und dann die besten Mannschaften des Weltfußballs für die FIFA Klub-WM 2029 zu empfangen", hieß es in der FA-Erklärung.

Kritik von Human Rights Watch

Für den Chef von Human Rights Watch Deutschland wäre eine Fußball-WM in Saudi-Arabien ein Unding. "Gar nichts" halte er von einer Weltmeisterschaft dort 2034, sagte HRW-Deutschland-Direktor Wenzel Michalski. "Weil die FIFA sich eine Menschenrechtsagenda gegeben hat, die besagt, dass Austräger von Weltmeisterschaften Menschenrechte einhalten müssen", erklärte der Deutschland-Direktor von HRW: "Und das ist bei Saudi-Arabien bekanntermaßen überhaupt nicht der Fall." Eine WM in Saudi-Arabien würde für ihn eigentlich Betrug an all denjenigen bedeuten, die der FIFA glauben würden, die sich gegebenen Menschenrechtsstandards auch zu verwirklichen.

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Es sei eine Verpflichtung der FIFA, darauf zu achten, dass während einer WM in den Ländern, wo sie stattfindet, keine Menschenrechtsverletzungen stattfinden würden, betonte Michalski: "Das ist überhaupt nicht vorstellbar in Saudi-Arabien. Nehmen wir allein mal die Pressefreiheit, die laut FIFA-Statuten auch gegeben sein muss. Die gibt es dort nicht. Oder Gleichberechtigung. Oder keine Diskriminierung zum Beispiel von LGBT-Menschen. Oder das Recht auf freie Meinungsäußerung."

Schon im Zuge der WM Ende vergangenen Jahres in Katar hatte es massive Kritik an der FIFA gegeben. Er wolle die beiden Länder gar nicht vergleichen, sagte Michalski. Die Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien sei aber noch einen Grad schlimmer als in Katar.

Quelle: ntv.de, sue/dpa

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