Fußball

Bayer zittert und gewinnt hoch SC Freiburg blamiert sich mit Heim-Packung im Pokal

Christian Streich und sein SC Freiburg fliegen in der zweiten Runde aus dem DFB-Pokal.

Christian Streich und sein SC Freiburg fliegen in der zweiten Runde aus dem DFB-Pokal.

(Foto: IMAGO/Jöran Steinsiek)

Dicke Überraschung im Breisgau: Der SC Freiburg fliegt in der zweiten Runde des DFB-Pokals sang- und klanglos raus. Im eigenen Stadion wird der Bundesligist von Zweitligist SC Paderborn deutlich besiegt. Auch Bayer Leverkusen ist nah dran an der Peinlichkeit, rettet sich aber spät.

SC Freiburg - SC Paderborn 07 1:3 (0:2)

Auf dieses böse Erwachen im einstigen Lieblingswettbewerb brauchte Christian Streich erstmal einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die Spieler des SC Freiburg stemmten enttäuscht die Hände in die Hüften - und verfolgten mit leeren Blicken die Party des SC Paderborn. Nach zwei rauschhaften Spielzeiten im DFB-Pokal haben sich die Breisgauer gegen den Zweitliga-Außenseiter überraschend schon in der zweiten Runde verabschiedet, und das vollkommen verdient.

Das Team von Trainer Streich wurde seiner Favoritenrolle beim 1:3 (0:2) nach einer über weite Strecken schwachen Vorstellung nicht gerecht. "In Freiburg zu gewinnen ist etwas Besonderes", sagte Filip Bilbija (4./56.), der Paderborn zusammen mit Florent Muslija (33.) zum sechsten Mal ins Pokal-Achtelfinale schoss, am ARD-Mikrofon: "Wenn man hier gewinnen will muss man Top-Leistungen bringen. Das haben wir getan."

Freiburg, das in der vergangenen Saison im Halbfinale am späteren Pokalsieger RB Leipzig gescheitert war und 2022 gegen die Sachsen sogar erst im Endspiel im Elfmeterschießen verloren hatte, hatte den energischen Gästen zu wenig entgegenzusetzen und trat lange behäbig und uninspiriert auf. Maximilian Eggesteins Tor (69.) reichte nicht aus. "Bis in die zweite Hälfte haben wir ein absolutes Top-Spiel gemacht und für eine Riesenüberraschung gesorgt", sagte SCP-Trainer Lukas Kwasniok bei Sky.

Streich, nicht nur wegen der Erfolge der vergangenen Jahre ein ausgesprochener Fan des DFB-Pokals, nahm nach dem 1:2 gegen Bayer Leverkusen in der Liga und angesichts der Belastung durch drei Wettbewerbe gleich fünf Wechsel vor. Unter anderem kam Ersatztorwart Florian Müller zu seinem ersten Saisoneinsatz. Freiburg hatte sich in den vergangenen beiden Jahren in der zweiten Pokalrunde jeweils nur mit viel Mühe und Drama gegen Zweitligisten durchgesetzt, und auch die bissigen Paderborner erwiesen sich als unangenehmer Gegner. Nachdem Bilbija eine Unkonzentriertheit in der Abwehr direkt bestraft hatte, tat sich der Europa-League-Teilnehmer trotz Ballbesitzvorteilen sehr schwer.

Paderborn, in der 2. Bundesliga Zwölfter, agierte sehr zweikampfstark und verdichtete die Räume gut, der erste gefährliche Freiburger Abschluss durch Michael Gregoritsch (25.) war zu unplatziert. Besser zielte kurz darauf Muslija bei seinem Freistoß aus 18 Metern. Aber auch nach dem weiteren Rückschlag konnte der Sport-Club den Schalter nicht umlegen und fand offensiv keine Mittel. Streich reagierte und brachte nach der Halbzeit Stürmer Lucas Höler und Verteidiger Philipp Lienhart, mehr Druck auf die Gäste konnten die Breisgauer zunächst trotzdem nicht ausüben. Paderborn war weiter zielstrebiger, Freiburg machte es dem Zweitligisten bei Bilbijas zweitem Treffer aber auch wieder viel zu einfach. Freiburg wachte langsam auf. Erst kam Ritsu Doan (57./67.) zweimal zum Abschluss, ehe Eggestein mit seinem Gewaltschuss wieder für Hoffnung sorgte. Vergeblich indes.

SV Sandhausen - Bayer 04 Leverkusen 2:5 (0:1)

Xabi Alonso hatte ein bisschen Mitleid. Während die Spieler von Bayer Leverkusen nach einem lange Zeit mühsamen Pflichtsieg zu ihren Fans liefen und sich für die Fortsetzung ihrer Siegesserie routiniert feiern ließen, kümmerte sich der Trainer der Werkself nach dem 5:2 (1:0) beim SV Sandhausen erst mal um den tapferen Gegner. Alonso gratulierte dem Drittligisten artig für eine starke Leistung und spendete Trost. Erst durch drei Tore ab der 85. Minute rettete die Werkself ihre Erfolgsserie. Obwohl die Maximal-Rotation von Alonso beinahe schiefgegangen wäre, steht Bayer damit zum ersten Mal seit drei Jahren im Achtelfinale. "Du musst einfach gewinnen, das haben wir getan, wir sind mit dem 5:2 total happy", sagte Nadiem Amiri und betonte: "Ich hatte nie das Gefühl, dass der Sieg in Gefahr war."

Exequiel Palacios per Foulelfmeter (21.), Jonathan Tah (54.), Adam Hlozek (85.) und Amine Adli (88., 90.+2) trafen für die Rheinländer, die mit dem neunten Pflichtspielsieg in Folge ihre Bestmarke weiter verbesserten. Leverkusen ist damit in der laufenden Saison weiter ungeschlagen. "Wenn man so viele Siege aneinander reiht, wächst das Selbstvertrauen", sagte Amiri. Nach 14 Pflichtpartien stehen 13 Siege und ein Remis bei Rekordmeister Bayern München zu Buche. Mit dem Weiterkommen sicherte sich Bayer die Prämie in Höhe von 862.400 Euro. Daran änderten auch die SVS-Treffer von Christoph Ehlich (50.) und Yassin Ben Balla (57.) zum zwischenzeitlichen 2:2 nichts.

Alonso verzichtete in Sandhausen zunächst auf Florian Wirtz, Victor Boniface, Granit Xhaka, Jeremie Frimpong, Alejandro Grimaldo, Jonas Hofmann und Torhüter Lukas Hradecky. Adli hätte die Gäste nach 40 Sekunden eigentlich schon in Führung bringen müssen, scheiterte aber aus kurzer Distanz an SVS-Torhüter Nikolai Rehnen. Nach der großen Chance ging es Bayer in der Defensive ziemlich locker an. Der Drittliga-Siebte, der seit rund einer Woche vom früheren Bundesligatrainer Jens Keller betreut wird, hätte die Nachlässigkeit fast ausgenutzt. Die Direktabnahme von Jonas Weik nach einer Ecke strich nur knapp am Gästetor vorbei (7.).

Mehr hatte der Zweitliga-Absteiger aber erst einmal nicht zu bestellen. Bayer drängte die Gastgeber in die eigene Hälfte, der Treffer des Argentiniers Palacios vom Punkt war die logische Konsequenz. Alexander Fuchs hatte zuvor Adli gefoult. Bis zur Pause verwaltete Leverkusen den Vorsprung. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam bei Bayer Odilon Kossounou für den am Handgelenk verletzten Edmond Tapsoba. Das änderte nichts an der Überlegenheit der Gäste. Doch statt für die Vorentscheidung zu sorgen, lief Bayer in einen Konter, den Ehlich stark abschloss.

Leverkusen war nur kurz geschockt. Tah stellte nach einem Freistoß von Nadiem Amiri per Kopf die Führung wieder her. Die hielt allerdings nur drei Minuten. Ben Balla erzielte nach einer Ecke per Kopf den erneuten Ausgleich. Nach rund einer Stunde reagierte Alonso. Der Coach brachte Wirtz, Xhaka, Grimaldo und Frimpong. Das brachte allerdings nicht die schnelle Entscheidung für Bayer. Die Partie war in der Folge völlig offen - bis zum 3:2 durch Hlozek.

Holstein Kiel - 1. FC Magdeburg 3:4 n.E. (3:3, 2:2)

Der 1. FC Magdeburg steht nach einem nervenaufreibenden Spiel zum ersten Mal seit 23 Jahren im Achtelfinale des DFB-Pokals. Im Zweitliga-Duell bei Holstein Kiel gewann die Mannschaft von Trainer Christian Titz nach einem Blitzstart und trotz einiger Gastgeschenke mit 4:3 im Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten hatte es 3:3 (2:2, 2:0) gestanden.

Magdeburg durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Durch Herbert Bockhorn ging der Sieger des Europapokals der Pokalsieger von 1974 schnell in Führung (3.), kurz darauf nutzte der starke Connor Krempicki einen haarsträubenden Fehler von U21-Nationalspieler Colin Kleine-Bekel (11.). Eigentore von Daniel Heber (61.) und Cristiano Piccini (68.) brachten die anrennenden Kieler zurück ins Spiel. Xavier Amaechi sorgte für die erneute Führung der Gäste (93.), Benedikt Pichler (120.+2) rettete Kiel ins Elfmeterschießen.

Tatsächlich hätte Magdeburg in seiner überlegen geführten ersten Halbzeit schon alles klarmachen können, KSV-Torhüter Timon Weiner aber verhinderte Schlimmeres, beim Schuss von Krempicki (36.) half der Pfosten. So traten die "Störche" nach der Pause phasenweise wie entfesselt auf, vergaben aber wie die Magdeburger dabei mehrmals die Chance, schon vor der Verlängerung für die Entscheidung zu sorgen. Die Chance zum erneuten Ausgleich vereitelte FCM-Torhüter Dominik Reimann gegen Pichler (100.). Am Ende entschied Magdeburg das Nervenspiel vom Elfmeterpunkt für sich. Den entscheidenden Strafstoß verwandelte Ahmet Arslan.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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