Fußball

Kein Sieg, trotzdem Playoffs Das ist die größte Absurdität der EM-Qualifikation

Romelu Lukaku hat Estland im letzten EM-Quali-Spiel fast alleine besiegt, erzielte beim 5:0 gegen den Fußballzwerg vier Tore.

Romelu Lukaku hat Estland im letzten EM-Quali-Spiel fast alleine besiegt, erzielte beim 5:0 gegen den Fußballzwerg vier Tore.

(Foto: IMAGO/Photo News)

Zwölf Nationen bekommen über Playoffs noch die Chance auf die Teilnahme an der EM 2024, darunter ein Team ohne einen einzigen Sieg in der Qualifikation: Estland reichen längst vergangene Erfolge über die Fußballzwerge Malta und San Marino für die Teilnahme an den Entscheidungsspielen.

Erling Haaland und die goldene Generation der norwegischen Fußballer haben die Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland verpasst. Platz drei in Quali-Gruppe A hinter den übermächtigen Spaniern und aufopferungsvollen Schotten war nicht genug für Norwegen, drei Siege aus acht Spielen ohnehin zu wenig für die erste Endrunden-Teilnahme seit 2000.

Hoffnungen kann sich dagegen eine Nation machen, die kein einziges Spiel gewonnen hat und bis auf eines jedes verloren hat. Die Nationalmannschaft von Estland wird in der Qualifikation zur Fußball-EM 2024 in Deutschland abgeschlagen Letzter. Belgien und Österreich dominieren die Quali-Gruppe F nach Belieben, lassen Schweden, Aserbaidschan und vor allem Estland nicht den Hauch einer Chance. Während sich "Rote Teufel" und Deutschlands heutiger Testspielgegner jeweils ohne Niederlage für die Endrunde qualifizieren, gehen Schweden und Aserbaidschan auf den Plätzen drei und vier leer aus. Immerhin haben die beiden Nationen zumindest einzelne Spiele gewonnen.

Acht Spiele, sieben Niederlagen

Ohne einen einzigen Sieg, mit einer Bilanz von sieben Niederlagen und einem Unentschieden, beendet Estland die Qualifikation. Und hat dennoch - anders als die klar stärkeren Schweden und Aserbaidschan - immer noch die Chance, sich für das Turnier in Deutschland zu qualifizieren.

Das hängt mit dem Abschneiden in der Nations League vor über einem Jahr zusammen. Das ist die Turnierserie, die die UEFA 2018 eingeführt hat, um die langweiligen Testspiele einzudämmen und auf dem Papier wichtigere Partien besser vermarkten zu können. Die Nations League ist aufgeteilt in die Ligastufen A, B, C und D. Die schlechtesten Nationen spielen in Liga D, gerade mal sieben an der Zahl: Moldau, Lettland, Andorra, Liechtenstein, Malta, San Marino und Estland. Aufgeteilt wurden die Mannschaften im Rahmen einer Auslosung auf eine Vierer- und eine Dreiergruppe. Estland landete in der Ministaffel D2 mit Malta und San Marino, die beide - sagen wir - nicht gerade als Fußballmächte bekannt sind.

Die Nationalmannschaft der Mini-Republik San Marino, inmitten Italiens gelegen, ist 207. und Letzter der Fifa-Weltrangliste. 201 Länderspiele hat das Team in seiner Geschichte bestritten, davon 192 verloren, 8 Unentschieden geholt und eine einzige Partie gewonnen: 2004 gegen Liechtenstein. Die größte Erfolgsserie des san-marinesischen Nationalteams: Drei aufeinanderfolgende Spiele mit einem erzielten Tor. Der historische Rekord wurde erst am gestrigen Montag beim 1:2 gegen Finnland aufgestellt.

Besser als Malta und San Marino

Malta ist zwar deutlich besser als San Marino, europaweit aber trotzdem eine der schlechtesten Fußball-Nationen. Platz 171 in der FIFA-Weltrangliste, zwischen Fidschi und Bermuda. Estland - in der Weltrangliste immerhin auf Platz 118 – hat dreimal so viele Einwohner wie Malta und 40-mal so viele wie San Marino. Dass die Baltenrepublik die gemeinsame Nations-League-Gruppe mit vier Siegen abschließt, ist nur logisch. Reicht aber dank des komplizierten Quali-Modus der UEFA für einen Startplatz in den EM-Playoffs.

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Neben Gastgeber Deutschland haben die zehn Gruppensieger und zehn Gruppenzweiten der regulären Quali ihr Ticket für die Euro sicher. Die drei offenen Plätze werden in drei Playoff-Turnieren mit jeweils vier Mannschaften ausgespielt. Hierfür sind die Quali-Ergebnisse vollkommen irrelevant, entscheidend sind einzig die Ergebnisse in der Nations League. Die besten vier nicht über den regulären Weg qualifizierten Nationen der Ligen A, B und C gelangen in die Playoffs. Es gibt aber einen Sonderfall: Weil sich nur 2 der 16 Länder aus Liga A nicht direkt für die EM qualifiziert haben, rückt gemäß UEFA-Regelwerk das beste Team aus Liga D nach, also Estland.

In den Playoffs im März treten die Esten im Halbfinale auswärts an, entweder in Polen oder Wales. Im unwahrscheinlichen Fall eines Auswärtssieges bräuchte es einen weiteren Sieg im Playoff-Finale für die Qualifikation. Angesichts der möglichen Gegner Polen oder Wales grenzt das an ein Himmelfahrtskommando. Der komplizierte UEFA-Modus macht Estland die Playoff-Teilnahme möglich, die Endrunde dürfte aber ein Traum bleiben.

Quelle: ntv.de

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