Sancho verlässt den BVB endlich Das teure Ende einer nervig-schönen Ehe
01.07.2021, 11:43 Uhr
Jadon Sancho küsst den DFB-Pokal. Es war sein Wettbewerb.
(Foto: imago images/Laci Perenyi)
Jadon Sancho verlässt Borussia Dortmund nach monatelangem Ringen in Richtung Manchester United. Der Bundesligist kassiert eine dicke Ablösesumme. Bereits im vergangenen Sommer hatten die "Red Devils" intensiv um das englische Super-Talent gebuhlt.
Jadon Sancho verlässt Borussia Dortmund und wechselt zu Manchester United. Das bestätigte der Fußball-Bundesligist. Der Premier-League-Verein zahlt für Sancho "eine fixe Transferentschädigung in Höhe von 85 Millionen Euro", teilte der Bundesligist mit. Ursprünglich hatte der BVB auf eine Ablösesumme um die 100 Millionen Euro gehofft. Der 21-jährige Flügelspieler absolvierte insgesamt 136 Pflichtspiele für den DFB-Pokalsieger, in denen er 50 Tore erzielte. Nur Ousmane Dembélé erzielte bei seinem Transfer von Borussia Dortmund zum FC Barcelona im Sommer 2017 eine höhere Ablösesumme. Er wechselte für eine Basis-Transfersumme von 105 Millionen Euro, über Bonuszahlungen erreichte der BVB in den vergangenen Jahren insgesamt 135 Millionen Euro.
"Es gibt eine grundsätzliche Einigung. Es gibt noch keinen Vollzug", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Noch müsse der Spieler den Medizincheck absolvieren. "Wir hätten ihn gerne hier behalten. Trotz Corona, trotz allem." Sancho habe sich aber um den Verein verdient gemacht und Dortmund wollte dem Wechselwunsch nicht im Weg stehen. "Jadon", sagte Watzke, "hat sich fantastisch verhalten. Er hat uns in der Rückrunde deutlich nach vorne befördert".
Borussia Dortmund hat sich frühzeitig auf den Verlust seines Star-Spielers eingestellt. Anfang Mai hatte Sportdirektor Michael Zorc ein "Gentlemen's agreement" zwischen Verein und Sancho bestätigt und gesagt, dass er "unter bestimmten Voraussetzungen" wechseln könne. Diese hat Manchester United nun erfüllt. Bereits im vergangenen Jahr standen Borussia Dortmund und der neue Sancho-Verein in Gesprächen über einen möglichen Transfer. Doch damals war der Transfer nicht zustande gekommen.
Bei der EM kaum Spielzeit
Nach langen Verhandlungen, die weit in die Europameisterschaft hineinreichten, einigte sich der Bundesligist mit Manchester United. Beim noch laufenden Turnier spielte der zukünftige Red Devil keine große Rolle für Englands Nationalteam. Gareth Southgate, der Trainer der Three Lions, gewährte ihm nur im dritten Gruppenspiel gegen Tschechien (1:0) sechs Minuten Spielzeit. Beim ersten Spiel gegen Kroatien (1:0) hatte es der Flügelspieler nicht einmal in den Kader geschafft. Auch beim 2:0 Erfolg gegen Deutschland blieb der zukünftige Red Devil auf der Bank.
Der Premier-League-Verein war in der vergangenen Saison nicht gewillt, die vom Bundesligisten geforderten 120 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Obwohl die Dortmunder die Transfergespräche nach dem Ausbleiben eines ernsthaften Angebots bereits mit Beginn des Trainingslagers im August 2020 für beendet erklärten und sogar die Vertragsdauer bis 2023 anpassten, machten sich die Engländer bis zum letzten Tag des Sommer-Transferfensters 2020 Hoffnung. Doch ihre Bemühungen blieben halbherzig und hinter den Dortmunder Erwartungen zurück. Sancho lief eine weitere Saison für den BVB auf.
Ein Nachfolger ist bereits im Verein
Sancho war der überragende BVB-Spieler der Vor-Corona-Saison 2019/2020. Die Transfer-Saga, medial laut begleitet und der notgedrungene Verzicht auf seine Reisen nach London, ließen ihn im Herbst 2020 in eine Formkrise rutschen. Aber nach anfänglichen Problemen wurde Sancho mit Beginn des Jahres 2021 zu einem der entscheidenden Spieler der Dortmunder.
Er war maßgeblich an der letztendlich doch noch gelungenen Qualifikation für die 2021/2022er-Ausgabe der Champions League beteiligt und gehörte beim 4:1 Erfolg im DFB-Pokal-Finale gegen RB Leipzig mit einem Doppelpack zu den überragenden Akteuren im Berliner Olympiastadion. Mit sechs Treffern war er der Torschützenkönig im letztjährigen DFB-Pokal-Wettbewerb. Doch nun endet der Weg des Engländers in Dortmund. Mit dem 16-jährigen Jamie Bynoe-Gittens steht bereits ein weiterer Spieler aus der Manchester-City-Aakdemie in Diensten der Borussia. Die Spuren für einen möglichen Sancho-Ersatz für die kommende Spielzeit führen zurzeit auch in die Niederlande. "Wir werden keinen Jadon Sancho bekommen", sagte der neue BVB-Trainer Marco Rose auf einen möglichen Nachfolger angesprochen. Aber der Transfer sei auch "eine Chance", sich auf bestimmten Positionen neu aufzustellen.
Sancho gehörte dem Dortmunder Kader insgesamt vier Jahre an. Sein Debüt feierte er am 21. Oktober 2017 unter dem damaligen BVB-Trainer Peter Bosz bei einem 2:2 Unentschieden bei Eintracht Frankfurt. Seinen ersten Treffer für die Westfalen erzielte er am 21. April 2018 vor 81.360 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion. Der 4:0 Erfolg gegen Bayer Leverkusen mit zwei weiteren Assists des Engländers war damals ein Meilenstein für die Champions-League-Qualifikation in einer turbulenten Spielzeit. Der BVB rettet sich nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber den Leverkusenern auf Platz vier.
Quelle: ntv.de, sue