Wie erklärt sich Tim Walter? Der Hamburger SV gerät heftig ins Wanken
29.01.2024, 18:01 Uhr
Tim Walter sieht kein systematisches Problem, sondern individuelle Fehler.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Die Ziele des Hamburger SV für 2024 sind groß, der Ertrag bisher allerdings mickrig. Durch die Heimpleite gegen Karlsruhe fällt der Zweitligist aus den Aufstiegsplätzen. Erklärungen für die sportlichen Probleme muss Trainer Tim Walter liefern.
Vier Gegentore im Volksparkstadion, erstmals in der Saison nur noch auf Tabellenplatz vier der 2. Fußball-Bundesliga: Schon am zweiten Spieltag der Rückrunde hat der Hamburger SV beim 3:4 gegen den Karlsruher SC scheinen alle guten Vorsätze für das neue Jahr vergessen. Vor der Winterpause hatte die HSV-Führung eine große Analyse abgehalten und war zur Erkenntnis gekommen, "stabiler, resilienter und erfolgreicher aufzutreten".
Doch schon einen Monat später zeigt sich, dass zwischen Erkenntnis und Umsetzung ein erheblicher Unterschied besteht. "Das darf einfach nicht passieren, dass wir zu Hause vier Tore kassieren", sagte Mittelfeldspieler Laszlo Benes. "Das ist viel zu viel für eine Mannschaft, die aufsteigen will."
Die Probleme sind noch immer dieselben wie in der Hinrunde. In der Offensive erzielt der HSV Tore, in der Defensive sind die Hamburger nachlässig. Warum das Dauer-Problem nicht nachhaltig gelöst werden kann, muss Trainer Tim Walter beantworten. Nach der großen Hinrunden-Analyse war ihm das Vertrauen ausgesprochen worden. In der Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte hatte er im Training den Schwerpunkt auf Defensivarbeit gelegt.
Und dennoch: Schon nach dem zweiten Pflichtspiel des Jahres geriet Walter in die Erklärungspflicht. Und er bemühte nach dem Spiel gegen die Karlsruher - wie schon in der Hinrunde -, die Fehler in der Defensive nicht in Zusammenhang mit dem Gesamtsystem zu stellen. "Das sind eher Dinge individueller Art", sagte der 48-Jährige. "Wenn ich unsere Zweikampfquote sehe, dann sehe ich, dass wir gute Zweikampfwerte haben, aber in den entscheidenden Momenten haben wir die einfach nicht gewonnen. Das war beim ersten, beim dritten und beim vierten Tor so."
Nationalspieler soll die Abwehr verstärken
Doch egal ob Individualfehler in der Defensive oder Systemversagen - in der Form von Sonntag ist der als Ziel ausgegebene Aufstieg für den HSV nur schwer erreichbar. Klar ist vor allem, dass in der Innenverteidigung dringend Nachbesserungsbedarf besteht. Übereinstimmend Medienberichten zufolge sind die Hamburger am tschechischen Nationalspieler David Zima vom FC Turin interessiert. Der 23-Jährige könnte der HSV-Defensive mehr Stabilität verleihen.
Kapitän Sebastian Schonlau ist mit seinen Wadenverletzungen in dieser Saison bislang kein Faktor, kam lediglich auf vier Liga-Einsätze. Mario Vuskovic fehlt schon sehr lange durch die Sperre wegen Dopings, welches er bestreitet. Der im Sommer vom russischen Erstligisten FK Rostow ausgeliehene Dennis Hadzikadunic enttäuschte bislang und verlor zum Ende der Hinrunde seinen Stammplatz. Guilherme Ramos und Stephan Ambrosius sind zu wechselhaft und haben mit ihrer Leistung im Spiel gegen den KSC keine Eigenwerbung betrieben. Mit Zima könnte der HSV eine Alternative bekommen.
Walter wird eine stabile Defensive benötigen, um seinen Job zu behalten. Das 3:4 dürfte der letzte Warnschuss für ihn sein, der nach der Analyse schon angezählt in die Rückrunde gestartet war. In Bundesliga-Absteiger Hertha BSC und Hannover 96 warten Anfang Februar zwei ähnlich starke Gegner wieder KSC auf die Hamburger. Dann wolle die Mannschaft "wieder besser verteidigen, weniger Gegentore bekommen", verkündete Defensiv-Mittelfeldspieler Jonas Meffert eine wenig bahnbrechende Weisheit. Ohne gefestigte Defensive droht der HSV in der Rückrunde, wieder einmal sein Ziel Aufstieg zu verspielen.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa