Watzke und Neuendorf in Gremien Deutsches Duo steigt in kämpferischer UEFA auf
05.04.2023, 14:12 Uhr
DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Chef Hans-Joachim Watzke werden wie erwartet künftig in der UEFA in bedeutenden Gremien mitmischen. Im Rahmen der Wiederwahl von Präsident Aleksander Ceferin hatte Neuendorf bereits klare Ansprüche an die eigene Arbeit auf der großen Bühne formuliert.
Noch als einfache Delegierte lauschten Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke der scharfen Warnung von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin vor einer Super League. Wenig später stiegen die beiden deutschen Spitzenfunktionäre beim Kongress der Europäischen Fußball-Union in Lissabon per Wahl durch Applaus in die internationalen Entscheiderzirkel auf. Zunächst erhielt DFL-Chef Watzke einen Schulterklopfer von Neuendorf für die Berufung ins UEFA-Exekutivkomitee.
Danach freute sich der DFB-Präsident über den unangefochtenen Einzug ins Council des Weltverbands FIFA und winkte fröhlich in Richtung Ceferin. Die Norwegerin Lise Klaveness verpasste hingegen deutlich einen historischen Erfolg: Sie wäre die erste Funktionärin gewesen, die sich in einer Wahl zur UEFA-Exekutive gegen Männer durchsetzt - musste sich aber ihren Kontrahenten geschlagen geben.
Ceferin kämpferisch: "Niemand lässt sich täuschen"
Kurz vor seiner Wiederwahl als Kontinentalverbandschef per Akklamation schwor Ceferin alle europäischen Vertreter im Centro de Congressos für den Kampf gegen einen gemeinsamen Widersacher ein. "In wenigen Monaten hat sich die Super League in einen Charakter aus Rotkäppchen verwandelt: einen Wolf, getarnt als Großmutter, bereit, dich aufzufressen", sagte der 55-Jährige in der Halle am Fuße der ikonischen Brücke des 25. April. "Aber niemand lässt sich täuschen."
Die Gründer der einst krachend gescheiterten Super League - der FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin - nehmen aktuell einen neuen Anlauf, ein Konkurrenzprodukt zu den UEFA-Wettbewerben zu etablieren. Auch der Europäische Gerichtshof ist eingeschaltet, der weiterhin prüft, ob das UEFA-Modell mit EU-Recht vereinbar ist. Ceferin sprach von "Zynismus gegen Moral. Egoismus gegen Solidarität. Gier gegen Wohlwollen" und dankte Europas Regierungen für ihre Unterstützung.
So wie FIFA-Präsident Gianni Infantino vor drei Wochen beim Kongress des Weltverbands in Kigali musste sich auch Ceferin bei seiner eigenen Wiederwahl keinem Gegenkandidaten stellen und geht nun in seine dritte Amtszeit. "Das bedeutet mir sehr viel. Das ist eine große Ehre, aber vor allem ist es eine große, große Verantwortung", sagte er. Mehr als eine Stunde nach dem 35-sekündigen Applaus der Delegierten für den Slowenen wurden auch Neuendorf und Watzke per Akklamation berufen. Die beiden deutschen Spitzenfunktionäre vollenden jeweils die letzten zwei Jahre der Amtszeit ihrer Vorgänger, die sich in Abstimmung mit dem Deutschen Fußball-Bund von den Posten zurückgezogen hatten. Rainer Koch saß zuvor in der UEFA-Exekutive, Peter Peters im FIFA-Council.
Neuendorf will "Opposition zur FIFA"
Nach turbulenten Jahren mit Rückzügen und Rücktritten des Top-Personals will der deutsche Fußball die Zeit der Unstetigkeit auf internationaler Bühne hinter sich lassen. Als Ziele hatte Neuendorf auch formuliert, "für mehr Transparenz und für nachvollziehbare Entscheidungsabläufe" in der FIFA eintreten zu wollen. Bei der WM Ende 2022 in Katar hatte es deutliche Verstimmungen zwischen dem DFB und FIFA-Präsident Gianni Infantino gegeben, Neuendorf hatte von "Opposition zur FIFA" gesprochen, der auch Klaveness angehört. Beim FIFA-Kongress verweigerte der DFB dem Schweizer zudem die Unterstützung bei dessen Wiederwahl.
Ein Kritikpunkt des deutschen Verbands war zuletzt auch die Informationspolitik der FIFA - unter anderem zu Menschenrechtsfragen. "Wir sind ein bedeutender Verband, und wenn wir Anfragen stellen, dürfen wir erwarten, von der FIFA auch Antworten zu bekommen", sagte Neuendorf. "Wir sollten einen Umgang miteinander pflegen, der respektvoll und angemessen ist. Das habe ich zuletzt einfach vermisst."
Watzke ist neben Karl-Heinz Rummenigge der zweite deutsche Funktionär im UEFA-Exekutivkomitee. Der frühere Vorstandschef des FC Bayern sitzt als Vertreter der Europäischen Club-Vereinigung ECA in dem Gremium. Watzke, der zugleich auch Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund ist, hatte angekündigt, seinen Platz im ECA-Vorstand bei einer Wahl in die UEFA abzugeben.
Quelle: ntv.de, ter/dpa