Löw bricht mit eisener Loyalität Eine überraschende Warnung an Draxler
19.03.2021, 17:42 Uhr
Ein Paar, das man selten getrennt sah: Trainer Löw und Spieler Draxler.
(Foto: imago/Sven Simon)
Wenn Bundestrainer Joachim Löw in den vergangenen Jahren seinen Kader nominiert, dann fehlte ein Spieler eigentlich nie: Julian Draxler. Ungeachtet seiner Verfassung und seiner Rolle bei Paris St. Germain. Nun, kurz vor der EM, fehlt er. Ein Fingerzeig?
Joachim Löw bricht in der Vorbereitung auf seine letzte Mission als Bundestrainer mit einer eisernen Loyalität. Joachim Löw nominiert Julian Draxler nicht für die anstehenden Spiele der Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation. Und nach allem, was man weiß, ist der Grund nicht etwa eine Verletzung. Was der Grund für den Verzicht ist, nun, das ist nicht bekannt. In der offiziellen Mitteilung zur Kadernominierung wird darüber kein einziges Wort verloren. In dem Statement geht es vor allem um die Top-Talente Florian Wirtz und Jamal Musiala, die vor ihrem Debüt in der Auswahl von Löw stehen. Es geht auch um die England-Legionäre, um Hygienebestimmungen und um den Rückkehrer Amin Younes.
Bis man also darauf kommt, dass Draxler tatsächlich nicht dabei ist, dauert es schon eine Weile. Und es sagt dann auch einiges darüber aus, welchen Stellenwert der 27-Jährige in der Wahrnehmung rund um die Nationalmannschaft hat: Er wird leicht vergessen. Dabei hat er bereits 56 Mal für Deutschland gespielt. Das klingt durchaus beeindruckend. Dass er dabei allerdings nur sieben Mal getroffen hat, das schmeichelt einem Mann mit eigentlich doch so herausragenden Fähigkeiten wie ihm nicht.
"Für Julian wäre es wichtig ..."
So rätselhaft Löws Verzicht (wegen der ewigen Loyalität) auf Draxler ist, so rätselhaft ist auch die Karriere des Offensivspielers. Elegante Bewegungen am Ball, ein starker Schuss und eine überdurchschnittliche Spielintelligenz zeichnen den gebürtigen Gladbecker aus. Wohl wenige Nationalspieler bringen mehr Talent mit als Draxler. Die "Zeit" schrieb einst sogar davon, dass er gesegneter sei als Weltmeistermacher Mario Götze, auf den Löw übrigens auch weiterhin verzichtet. Sein Problem, also das von Draxler: Konstant kann er's einfach nicht. Ähnliches gilt auch für den Dortmunder Julian Brandt, auf den Löw nun ebenfalls erstmal seit 2016 verzichtet.
Dabei war Draxler einst Kapitän des Teams und das sogar sehr erfolgreich. Mit einem Perspektiv-Kader (unter anderem dabei: Amin Younes) gewann er 2017 den Confed-Cup in Russland. Der 27-Jährige galt damals als der Anführer der Truppe um Leon Goretzka und Timo Werner, die ihn auf dem Karriereweg mittlerweile aber ewig weit abgehängt haben - im DFB-Team und bei ihren Vereinen. Dieser Höhepunkt in der Nationalmannschaftsgeschichte von Draxler ist wohl auch der einzige. Tatsächlich fallen einem auch keine weiteren Heldentaten des Weltmeisters für Deutschland mehr ein.
"Zeigen, "dass er nicht nur Mitläufer ist"
Nominiert wurde er trotzdem immer weiter. Auch wenn der Druck zuletzt gestiegen war. Im September des vergangenen Jahres sagte Löw: "Für Julian wäre es wichtig, auch in dem Alter, vielleicht einen Schritt zu machen, wo er regelmäßig spielt. Das würde ihm wahrscheinlich schon entscheidend helfen." Im Subtext schwang dann auch mit: und seiner Karriere in der Nationalmannschaft. Im Oktober legte dann Teammanager Oliver Bierhoff nach. Er sagte, Draxler solle zeigen, "dass er eben nicht nur Mitläufer ist, sondern mit seinen Qualitäten auch ein ganz großer Faktor für die Nationalmannschaft sein kann". Was für eine harte Ansage. Mitläufer.
Gelungen ist das hernach nicht. Nun gibt es dafür die vorübergehende Quittung von Löw. Erstmals. Und sie darf wohl auch als Warnung gelten, mit Blick auf Löws letzten EM-Kader.
Quelle: ntv.de