Die Bundesliga wird unruhig Eintracht legt im Inzidenz-Streit nach
29.07.2021, 11:30 Uhr
Die Vereine der Fußball-Bundesliga werden im Inzidenz-Streit offensiver. Sie befürchten nicht nur eine weitere Saison ohne Zuschauer, sondern auch Probleme für die Impfkampagne. Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund etablieren sich als Vorreiter.
Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche mahnt die Abkehr von der Corona-Inzidenzzahl als Richtwert für die Zuschauerzulassung in der Fußball-Bundesliga an. Es fühle sich damit so an, "als würden wir auf der Stelle treten", schrieb der 40-Jährige in einem Gastbeitrag für den "Kicker". "Als habe es keine erfolgreiche Impfkampagne mit über 60 Prozent an mindestens erstgeimpften Menschen in der Gesamtbevölkerung Deutschlands gegeben, als seien flächenweite Tests noch immer illusorisch."
Nach einem Beschluss der Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien von Anfang Juli dürfen die Stadien für sportliche Großveranstaltungen künftig wieder zu maximal 50 Prozent ausgelastet werden, die Gesamtzahl der Zuschauenden ist aber vorerst bei 25.000 gedeckelt. Grundvoraussetzung für die Zuschauerzulassung ist die Freigabe durch die zuständigen Behörden, dabei werden weiterhin die Inzidenzzahlen berücksichtigt, die meist nicht über 35 liegen dürfen.
Pandemie 2021 darf sich nicht so anfühlen wie Pandemie 2020
Wegen der Zuschauerzahl bei einem Testspiel wäre die Eintracht zuletzt fast vor Gericht gezogen. Auslöser der Debatte war, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der Main-Metropole wieder über 35 gestiegen war. "Mit Entscheidungen dieser Art wird es unmöglich sein, den Profisport und die Veranstaltungsbranche dauerhaft am Leben zu halten", schrieb Krösche. "Die Clubs als Wirtschaftsunternehmen haben schon jetzt teilweise schwerwiegende finanzielle Probleme und direkte sowie indirekte Arbeitsplätze sind akut gefährdet. Daher ist sehr zeitnah eine Vollauslastung der Stadien von existenzieller Bedeutung für alle Vereine."
Außerdem stehe die Frage im Raum, "wie man Menschen für eine Impfung überzeugen möchte, wenn schon ein Einlass in ein Fußballstadion für vollständig Geimpfte nur in einer sehr begrenzten Zahl unter freiem Himmel möglich erscheint", äußerte der Sportvorstand. Die Lösung dürften nicht das bloße Festhalten an der Inzidenz als Richtwert sowie Abstandsregeln sein. "Pandemie 2021 darf weder so aussehen noch sich so anfühlen wie Pandemie 2020", schrieb Krösche. "Wir müssen versuchen, jedem Einzelnen die eigene Entscheidungsgewalt für sein Handeln zurückzugeben, sofern man geimpft, genesen oder getestet ist."
Dortmund plant Tickets nur für Geimpfte und Genesene
Borussia Dortmund hat derweil seinen Anhänger erneut dringend eine Impfung empfohlen. Diese verschaffe auch mit Blick auf die am 14. August startende Bundesliga-Saison Vorteile. Ab einer Inzidenz von mehr als 35 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner in Dortmund und den angrenzenden Landkreisen dürfen nach der aktuell geltenden Corona-Schutzverordnung nur noch 1000 Zuschauer ins Stadion. Dort werden jedoch "immunisierte Personen" nicht eingerechnet. "Die aktuell geltende Corona-Schutzverordnung gestattet dann jedoch, durch geimpfte bzw. genesene Personen die Auslastung auf ein Drittel der Stadionkapazität, die in Dortmund für internationale Partien gilt (66.099 Sitzplätze), auffüllen zu dürfen, so dass dann 22.033 Fans Einlass finden dürfen - fast ausschließlich Geimpfte oder Genesene", schreibt der BVB auf seiner Homepage.
Zuletzt hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke bereits gefordert, Geimpften mehr Rechte einzuräumen. "Irgendwann müssen die Leute, die sich impfen lassen, belohnt werden. Wir haben als Veranstalter schon das Recht zu sagen, wen wir reinlassen", sagte Watzke, der aber gleichzeitig betonte, "kein Anhänger einer Impfpflicht für alle" zu sein: "Aber es wird automatisch dazu kommen, dass Geimpfte mehr Möglichkeiten haben werden." In nur einer Woche hatte Borussia Dortmund ein eigenes Impfzentrum aufgebaut. Dort werden innerhalb von zehn Tagen am Ende über 2000 Menschen geimpft worden sein. "Es geht uns in erster Linie um die gesellschaftliche Verantwortung, die wir als Fußballverein haben. Nicht nur für unsere Fans, sondern für die gesamte Gemeinschaft", sagt Björn Hegemann, Leiter der Abteilung Fanangelegenheiten beim BVB, im Gespräch mit ntv.de.
Quelle: ntv.de, sue/dpa