Neue Theorie für Nagelsmann-Ende Hoeneß sieht "Problem für Lothar" und fordert Beweise
02.04.2023, 15:12 Uhr
Manager Hoeneß und Spieler Matthäus im Jahr 2000.
Wie genau hat der FC Bayern die Trennung von Trainer Julian Nagelsmann abgewickelt? Diese Frage erhitzt die Gemüter - erst bei Lothar Matthäus und Oliver Kahn, jetzt auch beim Münchner Ehrenpräsidenten. Uli Hoeneß schaltet sich in die Debatte ein und stellt eine Forderung an Matthäus.
Der FC Bayern streitet um die Deutungshoheit, streitet darum, wie die Trennung von Trainer Julian Nagelsmann tatsächlich abgelaufen ist und ob die Münchner dabei die Fußball-Netiquette gewahrt haben. Nun meldet sich auch Ehrenpräsident und Langzeit-Manager Uli Hoeneß, nachdem sich Bayern-Boss Oliver Kahn und Sky-Experte Lothar Matthäus rund um das Spitzenspiel des FCB gegen Borussia Dortmund einen verbalen Schlagabtausch geliefert hatten. "Ich sehe kein Problem für den FC Bayern", sagte Hoeneß, "sondern eher für Lothar Matthäus. Er muss seine Aussagen beweisen." Matthäus, selbst viele Jahre beim Rekordmeister aktiv, hatte Kahn der Lüge bezichtigt.
Hoeneß, der sich aus dem operativen Geschäft an der Säbener Straße zurückgezogen hat, aber immer wieder den Abwehrreflex vergangener Tage zu verspüren scheint, sagte dies dem "Kicker" zufolge "sachlich, ohne Schaum vor dem Mund" - und eröffnete zugleich eine weitere Argumentationslinie, warum Nagelsmann freigestellt wurde. "Julian Nagelsmann hätte nach der Niederlage in Leverkusen nicht in den Skiurlaub fahren dürfen", so der 71-Jährige, denn: "Wäre er in München geblieben, hätte man sich am Montag oder Dienstag zusammengesetzt und gesprochen. Und, wer weiß, was dann passiert wäre?" Stattdessen nahmen die Bayern-Bosse in Person von Sportvorstand Hasan Salihamidžić Kontakt zum vereinslosen Tuchel auf.
Am Donnerstagabend sickerten dann die ersten Gerüchte zur Demission von Nagelsmann durch, an der wenige Stunden später mehrere übereinstimmende Medienberichte schon keinen Zweifel mehr ließen. Der FC Bayern wartete dennoch bis zum späten Freitagnachmittag mit einer öffentlichen Aussage über die Verpflichtung von Thomas Tuchel. Hoeneß meinte nun, der sportliche Trend bei seinem Verein habe nach dem 1:2 in Leverkusen gegen einen Urlaub in der Länderspielpause gesprochen. Mit ein paar Spielern wie Thomas Müller, die keine Auswahlspiele bestritten, hätte Nagelsmann in München trainieren können.
Statt des 4:2 (3:0)-Erfolgs über Borussia Dortmund, mit dem die Bayern in der Bundesliga wieder die Tabellenführung übernommen haben, steht jetzt der Ablauf der Trennung im Mittelpunkt der Debatte. Wer hat wann mit wem gesprochen, wen telefonisch erreicht und welche Absprachen getroffen? Matthäus sagte am Rande des Topspiels, die Schilderungen des FC Bayern stimmten nicht mit dem überein, was er in Erfahrung gebracht habe: "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt."
Es wird spannend zu beobachten sein, ob Matthäus auf Hoeneß' Aufruf reagiert und seine Quellen oder zumindest deren Aussagen offenlegt. Ruhe dürfte sich bei den Münchnern trotz des klaren Sieges gegen den ärgsten Verfolger daher wohl erstmal nicht einstellen.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa