Fußball

"Hass und Neid nehmen zu" Kevin-Prince Boateng schimpft über "Witz" in Italien

Seine Zukunft sieht Boateng in Australien.

Seine Zukunft sieht Boateng in Australien.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Italien wird der Torwart Mike Maignan von Fans rassistisch angefeindet, als Strafe setzt es ein Geisterspiel für den Klub. Ex-Fußballstar Kevin-Prince Boateng findet das lächerlich. "Niemand schert sich darum, dass ein Stadion mal leer ist", sagt er. Seine Zukunft sieht er nicht in Europa.

Der ehemalige Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng hat nach dem Rassismus-Eklat um Torhüter Mike Maignan vom italienischen Fußball-Spitzenklub AC Mailand fortschreitende Fremdenfeindlichkeit in ganz Europa beklagt. Das Geisterspiel für Udinese Calcio als Strafe für die Beleidigungen gegen Maignan durch die Fans bezeichnete der 36-Jährige als "Witz". Stattdessen forderte der frühere Milan-Spieler einmal mehr Punktabzüge für Klubs nach rassistischen Ausfällen ihrer Anhänger.

"Europa ist aggressiv geworden. Hass und Neid nehmen zu. In der Politik versuchen die Rassisten zu regieren, wie es in Deutschland mit der AfD geschieht", sagte Boateng im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica".

In der "Gazzetta dello Sport" kritisierte der Halbbruder von Ex-Weltmeister Jérôme Boateng die Sanktion des italienischen Ligaverbandes gegen Udine. "Niemand schert sich darum, dass ein Stadion mal leer ist. Die Fans schauen sich das Spiel im Fernsehen an und kommen beim nächsten Mal wieder ins Stadion, als ob nichts passiert wäre", sagte der gebürtige Berliner.

Berufliche Zukunft in Australien

Wie seit Langem sprach sich Boateng für drastischere Strafen gegen Vereine aus: "Wenn solche Spiele als Niederlagen gewertet würden, würden die Fans da getroffen, wo es ihnen weh tut. Wenn die Strafen nicht hart genug sind, wird sich nichts ändern."

Rund ein halbes Jahr nach Beendigung seiner Laufbahn nach dem Bundesliga-Abstieg von Hertha BSC hält der ehemalige Profi Rassismus für ein unverändert großes Problem im italienischen Fußball. Seit seinem weltweit aufsehenerregenden Abgang vom Feld vor elf Jahren während seines Milan-Engagements nach rassistischen Beleidigungen und der nachfolgenden Diskussion über Fremdenfeindlichkeit im Profi-Fußball habe sich in Italien allerdings nichts geändert, meinte Boateng weiter: "Nur schwarze Spieler beziehen Position gegen Rassismus. Dabei sollten dies alle tun."

Nach den rassistischen Beleidigungen gegen Maignan wurden drei Männer und eine Frau bei der Staatsanwaltschaft von Udine angezeigt. Gleichzeitig hat die Polizei gegen sie eine fünfjährige Stadionsperre verhängt.

Angesichts der fremdenfeindlichen Auswüchse in vielen Ländern will Boateng offenbar in Europa keine Tätigkeiten im Fußball übernehmen. Vielmehr wolle er nach Australien ziehen, um in Down under "zum Wachstum des Fußballs beizutragen", beschrieb Boateng seine Zukunftspläne.

Quelle: ntv.de, ses/sid

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