Fußball

Mit dem Segen von Donald Trump Klub-WM? Da kann einem angst und bange werden

Der Schlüssel für die goldene Zukunft des Weltfußballs?

Der Schlüssel für die goldene Zukunft des Weltfußballs?

(Foto: REUTERS)

Im kommenden Jahr findet die Klub-WM zum ersten Mal im neuen XXL-Format statt. Die Auslosung in Miami gibt einen Vorgeschmack darauf, was die Menschen erwarten wird. FIFA-Boss Gianni Infantino feiert - vor allem sich selbst.

Gianni Infantino arbeitet weiter an seiner eigenen Unsterblichkeit und pfeift dabei auf alle Kritik. Die Klub-WM hat der FIFA-Präsident gegen alle Widerstände durchgesetzt, hat das Baby in die Welt gesetzt. Und nun sollen bitte alle hinschauen und es tätscheln. Zwar startet das Turnier erst im Sommer, aber schon bei der Auslosung am Donnerstag in Miami bekam die Welt einen bizarren Vorgeschmack, was für eine Show sich das umstrittene Fußball-Alphatier ab Juni wünscht. Ganz nach dem Motto: Make soccer great (again). Beim Zuschauen konnte einem angst und bange werden, in welche Gewässer der Fußball treibt und welche Kapitäne den Kurs mitbestimmen.

In den USA, wo das Turnier gespielt wird, ist das Motto wieder en vogue. Donald Trump wird nächster Präsident. Und wo die Mächtigen sind, da eilt Infantino immer sofort hin. So ließ er seine WM mit einer Video-Botschaft von Trump, einem "besonderen Freund", einläuten. Ihr den Segen verpassen, der ihr nicht überall auf der Welt erteilt worden war. Trump spricht keine zwei Minuten, er reiht assoziativ alles aneinander, was ihm zum Thema Fußball einfällt. Über Infantino sagt er: "Gianni ist ein Gewinner. Er ist Präsident, ich bin Präsident." Über den Sport: "Fußball ist eine große Sache und es wird immer größer. Fußball hat die USA erobert und ich freue mich auf eine großartige Zeit." Und sein Sohn Barron sei zwar, natürlich, auch ein guter Fußballer, aber vor allem ein noch größerer Fan.

GRUPPE A
Palmeiras (Brasilien)
FC Porto (Portugal)
Al-Ahly (Ägypten)
Inter Miami (USA)

GRUPPE B
Paris Saint-Germain (Frankreich)
Atletico Madrid (Spanien)
Botafogo (Brasilien)
Seattle Sounders (USA)

GRUPPE C
Bayern München
Auckland City (Neuseeland)
Boca Juniors (Argentinien)
Benfica Lissabon (Portugal)

GRUPPE D
CR Flamengo (Brasilien)
ES Tunis (Tunesien)
FC Chelsea (England)
Club Leon (Mexiko)

GRUPPE E
River Plate (Argentinien)
Urawa Red Diamonds (Japan)
CF Monterrey (Mexiko)
Inter Mailand (Italien)

GRUPPE F
Fluminense (Brasilien)
Borussia Dortmund
Ulsan HD FC (Südkorea)
Mamelodi Sundowns (Südafrika)

GRUPPE G
Manchester City (England)
Wydad AC Casablanca (Marokko)
Al-Ain (Vereinigte Arabische Emirate)
Juventus Turin (Italien)

GRUPPE H
Real Madrid (Spanien)
Al-Hilal (Saudi-Arabien)
CF Pachuca (Mexiko)
RB Salzburg (Österreich)

Der Beginn einer neuen Ära

Den USA stehen zwei großartige Fußball-Jahre bevor. 2026 findet die Weltmeisterschaft der Männer-Nationalteams in den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko statt. Ein Jahr zuvor steigt eben als Testballon die Klub-WM. Sie wurde irgendwie in den eh schon überfüllten Kalender gepresst. Weil sie über die Grenze der Saisons geht (vom 15. Juni bis 13. Juli 2025), muss sich die FIFA noch eine Hilfskonstruktion für Ende Juni auslaufende Verträge überlegen.

Aber nicht an diesem Abend. An diesem Abend glänzt nur die Show, glänzt nur Infantino. Er setzt den Ton, keine Spur von Demut: "Was für Emotionen, heute hier zu sein. Das ist Liebe, das ist Fußball. Fußball vereint die Welt und heute ist ein historischer Tag", sagte er. "Heute beginnt eine neue Ära im Klub-Fußball." Heute (und auch sonst) ist kein Platz für Probleme, das sagte er auch, ohne es allerdings auszusprechen. Dabei gab es sie ja.

Denn beinahe hätte die Welt gar nicht mitbekommen, dass die Klub-WM überhaupt gespielt wird. Denn es fehlte ein übertragender Sender. Das übernimmt nun der Streamingdienst DAZN, und gezeigt werden soll das Turnier sogar kostenlos. Dabei soll DAZN fast eine Milliarde US-Dollar hingeblättert haben, wohl mit Hilfe aus Saudi-Arabien. Das Land ist bekanntlich auch fast schon sicherer Gastgeber der WM 2034, gegen alle Kritik - und will Medienberichten zufolge bei DAZN Anteile erwerben, was aber offiziell dementiert wurde.

Womöglich also ein höchst fragwürdiges quid pro quo? Für Infantino egal, er macht aus Problemen dornige Chancen. Der TV-Deal? Das sei eine einmalige Sache, dass jemand so viel Geld bezahlt und das Turnier dann für die Fans kostenlos zeigt. So viel Geld? Medienberichten zufolge hatte die FIFA deutlich größere Summen im Sinn. Davon, dass sein Mega-Projekt mit dem Startschuss Auslosung beinahe ein Rohrkrepierer geworden wäre, kein Wort.

Infantino macht sich direkt mal ewig

Zurück zur Show, die ließ an Pomp und Gigantismus nicht eine Minute nach. Um die Trophäe zu enthüllen, holte sich Infantino die brasilianische Sturmlegende Ronaldo auf die Bühne. Gespielt wird um eine goldene Schale, die irgendwie an die deutsche Meisterschale erinnert. Infantino hat sich dort gleich zweimal verewigt. Wer kann, der kann. An seinem Erbe für den Fußball soll nie ein Zweifel bestehen. Und Obacht, natürlich auch hier wieder Superlative, dieses Mal architektonisch: Mit einem goldenen Schlüssel kann man die einzelnen Bestandteile in sich drehen lassen. Das hatte etwas von einem Pastor, der den Tabernakel öffnet. Kleines Gimmick von Infantino: Der Pokal, vom Luxuskonzern Tiffany gestaltet und damit vermutlich maximal teuer, soll von den teilnehmenden Klubs im Vorfeld auf einer Welttournee ausgestellt werden. Mit unsterblichen Grüßen von Gianni.

Dann geht es ans Eingemachte. Der Modus der Auslosung wird erklärt, er ist so kompliziert, dass man ihn sich eh nicht behalten kann. Die Kurzversion: Mannschaften aus den gleichen Kontinentalverbänden sollen nicht in einer Gruppe landen, dafür gibt es ein langes Regelkonstrukt. Weil man aber natürlich nicht nur die Teams aus den vier Töpfen auslost, taucht plötzlich auf dem Bildschirm ein zweites TV-Studio auf. Die Menschen dort ziehen die gezogenen Teams auf die Positionen 1 bis 4 in den Gruppen. Trainer-Legende Arsène Wenger steht zwischen mehr oder weniger bekannten Fußballlegenden, er beginnt für einen Augenblick zu tanzen.

Den Auftakt der Teams-Ziehung nach mehr als einer halben Stunde macht Ivanka Trump, die Tochter von Donald Trump. Ihr Ehemann Jared Kushner hatte während Trumps erster Amtszeit als US-Präsident zwei Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien für seine Investmentfirma erhalten. Danach wird weiter munter gezogen. Supermodels rühren in den Töpfen und Superkünstler, die man hier allerdings erstmal googeln muss, ziehen die Kugeln. Sie heben artig die leeren Hände, um Manipulationen auszuschließen.

Am Ende winkt vor allem die dicke Kohle

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Irgendwann werden noch die Spielorte in den USA vorgestellt. Für die deutschen Teams geht das Ganze glimpflich aus: Den in Topf 1 gesetzten Münchnern wurden zum Auftakt in Gruppe C die Neuseeländer von Auckland City zugelost, der weitere Gegner neben Argentiniens Traditionsklub Boca Juniors ist Benfica Lissabon (Portugal). Der BVB tritt in Gruppe F neben Außenseiter Mamelodi Sundowns gegen den brasilianischen Traditionsklub Fluminense und Ulsan HD FC (Südkorea) an und ging als Team aus Topf 2 damit absoluten Spitzengegnern vorerst aus dem Weg.

Eine große Frage aber bleibt: Wie sportlich relevant ist die Veranstaltung im kommenden Sommer eigentlich? Das kann niemand sagen. Vor allem die Europäer klagen über die zusätzliche Belastung. Für die anderen Teams kann es tatsächlich eine ganz schöne Reise sein. Ein Wettbewerb, um sich einem größeren Publikum zu zeigen. Sportlich mag die Idee reizvoll sein. Und wann spielt der FC Bayern schon mal gegen Boca Juniors? So oft passiert das nicht. Über die Nations League wurde anfangs auch gelacht, heute ist das anders. Wieso sollte das bei der Klub-WM nicht anders sein? Und wenn nicht? Den Klubs kann's komplett egal sein. Die Teilnahme ist nämlich äußerst lukrativ: Von 50 Millionen Euro Antrittsgage ist die Rede, dem Sieger winken bis zu 100 Millionen.

Quelle: ntv.de

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