Vier Dardais für ein Halleluja Konfliktpotenzial brodelt bei Hertha BSC zum Saisonstart
29.07.2023, 07:14 Uhr
Trainer Pal Dardai hat bei Hertha BSC nun seine drei Söhne auf dem Trainingsplatz.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Palko, Marton, Bence - und Pal: Mit dem Familienclan der Dardais startet Hertha BSC in die Zweitligasaison. Die Kaderzusammenstellung ist durchaus heikel und birgt Konfliktpotenzial. Doch Hertha bietet den Fans damit auch ein wichtiges Gut.
Der Vorlagengeber? Dardai. Der Torschütze? Dardai. In der Jubeltraube vereint? Dardai, Dardai, Dardai - und Dardai. Was nach einem lockeren Familienkick auf dem Bolzplatz klingt, ist bei Hertha BSC womöglich schon bald Realität in der 2. Fußball-Bundesliga. Die Familienzusammenführung der Dardais sorgt für eine ungewöhnliche Konstellation - und birgt durchaus Konfliktpotenzial.
Unter Trainer-Urgestein Pal Dardai trainieren beim Bundesliga-Absteiger die Söhne Palko (24), Marton (21) und Bence (17). Von Vetternwirtschaft darf dennoch keine Rede sein. "Die Spieler", sagte Dardai senior am Donnerstag und meinte damit den gesamten Kader, "sind alle meine Söhne".
Das Dardai-Quartett bei der Hertha ist seit Dienstag komplett. Offensivspieler Palko kehrte nach zweieinhalb Jahren beim ungarischen Erstligisten Fehervar FC zu seinem Berliner Jugendklub zurück. Der Kontakt, so heißt es, bestand seit einem knappen halben Jahr - also bereits vor der Re-Installation Dardais als Chefcoach im April. Palko, der sein bislang letztes Pflichtspiel für die Blau-Weißen im April 2019 ausgerechnet gegen den Gegner des Auftakts am Abend, Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr/Sky und Sport1 und im Liveticker auf ntv.de), gemacht hat, soll eine Kaderlücke in der Offensive schließen. "Es ist das schönste Gefühl überhaupt, wieder hier zu sein, wo ich von klein auf gespielt habe", sagte der älteste der drei Brüder.
Marton Dardai: "Muss das Doppelte zeigen"
Die Tatsache, dass er künftig mit den Familienmitgliedern zusammenarbeitet, habe keine Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt. Ausschlaggebend sei das Hertha-Management gewesen, das "das Ganze unbedingt machen wollte", sagte Palko Dardai: "Die Konstellation mit meinem Vater als Trainer kenne ich außerdem schon - sowohl aus dem Nachwuchs als auch bei den Profis. Das ist nichts Neues für mich."
Bei den Dardais gehört das zur Tradition. Pal Dardai trainierte unter seinem Vater, nun scheucht er die eigenen Söhne über den Rasen. Die Vaterrolle ruht dann. Bei der Arbeit ist Dardai nur Trainer - und er muss es auch. Die Kaderzusammenstellung ist durchaus heikel. Dardai läuft Gefahr, dass ihm - intern und extern - Entscheidungen zugunsten seiner Söhne negativ ausgelegt werden könnten.
Eine bevorzugte Behandlung ihres Vaters sehen die Söhne nicht - im Gegenteil. "Klar behandelt er mich ein bisschen strenger, damit es nicht so rüberkommt, dass ich bevorzugt werde - aber die Jungs spüren das auch", sagte Marton Dardai zuletzt dem "Kicker": "Es ist schwieriger, mich in der Mannschaft zu beweisen. Ich muss natürlich das Doppelte zeigen." Die Kaderplätze sind sportlich gerechtfertigt. Das Trio spielte in den Nachwuchsmannschaften des DFB, Palko hat im Vorjahr sein Debüt in der ungarischen Nationalmannschaft gegeben. Bence, der in der Vorbereitung auf sich aufmerksam machte, wurde mit der deutschen U17 kürzlich Europameister.
Sportlich können die Dardais die abgestürzte Hertha auffangen. Nach Jahren der Entfremdung und des finanziellen Größenwahns bieten sie den Fans zudem ein wichtiges Gut: Identifikation. Pal Dardai ist Rekordspieler des Klubs. Das Team betreut er als Chefcoach bereits zum dritten Mal. Die Verbundenheit ist groß. Gemeinsam mit dem Familienclan soll nun die Rückkehr in die Bundesliga gelingen.
Quelle: ntv.de, dbe/sid