FC Bayern triumphiert in Rom Müller schickt Gewinnwarnung raus
22.10.2014, 05:10 Uhr
Thomas Müller, der Weltmeister und Mann der klaren Worte macht den Matthias Sammer und tritt nach dem Kantersieg gegen die Roma auf die Euphoriebremse.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der FC Bayern kommt, sieht - und watscht den AS Rom so richtig ab. Das 7:1 ist in der Tat eine Überraschung, das Achtelfinale in der Champions League so gut wie gebucht. Die Münchner sind besser, als sie zugeben wollen.
Thomas Müller ist ein Mann, der es gewohnt ist, den Fußballplatz als Sieger zu verlassen. Er kann mit Erfolg umgehen, er weiß, was zu tun ist. Also gab er noch im Stadio Olimpico flugs eine Gewinnwarnung heraus: "Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt die Erwartungshaltung nicht den Ergebnissen anpassen." Will heißen: Auch dem FC Bayern gelingt nicht jeden Tag ein Kantersieg. Und nicht nur Müller weiß, dass am Ende der Gewinn geringer ausfallen kann als erhofft - und es nichts wird mit dem Titel in der Champions League.
Tore: 0:1 Robben (9.), 0:2 Götze (23.), 0:3 Lewandowski (25.), 0:4 Robben (30.), 0:5 Thomas Müller (36. Handelfmeter), 1:5 Gervinho (66.), 1:6 Ribery (78.), 1:7 Shaqiri (80.)
Rom: De Sanctis - Torosidis, Yanga-Mbiwa, Manolas, Cole (46. Holebas) - Nainggolan, De Rossi, Pjanic (79. Ljajic) - Iturbe, Totti (46. Florenzi), Gervinho
München: Neuer - Bernat, Jerome Boateng, Benatia, Alaba - Lahm, Alonso - Robben, Thomas Müller (60. Rafinha), Götze (79. Shaqiri) - Lewandowski (68. Ribery)
Referee: Eriksson (Schweden) Zus.: 62.292
Schüsse: 12:23 Ecken: 2:6 Ballbes: 37:63
Erst aber einmal haben die Münchner an diesem lauen italienischen Dienstagabend mit 7:1 (5:0) bei AS Rom gewonnen und führen nun nach drei Runden und drei Siegen souverän die Tabelle der Gruppe E an. Das Achtelfinale ist quasi gebucht. Da wollte sich auch Müller der Wucht dieses Triumphes nicht entgegenstellen: "Die erste Halbzeit war exzellent von uns." Und: "Wir wollen natürlich am liebsten jedes Spiel so spielen." Das wäre in der Tat eine prima Voraussetzung dafür, dass der FC Bayern - wie 2012 mit Jupp Heynckes - nun in seiner zweiten Spielzeit unter Anleitung ihres Trainers Josep Guardiola alles abräumt, was es abzuräumen gibt. Der aber sagte: "Das 7:1 ist eine Ausnahme."
Beeindruckend und beängstigend zugleich
Diese Einschätzung hat er nicht exklusiv. Doch mit welcher Präzision der FC Bayern die Römer im mit 62.292 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion demontierte, war beeindruckend und beängstigend zugleich. Nach dieser Machtdemonstration drängt sich der Eindruck auf, dass die Münchner besser sind, als sie zugeben wollen. Noch vor der Partie beim vermeintlich ärgsten Konkurrenten im Kampf um den Gruppensieg hatte Guardiola behauptet: "Wir haben noch nicht unser Top-Level erreicht."
Nur zur Erinnerung: In der Bundesliga haben die Bayern die jüngsten vier Spiele gewonnen, dabei 16 Tore geschossen und kein einziges kassiert. Zuletzt hatten sie den SV Werder Bremen mit 6:0 besiegt, der nun von sich behaupten kann, nicht so viel schlechter als die zweitbeste Mannschaft Italiens zu sein. Die wurde zwar von den Fans auch nach diesem Debakel mit Applaus verabschiedet, auch während der 90 Minuten und davor hatten die Anhänger der Roma mit Gesang und allerlei Feuerwerk für eine denkwürdige Stimmung gesorgt, zu der die Gäste aus München in ihrem Block einen gehörigen Teil beitrugen.
Auf den Rasen aber hatten die Römer um ihren zur Halbzeit ausgewechselten Kapitän Francesco Totti gnadenlosen Münchnern wenig bis nichts entgegenzusetzen. Oder wie Guardiola es formulierte: "Das ist ja eigentlich eine Mannschaft, die gut spielen kann - aber das schien heute nicht so zu sein." Seinem Team attestierte er: "Es gibt keine gute Taktik ohne gute Spieler. Wir waren sehr aggressiv und haben gute Entscheidungen getroffen." Zum Beispiel die, in den ersten halben Stunde gleich viermal zuzuschlagen und dann sechs Minuten später noch einen draufzusetzten. Dreierabwehrkette hin, feines Passspiel und Dauerrochade im Angriff her - das probateste, weil im Fußball immer noch nahezu unschlagbare Mittel ist es, den Gegner durch ständiges Toreschießen zu zermürben.
Arjen Robben hatte sich zweimal daran beteiligt und war dementsprechend zufrieden: "So einen Abend muss man genießen, aber lass uns mit zwei Füßen auf dem Boden bleiben und weiter arbeiten." Auch wenn er sagte: "Was wir miteinander gemacht haben, war richtig klasse" - Robben weiß: Es war halt nur ein Gruppenspiel. Allerdings ein verdammt beeindruckendes. Heute empfängt übrigens der Papst den FC Bayern. Aber wie hatte Thomas Müller schon am Montag gesagt? "Wir hauptsächlich wegen dem Fußball hier." Ansonsten kennt er sich aus, sogar mit 7:1-Siegen. Gut drei Monate ist es her, da gewann er mit der deutschen Nationalelf und eben diesem Resultat das WM-Halbfinale gegen Brasilien. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Müller ist jetzt Weltmeister.
Quelle: ntv.de