Fußball

NFL-Show okay, DFB-Show nicht? Oliver Bierhoff versteht die Fußball-Fans nicht mehr

Oliver Bierhoff (l.) mit dem ehemaligen NFL-Spieler Sebastian Vollmer (m.)

Oliver Bierhoff (l.) mit dem ehemaligen NFL-Spieler Sebastian Vollmer (m.)

(Foto: IMAGO/Schüler)

Ex-DFB-Manager Oliver Bierhoff kehrt als Berater der New England Patriots nach Frankfurt zurück. Der neue Job im Football ist auf den zweiten Blick weniger überraschend als er zunächst anmutet. So richtig versteht er die Welt der Fußball-Fans nicht mehr. Was sie dort ablehnen, lieben sie in der NFL, sagt er.

Der Gedanke, einen Ball durchs Frankfurter Fußballstadion zu schießen, reizt Oliver Bierhoff noch immer - selbst wenn der nicht rund, sondern eiförmig ist. "Leider werde ich nicht zum Kick aufgerufen", sagte der langjährige Geschäftsführer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schmunzelnd. Beim NFL-Spiel der New England Patriots gegen die Indianapolis Colts am Sonntag (15.30 Uhr/RTL) ist Bierhoff als Berater der Patriots aber "natürlich da".

Seit Mitte Oktober steht der 55-Jährige dem sechsmaligen Super-Bowl-Champion als "Business Advisor" bei der Erschließung des deutschsprachigen Marktes zur Seite - "kein hauptamtlicher, operativer Job", wie Bierhoff betonte. Der Wechsel zum Football kam für viele überraschend. Bierhoffs Verbindung zur NFL ist natürlich längst nicht so tief wie jene zum Fußball, neu ist sie aber nicht. "Ich bin Footballfan seit über 15 Jahren", erklärte Bierhoff: "Mich hat der amerikanische Sport und auch die Herangehensweise schon immer begeistert."

Schon in seiner Zeit beim DFB suchte Bierhoff den Kontakt zum US-Sport, besuchte etwa die Athleten der Duke University und knüpfte Kontakte mit MLS-Klub New England Revolution. Als die deutsche Nationalmannschaft im Oktober auf US-Reise war, schaute Bierhoff mit einer Delegation aus der Bundesliga vorbei und vertiefte die Verbindungen.

Was der Fußball vom Football lernen kann

Im Rückblick auf seine DFB-Tätigkeit wirkt der Sprung hinter die Kulissen der geölten Marketing-Maschine NFL auf den zweiten Blick auch gar nicht mehr so abwegig. Dass Bierhoff immer schon über die Grenzen des Rasens hinaus ans Geschäft dachte, ist keine Neuigkeit. Beim deutschen Publikum brachte ihm nicht zuletzt die Marketingorientierung und eine damit einhergehende Entfremdung der DFB-Auswahl von der Basis Kritik ein.

Im Fußball müsse "man seine Identität behalten, man kann aber auch viel voneinander lernen", sagte Bierhoff mit Blick auf Fankultur und Show-Elemente im Football. In Deutschland schließe man "häufig viele Dinge kritisch aus, wenn Helene Fischer in der Halbzeitpause spielt, ist das eine Krise. Gleichzeitig finden wir aber American Football total gut und freuen uns über die Halftime-Show von Rihanna oder Beyoncé."

Der Football-Hype in Deutschland ist groß und der deutsche Markt inzwischen der zweitwichtigste für die NFL. Am Ende bleibe der Fußball aber "die Nummer eins, ohne Zweifel", sagte Bierhoff - nicht nur in Deutschland, sondern auch für ihn persönlich. Der Aufbruch zu neuen Ufern sei "keine Abkehr vom Fußball", stellte er klar: "Fußball wird weiter meine große Liebe sein."

Quelle: ntv.de, sue/sid

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