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Achtjährige mit Schädelprellung Polizeieinsatz in Braunschweig wirft Fragen auf

Fußball wurde auch gespielt: Braunschweig und Berlin trennten sich 1:1.

Fußball wurde auch gespielt: Braunschweig und Berlin trennten sich 1:1.

(Foto: picture alliance/dpa)

Über das Remis zwischen Braunschweig und Hertha BSC wird noch viel zu reden sein. Nicht unbedingt wegen des sportlichen Ergebnisses, sondern vor allem wegen der Szenen, die sich nach Abpfiff abspielten. Zwischen Fans und Polizei eskaliert es und die Aussagen beider Seiten passen nicht immer zusammen.

Nach den Ausschreitungen im Zweitliga-Spiel gegen Hertha BSC am vergangenen Samstag hat Eintracht Braunschweig erste Maßnahmen angekündigt und sich für eigene Fehler entschuldigt. Unter anderem hatten einige Berliner Fußball-Anhänger Eintrittskarten für den Bereich der Heimfans erhalten. Die Folgen seien Auseinandersetzungen kurz vor Ende der Partie zwischen Anhängern beider Vereine in der Nordkurve gewesen, schrieb der Verein.

"Vorweggenommen stellen wir fest, dass wir unsere selbst gesteckten Ziele und Qualitätsstandards in Bezug auf die Trennung von Heim- und Gästefans an diesem Spieltag nicht erreicht haben, dafür möchten wir unsere Fans um Entschuldigung bitten", hieß es von Klub-Seite. Für das nächste Heimspiel am 8. März gegen Hansa Rostock sollen Maßnahmen getroffen werden, "um die Anzahl von Gästefans im Bereich der Nordkurve erheblich zu minimieren und eine bessere Fantrennung sicherzustellen".

Was war passiert? Bei den Ausschreitungen in der Schlussphase der Partie am Samstag hatte es mehrere Verletzte gegeben. Nach Polizeiangaben wurden 13 Beamte verletzt. Eintracht Braunschweig sprach von einer zweistelligen Zahl verletzter Fans, fünf mit "schweren bis sehr schweren Kopf- oder Gesichtsverletzungen".

Pfefferspray und widersprechende Aussagen

Besonders der Fall einer Achtjährigen sorgte für Aufsehen. Das Mädchen soll von einem Polizisten umgerannt und dabei von seinem Helm getroffen worden sein. Laut Krankenhausdiagnose, die dem "Spiegel" vorliegt, soll sie eine Schädelprellung erlitten haben. Die Polizei erklärte dem Nachrichtenmagazin zunächst, den Vorfall nicht "verifizieren" zu können. Später veröffentlichten die Beamten eine Pressemitteilung mit der Suche nach Zeugen, in der es dann hieß: Man könne "aufgrund des dynamischen Geschehens" nicht ausschließen, "dass möglicherweise doch ein Kind zu Fall gekommen ist".

Es ist nicht das einzige Detail, bei dem es unterschiedliche Darstellungen der Polizei, des Vereins und der Fanvertreter gibt. Klar ist, nach übereinstimmenden Berichten kam es bereits in den Schlussminuten des Spiels zu Handgreiflichkeiten zwischen Anhängern beider Klubs auf der Nordtribüne des Eintracht-Stadions. Die konnten durch den Einsatz von Ordnern und Polizisten schnell wieder beendet werden.

Die Lage eskalierte erst, als nach dem Abpfiff hinter der Südtribüne erneut Auseinandersetzungen zwischen Braunschweiger Anhängern ausbrachen. Nach Angaben des Vereins hätten eine Ordnerin und mehrere andere Fans auch diese Situation bereits wieder beruhigt gehabt. In einer Mitteilung der Polizei ist jedoch von einem Angriff auf die Ordnerin die Rede, der wiederum den Einsatz einer Polizeieinheit ausgelöst hätte. Nur: Im "Spiegel" dementierte die mutmaßliche Ordnerin einen vermeintlichen Angriff.

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In der Folge kam es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen den Einsatzkräften und Braunschweiger Fans - es kam auch zum Pfefferspray-Einsatz. Nach Polizeiangaben hätten 200 Anhänger einen "geschlossenen Block" gebildet, aus dem heraus ein Einsatzbeamter tätlich angegriffen worden sei. Der Versuch, diesen Personenblock aus dem Stadion zu leiten, hätte zu weiteren Angriffen auf der Fan- sowie "fortlaufenden Zwangsmaßnahmen" auf der Polizei-Seite geführt.

Die Braunschweiger Fanhilfe räumte im "Spiegel" ein, dass es auch Schläge gegen Polizisten gegeben habe. Fans hätten versucht, Menschen zu helfen, auf denen Polizisten lagen. Laut Verein sollen Zeugen beobachtet haben, dass ein Beamter einem Mann in den Rücken gesprungen sei. Die Eintracht stellte grundsätzlich fest, dass "das Ausmaß an Verletzungen so vieler Menschen Fragen bezüglich der Verhältnismäßigkeit dieses Einsatzes und dem angemessenen Einsatz polizeilicher Mittel durch einzelne Beamtinnen und Beamte aufwirft". Es wird noch viel aufzuklären sein.

Quelle: ntv.de, ses/dpa

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